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Erfurt will bei Theaterförderung nachverhandeln. Foto: Hufner
Wartburgkreis hat nun doch Theaterreform zugestimmt. Foto: Hufner
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Theaterreform in Thüringen - Keine Schließungen geplant [update, 3.3.]

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Erfurt - Thüringens rot-rot-grüne Landesregierung sieht sich bei der geplanten Theaterreform im Endspurt. Laut dem am Dienstag im Kabinett beratenen Papier zum Zwischenstand der neuen Strukturen ist vorgesehen, dass die Orchester in Gotha und Eisenach fusionieren und künftig an beiden Standorten Auftritte geben. Geplant ist zudem, dass die Häuser in Eisenach und Rudolstadt Produktionen austauschen.

Nach den Plänen von Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) sollen das Nationaltheater Weimar und das Erfurter Theater mehr gemeinsame Produktionen erarbeiten und zeigen. Auch die Jenaer Philharmonie und das Philharmonische Orchester Altenburg-Gera sollen enger zusammenarbeiten.

 

Pressemitteilung der Thüringer Staatskanzlei:

Endspurt für künftige Theaterverträge

Das Kabinett hat sich in seiner Sitzung am 1. März mit der Theater- und Orchesterfinanzierung ab 2017 befasst. Der Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten, Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff, berichtete über den Stand der Verhandlungen mit Trägern und Zuwendungsgebern.

In den vergangenen Monaten wurden in Form öffentlicher Veranstaltungen, an denen insgesamt mehrere tausend Menschen teilgenommen haben, sowie Gesprächen mit den Trägern der Theater und Orchester, Gewerkschaften und Betriebsräten sowie Interessenverbänden über die Fortentwicklung und Stabilisierung der Thüringer Theater und Orchester gesprochen. Seit Anfang des Jahres 2016 finden Gespräche über die künftigen Theaterverträge statt, die nun in konkrete Verhandlungen münden sollen.

Gegenwärtig zeichnen sich Veränderungen in der Struktur der Thüringer Theater- und Orchesterlandschaft ebenso ab wie eine behutsame Intensivierung von Kooperationen zwischen den Häusern. Vorgesehen ist, dass die Orchester in Gotha und Eisenach verschmelzen und zukünftig an beiden Standorten das Angebot an Konzerten, Ballettaufführungen usw. absichern. Auf den Weg gebracht wird ein Produktionsaustausch zwischen den Standorten Rudolstadt und Eisenach im Bereich Schauspiel.

Das Deutsche Nationaltheater Weimar und das Theater Erfurt sollen die bewährte Zusammenarbeit mit dem Austausch von Produktionen bzw. gemeinsamen Produktionen vertiefen und ausbauen. Die Jenaer Philharmonie und das Philharmonische Orchester Altenburg-Gera werden gemeinsame Projekte umsetzen. Das Thüringer Staatsballett soll zukünftig regelmäßige Präsenzen in Erfurt haben.

Die Strukturveränderungen berücksichtigen das altersbedingte Ausscheiden von Beschäftigten, deren Stellen zum Teil nicht nachbesetzt werden. In Einrichtungen ohne flächentarifliche Bindung sollen Verbesserungen bei den Arbeitskonditionen erreicht und damit mehr Tarifgerechtigkeit hergestellt werden.

Das Land beteiligt sich entsprechend seines Finanzierungsanteils an Tarifsteigerungen. Dort, wo Strukturveränderungen auf den Weg gebracht werden, unterstützt das Land im Rahmen seiner haushaltsrechtlichen Möglichkeiten diesen Transformationsprozess.

Perspektivisch soll erreicht werden, dass Landkreise, die zum Verflechtungsraum eines Orchesters- oder Theaters gehören, sich auch regelmäßig an dessen Finanzierung beteiligen.

Der Zeitplan sieht vor, dass die Finanzierungsverträge bis April 2016 unterschriftsreif vorliegen und danach in den kommunalen Gremien sowie im Landtag und seinen Ausschüssen beraten werden. Die Unterzeichnung der Verträge soll im Sommer erfolgen.

Dazu Minister Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff: „Unser zentrales Anliegen war und ist es, belastbare und verlässliche Strukturen auf den Weg zu bringen, damit die Theater- und Orchesterlandschaft in Thüringen sich weiterhin positiv entwickeln kann; dies bei gerechter Vergütung guter Arbeit. Das Land wird dazu seinen Finanzierungsanteil leisten. Die Kommunen, die Träger von Theatern und Orchestern sind, bekennen sich trotz häufiger Haushaltsnotlage uneingeschränkt zu ihren Kulturbetrieben. Das begrüße ich ausdrücklich. Nun ist es notwendig, mehr Gerechtigkeit in der kommunalen Kulturfinanzierung zu erreichen, damit die Träger von Theatern und Orchestern ihren Verpflichtungen bei der Wiedererlangung von Tarifgerechtigkeit nachkommen können.“

[update, 3.3.]

Der Deutsche Musikrat nimmt Stellung zur geplanten Orchesterfusion in Thüringen:

Kulturelle Vielfalt für das Miteinander

Nach bereits gravierenden finanziellen und strukturellen Einschnitten in der Orchester- und Theaterlandschaft in Thüringen, zeichnen sich nun in Bezug auf die geplante Orchesterfusion der Landeskappelle Eisenach mit der Thüringen Philharmonie Gotha weitere Stellenabbaupläne ab. Die Mindestgröße von 66 Stellen im Orchester wird mit der bisher vorgesehen Größe von 56 Stellen deutlich unterschritten.

Hierzu Prof. Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates: „Gerade jetzt, wo so viele Menschen Zuflucht in unserem Land suchen, muss die kulturelle Infrastruktur gestärkt und ausgebaut werden. Kultur eröffnet die Möglichkeit Gemeinsamkeiten zu finden und Unterschiede anzuerkennen. Kultur kann Brücken zwischen den nicht verhandelbaren Werten des Grundgesetzes und den Kulturen anderer Herkunftsländer schlagen. Bei aller Anerkennung der kommunikativen Bemühungen des Thüringischen Kulturministers Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff steht die deutliche Gefahr im Raum, dass die beispiellose Kulturelle Vielfalt im Land Thüringen durch seine Reformvorhaben geschreddert wird. Noch steht Thüringen für die Bedeutung des regionalen Kulturlebens. Ich appelliere an Minister Hoff, diese auch international hochgeschätzte Kulturelle Vielfalt im Sinne der gleichnamigen UNESCO-Konvention zu schützen und zu fördern und nicht auf der Thüringischen Schlachteplatte zu servieren.“

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