Erfurt - Der Freistaat will seine Kulturarbeit in den kommenden Jahren ausweiten. Dazu stellte Kultusminister Christoph Matschie (SPD) am Dienstag das neue Kulturkonzept der Landesregierung vor. Mit ihm bekenne sich das Land "zu seiner Verantwortung für den Erhalt und die Fortentwicklung seiner Kulturlandschaft", sagte er.
Während bislang das Erbe fürstlicher Residenzen im Fokus gestanden habe, sollen nun die von Thüringen ausgegangenen Aufbrüche stärker in den Mittelpunkt rücken. Dazu zählten etwa die Reformation und die Klassik aber auch die Moderne. Der Kulturbegriff soll umfassender werden.
Nachdem zahlreiche Punkte des Vorgängerkonzepts abgearbeitet seien, müssten nun neue Perspektiven formuliert werden, sagte er weiter. Das kulturelle Erbe solle nicht nur gepflegt und geputzt werden - man müsse sich damit auch auseinandersetzen. Schwerpunkte des Konzepts sind den Angaben zufolge eine bessere Finanzausstattung, die Erstellung von regionalen Entwicklungsplänen sowie die Stärkung der Museen. Matschie verwies darauf, dass das Land bei sinkendem Haushaltsvolumen die Kulturausgaben erhöhe. So kletterten die Aufwendungen bis 2014 im Vergleich zum Jahr 2009 um mehr als ein Viertel.
Kulturausgaben gestiegen
Zur besseren Finanzierung soll unter anderem der Kulturlastenausgleich beitragen. Der in den Jahren 2013 und 2014 mit jeweils neun Millionen Euro gefüllte Topf soll Kommunen beim Erhalt bedeutsamer kultureller Einrichtungen helfen. Näheres soll eine Verordnung regeln. Matschie rechnet mit Beziehern "im niedrigen zweistelligen Bereich".
Darüber hinaus will das Land künftig Kulturentwicklungspläne fördern. Damit soll einerseits die kulturelle Vielfalt erhalten zugleich aber auch ein Doppelangebot auf engem Raum vermieden werden. Die Ideen dazu sollen aber aus den jeweiligen Häusern kommen. Aus etwaige Kooperationen könnten in einigen Jahren dann auch Strukturentscheidungen erwachsen, sagte Matschie weiter.
Mit Blick auf die Museen unterstützt das Land den Ausbau eines Kompetenznetzwerkes. Vor allem die institutionell geförderten Museen sollen sich stärker einbringen und auch andere Häuser unterstützen. Weiter sieht das Konzept vor, die Forschungsarbeit der Klassik Stiftung durch einen Forschungsverbund mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach und der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel zu vertiefen. Für die Bibliotheken im Land soll zudem zusammen mit den kommunalen Spitzenverbänden ein Entwicklungsplan erstellt werden. Ziel sei es, unter anderem die Häuser stärker in die schulische Arbeit zu integrieren.
Linke: Grundlage für die Zukunft
Die Linke sprach von einer "Grundlage für eine zukunftsorientierte und langfristige Fortschreibung des kulturellen Selbstverständnisses Thüringens". Das Konzept zeuge von einem ganzheitlichen und auch zukunftsorientierten Kulturverständnis, sagte Landtagsabgeordnete Birgit Klaubert. Es würden klare Handlungsstrategien benannt und viele Probleme öffentlich anerkannt. Zugleich mahnte sie aber erneut ein Kulturfördergesetz an.
Nach Ansicht des Kulturrats Thüringen war das Konzept überfällig. Klaus Nerlich, Präsident des Spitzenverbands der Kulturverbände, monierte jedoch, dass der Rat seiner Ansicht nach "nicht ausreichend in die Endabstimmung eingebunden" worden sei. Eine endgültige Bewertung soll nun nach Lektüre des Konzepts folgen.