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Tradition und Niveau erhalten

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Aus einem Interview mit dem neuen Kreuzchor-Kantor
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Die Geschichte des Dresdner Kreuzchores umfaßt weit über sieben Jahrhunderte, ist damit einer der ältesten Knabenchöre der Welt. Gegründet als Lateinschule an der „capella sanctae crucis“, der heutigen Kreuzkirche und Heimstätte des Chores, hat sich mit dem Kreuzchor die mittelalterliche Tradition liturgischer Knabengesänge bis in unsere Tage erhalten. Chrsitian Kröber unterhielt sich mit dem neuen Kantor Roderich Kreile. nmz: Sie sind als Kantor aus den westlichen Bundesländern gekommen. Gab es Schwierigkeiten? Kreile: Es gab für mich überhaupt keine Schwierigkeiten. Ich bin überall in Dresden, sei es bei Institutionen, sei es beim Konzertpublikum, sehr offen aufgenommen worden. nmz: Gleich nach Ihrem Amtsantritt sind Sie nach Japan aufgebrochen... Kreile: Diese Reise war eine Herausforderung für beide Seiten. Die Vorbereitungszeit für die beiden Werke, h-Moll-Messe und Matthäus-Passion, war relativ kurz und auch die Zeit des gegenseitigen Vertrauenfassens von Chorleiter zu Chorleiter und Chorleiter zu Chor war ja nun auch sehr kurz, nachdem ich erst am 12. Januar 1997 in mein Amt eingeführt wurde und zehn Tage später die Reise begann. Und das war für alle Beteiligten, glaube ich, sehr überraschend und ein wunderbares Erlebnis zu sehen, was auf der musikalischen und menschlichen Ebene auf dieser Fahrt gelingen konnte. nmz: Wie sieht die Planung für das Jahr 1998 aus? Kreile: Wir haben über das Jahr 1998 ein sehr abwechslungsreiches Programm, sowohl sehr viel A-cappella-Literatur als auch oratorische Werke. Hier wären zu nennen als erstes zum Gedenken an die Zerstörung Dresdens am 13. Februar das Mozart-Requiem, dann traditionell am Gründonnerstag und Karfreitag die Matthäus-Passion. Sehr viel unterwegs sind wir mit A-cappella-Programmen. Wir werden das klassische Einzugsgebiet des Dresdner Kreuzchores, das Erzgebirge, bereisen. Dort werden wir präsent sein in vielen Konzerten im Sommer. Unsere Konzertreise führt uns dann mehr in den nördlichen Teil der neuen Bundesländer nach Mecklenburg, zu nennen wäre auch das Kloster Chorini, wo wir ein Konzert geben. Im Herbst dann das Brahms-Requiem, das gehört auch zu den jährlich wiederkehrenden Werken. Nicht zu vergessen: im Januar 1998 greifen wir eine alte Tradition auf, die in den letzten Jahren abgerissen war: wir führen am 11. Januar das Weihnachtsoratorium, Teil II, auf mit der Sächsischen Staatskapelle. Über die Erneuerung dieser Zusammenarbeit sind wir beim Dresdner Kreuzchor besonders froh. Also ein sehr abwechslungsreiches, umfangreiches Programm. nmz: Wie ist der Kreuzchor strukturiert oder verfaßt? Kreile: Nach Jahrhunderten in kirchlicher Trägerschaft wurde der Kreuzchor anfangs der 70er Jahre in städtische Trägerschaft übergeführt und so ist es bis heute geblieben. Der Stadt kostet der Dresdner Kreuzchor jedes Jahr etwa DM 1,8 Mio an Zuschüssen, für Personalkosten. Die Gebäude der Kreuz-Schule und auch das Internat, in dem die Kreuz-Schüler wohnen, gehören der Stadt. nmz: Haben Sie bereits Eindrücke gewonnen von der Musik-Kultur hier oder vom Musik-Leben in Dresden? Wie ist das im Verhältnis zu München oder zu anderen Städten in den alten Bundesländern? Kreile: Dresden hat ein sehr reiches Musikleben. Ich bin sehr beeindruckt vom Niveau der Aufführungen an der Semper Oper, ebenso von den Leistungen der Dresdner Philharmonie. Und daneben gibt es eine Vielzahl von Spezial-Ensembles, Orchester, die sich der alten Musik gewidmet haben. Es gibt sehr viele leistungsfähige Kammerchöre. nmz: Wie ist die Publikumsakzeptanz? Kreile: Der Kreuzchor ist bei den Dresdnern sehr verwurzelt. Und es gehört einfach dazu, daß die Dresdner ihren Kreuzchor hören wollen und so haben wir auch bei unseren normalen samstäglichen Vespern eine Besucherzahl von 1.500 bis 2.500 und bei großen Konzerten sind wir in der Regel ausverkauft und haben dann über 3.000 Zuhörer in der Kreuzkirche. nmz: Wie sind Ihre Visionen für den Chor, über 1998 hinaus? Kreile: Der Chor war in den letzten Jahren sehr wechselnden Belastungen ausgesetzt und gerade für die Kleineren ist ein zu häufiger Wechsel der Bezugsperson, sprich des Kreuzkantors, schädlich. Jetzt muß erst einmal Ruhe einkehren.

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