Stuttgart - Nach 70 Jahren Eigenständigkeit geben das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg sowie das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR ihre letzten Konzerte. Ihre Fusion ist bis heute umstritten - aber im Herbst gibt das neue SWR-Symphonieorchester den Takt an.
Vier Jahre nach der umstrittenen Entscheidung über die Orchesterfusion beim Südwestrundfunk (SWR) nimmt der neue Klangkörper Gestalt an. Das erste Konzert des neuen SWR-Symphonieorchesters mit Sitz in Stuttgart ist am 22. September geplant. Das konkrete Programm und Details zur Zukunft des Ensembles würden in der zweiten Aprilwoche der Öffentlichkeit vorgestellt, sagte ein Sprecher des Südwestrundfunks (SWR). In den kommenden Monaten geben das Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg (SO) sowie das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart (RSO) ihre letzten Konzerte.
Die vor 70 Jahren gegründeten Klangkörper fusionieren dann wegen Sparzwängen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Von den beiden eigenständigen Orchestern mit jeweils rund 100 Musikern sollen am Ende insgesamt 119 Planstellen übrig bleiben. Entlassungen soll es aber nicht geben. Der Personalabbau erfolge vielmehr schrittweise, wenn Musiker aus Altersgründen oder wegen neuer Engagements ausscheiden, heiß es beim SWR.
Aktuell listet das SO auf seiner Internetseite 93 Musiker auf, das RSO 95 - bei etwa einem Dutzend nicht besetzter Stellen. Für den SWR gilt es als große Herausforderung, die beiden Traditionsensembles zusammenzuführen. Der Sender will durch die Fusion fünf Millionen Euro pro Jahr einsparen. Beteiligt sind am Umbau nach Darstellung des Senders auch die Tarifpartner - der SWR und die Deutsche Orchestervereinigung (DOV).
Gegen die Verschmelzung der Orchester hatte es Proteste gegeben sowie heftige Kritik aus Politik und Kultur. Kritiker beklagten einen Verlust der kulturellen Vielfalt. Der SWR betont allerdings, dass das neue Orchester der künstlerischen Tradition seiner Vorgänger verpflichtet bleibe. Ein Schwerpunkt sei zudem auch künftig die Neue Musik. Insgesamt solle die Klassiksparte noch stärker aufgestellt werden als bisher, teilte der Sender mit. Der SWR habe weiterhin so viele Klangkörper wie keine andere ARD-Anstalt.
Erhalten blieben das SWR Vokalensemble, die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern, die SWR Big Band und das Experimentalstudio des SWR in Freiburg. Der Sender will sich auch weiter an Veranstaltungen von Weltruf beteiligen - wie an den Donaueschinger Musiktagen für Neue Musik und den Schwetzinger Festspielen.
Das neue Orchester plant in seiner ersten Spielzeit rund 80 Konzerte und drei internationale Tourneen. Bei dem ersten Konzert am 22. September soll Musik von Gustav Mahler, Kaija Saariaho, Peter Eötvös und Béla Bartók erklingen, wie auf der Internetseite des SWR zu lesen ist. «Dieser Ausblick spiegelt einen weit fortgeschrittenen Planungsstand, ist aber nicht identisch mit einer abgeschlossenen Saisonvorschau», heißt es da.
Einen Chefdirigenten soll es zunächst nicht geben. Der künstlerische Gesamtleiter der SWR Klangkörper und Festivals, Johannes Bultmann, hatte im vergangenen Jahr erklärt, dass vielmehr prominente Gastdirigenten wie Christoph Eschenbach, Philippe Herreweghe, David Zinman und Ingo Metzmacher engagiert würden. «Die Dirigentenverpflichtungen haben wir vor allem mit Blick darauf getroffen, die wichtigen Traditionen der beiden Vorgängerorchester fortführen und weiterentwickeln zu können», hatte er gesagt.