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Unruhe auf dem Grünen Hügel: Es geht ums Geld. Foto: J.M. Koch
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Unruhe auf dem Grünen Hügel: Es geht ums Geld

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Bayreuth - 2023 ist ein Schicksalsjahr für die Bayreuther Festspiele: Bleibt Katharina Wagner die Chefin? Oder endet die Ära der Familie Wagner an der Festspiel-Spitze? Und ausgerechnet jetzt könnte sich auf dem Grünen Hügel etwas Entscheidendes ändern.

Auf dem Grünen Hügel geht es ums Geld: Der Förderverein der Bayreuther Festspiele hat nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur überraschend angekündigt, künftig voraussichtlich weniger für das Opernspektakel zu zahlen. Um rund eine Million Euro soll es gehen, die es künftig weniger geben könnte. Was das für die Festspiele bedeutet, ist noch unklar.

«Bayreuth ist ein sehr wichtiges Opernfestival», sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. «Wenn die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth bei der Finanzierung deutlich weniger beisteuern können, dann müssen jetzt alle, die Teil dieses ganzen Komplexes sind, zusammen handeln.» Sie habe dazu schon Gespräche geführt, weitere seien vorgesehen.

Die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth gibt bislang genau so viel wie der Bund und der Freistaat Bayern - in der Regel um die drei Millionen Euro pro Jahr - und ist mit 29 Prozent der Anteile an der Bayreuther Festspiel-GmbH gleichberechtigter Gesellschafter.

Nach dpa-Informationen hat der Förderverein den anderen Gesellschaftern in einer Sitzung des Verwaltungsrates mitgeteilt, von 2024 an rund eine Million Euro weniger zu zahlen. Der Vorsitzende der Freunde von Bayreuth und des Verwaltungsrates, Georg Freiherr von Waldenfels, sagte auf Anfrage, dass es sich um eine interne Sitzung gehandelt habe, deren Inhalte er nicht kommentiere.

Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) zeigte sich auf Anfrage der dpa zuversichtlich, dass «die Gesellschafter auch weiterhin gemeinsam für eine stabile Grundlage für die Festspiele sorgen werden» und verwies auf anstehende Gespräche. Festspielchefin Katharina Wagner wollte sich nicht äußern und verwies auf Festspiel-Geschäftsführer Ulrich Jagels, der eine entsprechende Anfrage der dpa allerdings unbeantwortet ließ.

Von Waldenfels betonte, «dass die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth weiter ein zuverlässiger Partner der Bayreuther Festspiele GmbH ist und alle finanziellen, seit Jahren steigenden, Verpflichtungen erfüllt hat, wie auch die anderen Gesellschafter der Festspiele». Die finanzielle Situation der Freunde sei «nach wie vor stabil», sagte von Waldenfels. «Irgendwelche Spekulationen darüber sind aus der Luft gegriffen.»

Die Freunde würden sich «auch weiterhin mit den öffentlichen Gesellschaftern eng über die finanzielle Situation der Festspiele und die finanziellen Möglichkeiten der Gesellschafter abstimmen».

Die Festspiele hatten im Jahr 2021 einen Etat von gut 32 Millionen Euro; 5,4 Millionen davon kamen von der Gesellschaft der Freunde. Damals hatten die Gesellschafter sich allerdings darauf geeinigt, wegen der Einbußen durch die Corona-Pandemie mehr zu zahlen.

Meistens bewegten sich die Zahlungen von Bund, Freistaat und Freunden pro Jahr jeweils um die drei Millionen Euro. Für das Jahr 2023 liegen sie bei je 3,4 Millionen Euro, wie von Waldenfels der dpa sagte.

Der Freundeskreis hat bislang großen Einfluss auf die Festspiele - und entscheidet im Verwaltungsrat auch mit, ob Katharina Wagner Festspiel-Chefin bleiben soll oder nicht. Der Vertrag der Urenkelin von Komponist Richard Wagner läuft noch bis 2025, in diesem Jahr soll entschieden werden, wie es danach weitergeht. «Es ist nicht nur eine finanzielle Perspektive. Es ist auch eine Perspektive der Leitung Bayreuths», sagte Roth der dpa. «Hier müssen alle mit einander reden und gemeinsam mit anpacken.»

Unumstritten war Katharina Wagner nie, seit sie die Leitung der Festspiele 2008 als Nachfolgerin ihres Vaters Wolfgang Wagner übernommen hat - zunächst gemeinsam mit ihrer Halbschwester Eva Wagner-Pasquier, seit 2015 allein. Sollte sie gehen, bedeutet das aber wohl das Ende der Komponistenfamilie an der Spitze der Festspiele. Kein anderes Familienmitglied meldet derzeit öffentlich Interesse an.

Freundeskreis- und Verwaltungsratschef von Waldenfels macht keinen Hehl daraus, dass er einige künstlerische Entscheidungen Wagners nicht nachvollziehen kann, übte im vergangenen Jahr scharfe Kritik an der Neuinszenierung des «Ring des Nibelungen» von Regisseur Valentin Schwarz, schwärmte von einem «glänzenden Christian Thielemann» und sagte nach dem Ende der Festspiele: «Wie die Musik wahrgenommen wird, ist aus meiner Sicht wichtiger als das, was auf der Bühne passiert.»

Und Katharina Wagner stellte ihrerseits Bedingungen: «Eine Verlängerung mache ich davon abhängig, dass sich gewisse Strukturen ändern müssen. Dabei geht es um die Gesellschafter-Struktur und besonders auch um die Finanzen», sagte sie der dpa im vergangenen Jahr. «Wir brauchen ein tragfähiges und langfristiges Konzept und vor allem eine professionelle Sponsoren- und Marketing-Abteilung.» Derzeit sind es vor allem die Mäzene der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth, die sich um Spenden kümmern.

 

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