München - Der künftige Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, Valery Gergiev (61), macht aus seiner Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin keinen Hehl. «Was denken Sie, soll ich überall rumerzählen, dass wir einen schlechten Präsidenten haben? Ich denke, ich weiß viel besser darüber Bescheid, womit sich der Präsident beschäftigt als die meisten, die darüber reden», sagte er im Interview mit NDR Kultur.
«Es tut mir leid, wenn ich das sage, aber es ist nicht immer Russland, das die falschen Entscheidungen trifft. Das ist ein sehr ehrliches Bekenntnis von mir: Es ist vielleicht häufiger nicht Russland das Land, das ein falsches Urteil fällt.»
Valery Gergiev, der als Freund Putins gilt, hatte mit seiner Nähe zu dem umstrittenen Staatschef schon lange vor seinem Amtsantritt in München in der kommenden Saison für Wirbel gesorgt. Im vergangenen Jahr schrieb er sogar einen offenen Brief an das Münchner Publikum, um die Wogen zu glätten. «Ich bin Musiker und Dirigent. Ich bin aber auch Russe und meinem Heimatland eng verbunden», schrieb der Leiter des Mariinski Theaters in St. Petersburg darin.
Bei ihrem letzten Treffen habe er sich mit Putin über Kinderchöre unterhalten, sagte Gergiev dem NDR. «Wenn man heutzutage «Präsident Putin» sagt, ist jeder gleich erschrocken. Tatsache ist: Er nimmt sich Zeit und er hat Interesse an Kinderchören, an der Frage, wie die Erziehung ein System schafft, damit wir die Tradition nicht verlieren.»
Zudem äußerte sich Gergiev zur Münchner Konzertsaal-Problematik. Er sei gar nicht so unzufrieden mit der Münchner Konzertsaal-Lösung. «Für mich ist das kein schrecklicher Ort», sagte er im Interview mit NDR Kultur über die Philharmonie im Gasteig, die von der kommenden Saison an seine musikalische Heimat sein wird. «Er ist herausfordernder, schwieriger als in Berlin, akustisch gesehen, aber ich habe einige Konzerte mit den Münchner Philharmonikern dort gegeben und einige mit dem Orchester des Mariinski, und ich fühle mich nicht schlecht damit. Ich hab nicht das Gefühl, dass ich da etwas schrecklich Falsches getan habe.»