Im Frühjahr 2008 wurde von der Fachgruppe Musik in ver.di eine bundesweite Umfrage zu Einkommenssituation und Arbeitsbedingungen von Musikschullehrkräften durchgeführt, deren Ergebnisse jetzt veröffentlicht wurden.
»Damit wurde erstmalig eine solide Datenbasis geschaffen, die die seit Jahren durch die Fachgruppe Musik angeprangerten Missstände nun¬mehr auch empirisch belegt«, informiert Stefan Gretsch, Vorsitzender der Fachgruppe Musik der ver.di, »die Ergebnisse sind in weiten Teilen besorgniserregend und lassen über den Fokus auf die Lehrkräfte hinaus allgemeine Schlüsse auf den Gesamtzustand der deutschen Musikschulen zu«.
• Eine überwiegende Zahl von Musikschullehrerinnen und -lehrern werden als Honorarkräfte, also ohne ausreichende soziale Absicherung, statt in Festanstellungen beschäftigt, die Tendenz steigt.
• Das Einkommen der vielen freien Mitarbeiter ist dabei mit bundes¬weit durchschnittlich 13.330 Euro brutto erschreckend niedrig. In den neuen Bundesländern ist das durchschnittliche Jahreshonorar mit 12.065 Euro noch niedriger. Mit 1.000 Euro bis 1.100 Euro monatli¬chem Brutto gehören die hoch qualifizierten Lehrkräfte der deutschen Musikschulen somit zum Prekariat unserer "Bildungsgesellschaft".
• Ein gravierendes Problem für die meisten Musikschullehrkräfte stellt auch der zunehmend in den Nachmittag erweiterte Unterricht der allgemein bildenden Schulen dar, durch den die Zeiten, in denen der Musikschulunterricht stattfinden kann, stark eingeschränkt werden.
Zusammenfassend muss festgestellt werden: Die Einkommens- und Arbeitsbedingungen der Musikschullehrkräfte haben sich in den letzten Jahren stetig verschlechtert. Zwar werden an den Musikschulen zunehmend Qualitätssicherungssysteme eingesetzt, die notwendigen finanziellen Mittel zur Personal- und Sachausstattung jedoch nicht genügend zur Verfügung gestellt. Das gilt für die traditionellen Aufgaben der Musikschulen ebenso wie für die neu hinzugekommenen wie die Kooperation mit Ganztagsschulen und die Erwachsenenbildung.
Die Musikschulen dürfen unter keinen Umständen dem freien Spiel der Marktkräfte ausgesetzt werden, wie es – nicht zuletzt mit dem Argument »leere öffentliche Kassen« – immer wieder von verschiedenen Seiten gefordert wird. Dazu werden sie unter qualitativ bildungspolitischen Aspekten, verbunden mit dem Prinzip der Chancengleichheit, niemals in der Lage sein.
»Die Mahnung an die Politik«, so der Bundesfachgruppenvorsitzende zusammenfassend, »endlich wirksam gegenzusteuern, ist nicht neu, jedoch noch einmal um einiges dringlicher.«
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse ist auf http://musik.verdi.de sowie in den neuesten Ausgaben der kunst+kultur und der neuen musikzeitung veröffentlicht.
Für Rückfragen und Informationen wenden Sie sich bitte an:
Dirk von Kügelgen, ver.di – Fachgruppe Musik
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