Erfurt - Das Kulturkonzept der Thüringer Landesregierung soll bis Ende des Jahres stehen. Dies sei ein ehrgeiziger Zeitplan, sagte Kultusminister Christoph Matschie (SPD) am Dienstag in Erfurt. Das sogenannte «Leitbild Kultur» soll vom Thüringer Kulturforum erarbeitet werden, das erstmals am 21. Mai in Sondershausen zusammenkommt. Die Linke befürchtet, dass die Runde zu einer «Alibi-Veranstaltung» verkommt.
Teilnehmen werden dem Minister zufolge Vertreter der Landes- und Kommunalpolitik, der Kultureinrichtungen sowie der Verbände und Stiftungen. Geplant sind mehrere Workshops und Vorträge. Bei der Auftaktveranstaltung wird unter anderem der frühere Theaterintendant, Schriftsteller und Berater Michael Schindhelm über den Stellenwert von Kultur sprechen.
Laut Matschie soll das Forum darüber diskutieren, wie die Thüringer Kulturlandschaft erhalten und weiterentwickelt werden könne. Kultur sei einer der wesentlichen Standortfaktoren und Alleinstellungsmerkmale des Landes. Die «einmalige Substanz» müsse stärker als bisher bei der Vermarktung des Landes und bei der Wirtschafts- und Tourismusentwicklung berücksichtigt werden.
Im Konzept werden dem Minister zufolge thematische, inhaltliche und regionale Schwerpunkte festgelegt, nicht aber die konkrete Finanzierung einzelner Kulturbereiche. Dazu sei erst die «Gesamtschau» auf die Kulturentwicklung notwendig, sagte der Minister. Eine Arbeitsgruppe werde sich aber mit verschiedenen Finanzierungsmodellen auseinandersetzen, hieß es.
Linke-Kulturpolitikerin Birgit Klaubert mahnte, eine weitere Aufzählung und Würdigung der kulturellen Vielfalt sei unnötig. Es müsse deutlich gesagt werden, wohin sich die Kultur in Thüringen entwickeln solle und auf welchen finanziellen Grundlagen. Kultur dürfe nicht nach Kassenlage stattfinden. Insbesondere die Kommunen müssten in die Lage versetzt werden, ihre Kulturaufgaben zu erfüllen.
Derweil fordern die Thüringer Theater eine Aufstockung ihrer Etats um mehrere Millionen Euro. Ansonsten könne der Status quo nicht gehalten werden, berichtete der MDR Thüringen unter Berufung auf die sieben größten Spielstätten im Freistaat. Das Theater Erfurt und das Deutsche Nationaltheater Weimar rechneten in den nächsten Jahren mit Kostensteigerungen von rund zwei Millionen Euro.
Die Unterstützung der Thüringer Theater und Orchester muss neu verhandelt werden, weil die in der letzten Wahlperiode geschlossenen Finanzierungsvereinbarungen Ende 2012 auslaufen. Matschie will parallel zur Leitbild-Debatte Gespräche mit dem Deutschen Bühnenverein und den Theaterintendanten aufnehmen. Ziel müsse es, den Theatern eine «langfristige Perspektive» zu eröffnen.
Um Gelder zu sparen, hält Matschie weitere Fusionen von Spielstätten für denkbar. Dies müssten die betreffenden Häuser aber selbst wollen. Eine gelungene Kooperation gebe es zwischen den Bühnen Gera und Altenburg. In Eisenach und Meiningen funktioniere die Zusammenarbeit nicht. Eine Fusion der Theater Erfurt und Weimar ist aus Sicht von Matschie vom Tisch: Die Debatte darüber sei so «ungeschickt» geführt worden, dass sie nicht wieder aufgegriffen werden solle.