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Umbau beginnt: Schimmel überall in der Staatsoper Unter den Linden

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Berlin - Von den Wänden im Keller der Berliner Staatsoper Unter den Linden rinnen braune Wassertropfen die Wand hinunter, auf dem Boden bilden sich Pfützen, die hölzernen Türstöcke sind verschimmelt. «Bis hierhin geht das Grundwasser», sagt Hermann-Josef Pohlmann von der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung am Montag bei einer Führung durch das Gebäude. Er deutet auf den Lack, der bis auf Hüfthöhe Blasen wirft und abblättert. Wenige Meter weiter sieht man schwarzen Bitumen aus der Wand quellen, der eigentlich für den Schutz vor Feuchtigkeit sorgen sollte. Die Staatsoper hat dringend eine Sanierung nötig - diesen Sommer ist es endlich soweit.

Die Arbeiten sollen im Juli beginnen. Derzeit laufe der Auszug aus dem Gebäude, sagt Senatsbaudirektorin Regula Lüscher. Drei Jahre lang soll der Umbau dauern, bis dahin ist die Staatsoper im Schillertheater in Berlin-Charlottenburg untergebracht. Um das Haus bereit für den Einzug der Staatsoper zu machen, werden allein 26 Millionen Euro benötigt. Dort soll am 15. August die erste Probe stattfinden. Für den Umbau des Hauses Unter den Linden sind 239 Millionen Euro veranschlagt, wobei 200 Millionen vom Bund kommen sollen.

Die Staatsoper sei einer der «kulturellen Höhepunkte der Hauptstadt», betont Lüscher. Die Sanierung bedeute nicht nur den Erhalt einer Kultureinrichtung, sondern gleichzeitig einen «Beitrag zur Lebensqualität Berlins». Zahlreiche Bauteile seien schadstoffbelastet, die Technik zu alt und die Wege zu weit. «Das Haus ist veraltet und marode», stellt Lüscher fest.

Vor allem unter der Hauptbühne, in der sogenannten Untermaschinerie, tropft und mieft es in allen Ecken. Ein Druckbehälter für Hydraulik aus dem Jahr 1926, der für das Anheben der Bühnenbilder nötig ist, rostet dort vor sich hin, unter den vielen Rohren stehen Wannen, um das Wasser aufzufangen. Aus Sicherheitsgründen dürfe die Technik unter der Bühne nur noch bedient werden, wenn sich keine Menschen auf der Bühne befinden, erklärt Pohlmann. Das sei nicht nur gefährlich, sondern raube jedes Mal wertvolle Zeit.

Nicht nur die Untermaschinerie soll grundsätzlich erneuert werden, auch der Verbindungsgang zwischen dem Opernhaus und dem Lager beziehungsweise der Verwaltung. Ein kleiner Gang wurde an dieser Stelle zwar schon bei der Sanierung in den 50er Jahren gebaut. Für sperrige Bühnenbilder ist er aber viel zu schmal.

Ein neuer Tunnel solle möglich machen, dass ganze Bühnenbilder auf einmal aus der Montagehalle auf die Bühne gebracht werden können, sagt Pohlmann. Dann muss die Dekoration für die verschiedenen Inszenierungen nicht mehr in Einzelteilen über die Straße zur Bühne transportiert werden. Zudem könnten die Bühnenbilder auch auf eine der neuen Probebühnen gebracht werden, sodass die Künstler dann auf dem original eingerichteten Podium proben könnten.

Nach außen hin solle wiederum kaum zu erkennen sein, dass das Haus saniert wurde, sagt der Stuttgarter Architekt HG Merz. «Die Fassaden, die von den Straßen aus zu sehen sind, bleiben erhalten.» Ziel sei es, wieder zum «Zustand Paulick» zurückzukehren. Der Architekt Richard Paulick hatte das Haus in der 50er Jahren in Nachahmung des Rokoko saniert. In den 80er Jahren wurden noch weitere Neuerungen vorgenommen. Es sei aber offensichtlich, dass damals in der DDR bereits die entsprechenden Mittel gefehlt hätten, sagt Merz. Der Umbau habe den Zustand des Hauses eher «verschlimmbessert».

Merz, der schon die Alte Nationalgalerie auf der Museumsinsel saniert hat und derzeit mit der Grundinstandsetzung und Erweiterung der Staatsbibliothek beschäftigt ist, ist sozusagen die zweite Wahl für den Umbau der Staatsoper. Um den ursprünglichen Siegerentwurf von Klaus Roth, der einen modernen Opernsaal vorsah, hatte es heftige Diskussionen gegeben. Unter anderem wurde kritisiert, dass dem Denkmalschutz nicht ausreichend Rechnung getragen wurde.

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