Düsseldorf - Es war absehbar: Das vielkritisierte Düsseldorfer Konzert mit bis zu 13 000 Fans ist erstmal abgesagt. Einer offiziellen Entscheidung der Politik kam der Veranstalter nun selbst zuvor. Er verspricht: Das Event soll im Spätherbst nachgeholt werden.
Viel Lärm - und nun erstmal nichts. Das trotz Corona-Pandemie geplante Großkonzert in Düsseldorf mit bis zu 13 000 Zuschauern wird nicht wie geplant am 4. September stattfinden. Die Show, bei der Rocker Bryan Adams und Pop-Sängerin Sarah Connor auftreten sollten, werde in den Spätherbst verschoben, teilte Veranstalter Marek Lieberberg am Mittwoch mit. Wegen steigender Infektionszahlen und «im Raum stehender, nachträglicher Kapazitätsbeschränkungen» sehe man sich zu diesem Schritt veranlasst. Mehr als 7000 Besuchern, die schon Tickets gekauft hätten, werde der Eintritt mitsamt Vorverkaufsgebühren zurückerstattet.
Mit dem Schritt endet vorerst das Tauziehen um die umstrittene Show, die zu massiven Verstimmungen zwischen der Stadt Düsseldorf und der nordrhein-westfälischen Landesregierung geführt hatte. Die Stadt hatte das Konzert genehmigt - als die Pläne Anfang August publik wurden, schaltete sich allerdings postwendend NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) ein. Er hielt es angesichts der Lage bei den Corona-Infektionen «schlicht für verantwortungslos», Menschen aus ganz Deutschland zu einer Reise nach Düsseldorf zu animieren.
Vor gut zwei Wochen teilten Land, Stadt und Veranstalter dann in einer gemeinsamen Erklärung mit, dass man das Konzert im Düsseldorfer Fußballstadion vom aktuellen Infektionsgeschehen abhängig mache - und spätestens am 31. August entscheide, ob es stattfindet. Das Hygienekonzept der Veranstalter sah unter anderem vor, dass Zuschauer durchgehend Masken tragen. Das Stadion sollte maximal zu einem Viertel ausgelastet werden.
Aus Lieberbergs Erklärung vom Mittwoch sprach nun eine gewisse Zerknirschtheit über den Verlauf der Dinge. «Wir sind nach wie vor der Auffassung, dass unser Maßnahmen-Katalog Fans, Künstlern und Mitarbeitern umfassenden Schutz bietet», erklärte er. Bedauerlicherweise verhindere aber die aktuelle Atmosphäre einen Konsens. Deshalb wolle man das Projekt nun «zu einem späteren Zeitpunkt realisieren». Ein konkretes Datum im Spätherbst nannten die Veranstalter nicht.
Im Gesundheitsministerium war die Stimmung erkennbar besser. «Angesichts der aktuellen Infektionslage bin ich der Auffassung, dass ein Konzert dieser Größenordnung derzeit nicht durchführbar ist», betonte Laumann. Es habe in den vergangenen Tagen «auch sehr konstruktive Gespräche mit allen Beteiligten gegeben». Er danke den Verantwortlichen für eine «sehr rationale und nachvollziehbare Entscheidung». In den vergangenen Tagen hatte Laumann mehrmals geäußert, dass man kein Fußballspiel mit Tausenden Zuschauern verbieten, ein Konzert dieser Größenordnung aber erlauben könne.
Gedacht war die Show als großer Befreiungsschlag für die darbende Konzertbranche. Die Größenordnung wäre für Corona-Zeiten beachtlich gewesen. Zum Vergleich: Im benachbarten Köln etwa ist es zwar gelungen, wieder Konzerte in der dortigen Lanxess-Arena zu spielen - die Obergrenze liegt aber bislang bei 2400 Zuschauern. Die Berliner Waldbühne will im September mit bis zu 5000 besetzten Plätzen wieder öffnen. In Leipzig ist kürzlich Pop-Star Tim Bendzko für ein Experiment vor 1400 Freiwilligen aufgetreten. Forscher wollen herausfinden, wie Großveranstaltungen trotz Corona möglich sein können.
Dass es irgendwann wieder los gehen müsse, daran hält Marek Lieberberg beharrlich fest: Die Politik habe «die Verpflichtung» gegenüber der Live-Musik, einen Weg zurück zur Normalität zu ebnen, erklärte er am Mittwoch. «Darauf warten 150 000 suspendierte Mitarbeiter dieser so diversen und essentiellen Branche, Zehntausende von Künstlern und Millionen von Anhängern.»