Ein Staatstheater Weimar-Erfurt als Fünf-Sparten-Haus oder alles lassen wie gehabt? Eine Fusion der Landeskapelle Eisenach mit Gotha oder ein Theaterverbund mit Rudolstadt und Nordhausen? Thüringen diskutiert über neue Theater-Strukturen.
Thüringens Theater und Orchester sollen nach dem Willen der rot-rot-grünen Landesregierung langfristige Perspektiven bis 2025 bekommen. Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) stellte am Donnerstag in Erfurt Trägern und Kommunen verschiedene Strukturmodelle zur Diskussion vor. Zündstoff vorprogrammiert ist wohl beim Vorschlag eines Staatstheaters Weimar-Erfurt. Vor 20 Jahren scheiterte diese Idee schon einmal an den Kommunen. Hoff sagte, die Träger und Häuser könnten sich immer auch für ein Fortführen des derzeitigen Zustandes entscheiden. Das bedeute aber, notwendige Entscheidungen zu vertagen – und möglicherweise seien dann die finanziellen Rahmenbedingungen schlechter als derzeit.
Die Zeit drängt: Ende 2016 läuft die derzeitige vierjährige Finanzierungsvereinbarung aus. „Ab jetzt wird inhaltlich öffentlich diskutiert“, sagte Hoff. Seit Jahresanfang hatte das Land hinter verschlossenen Türen Träger, Intendanten, Gewerkschaften und Vereine über deren Zukunftsvorstellungen befragt. Bereits vor der Sommerpause
2016 soll der Landtag die neue Finanzierungsvereinbarung verabschieden. Danach sollen die Verträge mit den Trägern abgeschlossen werden.
Die Vorschläge des Landes lassen den Kommunen und Trägern mehrere Optionen offen. Für die Region Mittelthüringen mit Erfurt, Weimar und Gotha sind es neben dem Status quo etwa eine Landesträgerschaft des Orchesters Erfurt mit der Staatskapelle Weimar oder die Fusion des Erfurter Orchesters mit der Philharmonie in Gotha. Das Land präferiert jedoch ein ganz anderes Modell: ein Staatstheater Weimar-Erfurt als Fünf-Sparten-Haus, zu dem eine Ballettsparte und das Puppentheater Waidspeicher hinzustoßen könnte. Dieser Vorschlag ist jedoch nicht neu. Vor 20 Jahren hatte ihn eine Kommission um den Theatermann August Everding schon einmal präsentiert. Er scheiterte jedoch am politischen Willen der Kommunen.
Seit 1990 stehen die Theater und Orchester in Thüringen – ein Erbe der Fürsten- und Herzogtümer – wegen knapper Mittel von Land und Kommunen, Tarifsteigerungen und höherer Kosten immer wieder zur Disposition. Es gab Fusionen, Sparten wurden gestrichen, Mitarbeiter entlassen. All dies reichte jedoch nicht aus. Etliche Häuser arbeiten dennoch an der finanziellen Schmerzgrenze und mit Haustarifen – oder wie in Eisenach mit gar keinem Tarif.
Das sei ein unhaltbarer Zustand, sagte Hoff. Mittelfristig will das Land deshalb zurück zum Tarifvertrag für alle Häuser. Nur so könnten gute Leute nach Thüringen geholt werden. Ein Vorschlag: Das Land zahlt die Gehälter, die Träger kommen für die Investitionen und Instandsetzungen an den Einrichtungen auf. Zudem soll es einen „Thüringer Theater-Pool“ mit den Mitarbeitern geben. Um 2020 wird laut Hoff eine Vielzahl an Künstlern in den Ruhestand gehen.
Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben.