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Kongresshalle Nürnberg. Foto: Hajo Dietz.
Nachrichten aus dem KIZ.
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Viele staatliche Kulturbaustellen in Bayern

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Erst wird geplant, dann zieht sich alles in die Länge und die Kosten steigen und steigen – bei großen Bauvorhaben nichts Ungewöhnliches. Die Kulturbaustellen in Bayern sind da keine Ausnahme.

München – Bauen für die Kultur – trotz knapper Kassen müssen Theater, Museen und andere Einrichtungen saniert werden. Zügig geht es dabei aber oft nicht voran. Hier ein Überblick über wichtige Projekte in Bayern:

Konzerthaus München

Ein Konzerthaus wie die Elbphilharmonie hätte man in München gerne. Doch trotz hochfliegender Pläne der Bayerische Staatsregierung ist der Prestigebau nicht in Sicht, im Gegenteil. Nach großen Hoffnungen 2015, als der Gewinner eines Architekturwettbewerbs gekürt wurde, explodierten die geschätzten Kosten. Aus 400 Millionen Euro wurden irgendwann 1,3 Milliarden. Im Juni hieß es dann: zurück auf Anfang. Die Planungen würden von vorn beginnen, beschloss das Kabinett. Aus Milliarden sollen nun Millionen werden. Offiziell ist auch nicht mehr die Rede von einem Konzerthaus, sondern von einem Saal. Kunstminister Markus Blume (CSU) erneuerte aber sein Versprechen: „Es wird keine Abstriche an Kapazität, Qualität und Digitalität geben. Auch Musikvermittlung bleibt ein zentrales Ziel“.

Und wie geht es weiter am geplanten Standort im Werksviertel, wo sich seit Jahren ein Riesenrad als Zwischenlösung dreht? Eine Frage, die vor allem Sir Simon Rattle interessiert, dessen Symphonieorchester dort endlich eine eigene Spielstätte bekommen soll. Momentan finde für die Neuplanung des Konzertsaals eine Markterkundung statt, hieß es aus dem Ministerium, das im Internet nicht mehr verrät. Die Seite befinde sich in Überarbeitung, hieß es kurz vor Weihnachten unter der Adresse https://www.konzerthaus-muenchen.de/, die von der Behörde betrieben wird. 

Kulturzentrum Gasteig

Ein Dauerthema ist die Sanierung des Gasteigs in München, nach Angaben der Stadt das größte Kulturzentrum Europas. Die Münchner Philharmoniker haben hier ihre Heimat, mussten aber wie viele andere Institutionen 2021 ausziehen, weil der 1985 eröffnete markante Klinkerbau dringend sanierungsbedürftig ist. Seit ersten Überlegungen 2015 zieht es sich aber. Während das Interimsquartier HP8 samt der akustisch hochgelobten Isarphilharmonie in Rekordzeit errichtet wurde, rückt der Baubeginn am Haupthaus immer weiter nach hinten – wegen der Kosten. Aus geschätzten 450 Millionen Euro wurden nämlich rund 710 Millionen. Die Stadt München suchte Investoren, vergeblich. Nun gibt es ein Partnering-Modell in Verantwortung einer städtischen Tochtergesellschaft, die sich ein Unternehmen aus der Bauwirtschaft an die Seite holen soll. 2027 soll dann endlich die Sanierung starten – und Mitte 2033 abgeschlossen sein.

Die Kulturkaskade der Münchner Staatstheater 

Einen Schritt nach dem anderen, so plant Kunstminister Markus Blume die Bauvorhaben im staatlichen Kulturbetrieb – und spricht von einer Kulturkaskade. Im Münchner Osten feierte das neue Proben- und Werkstattzentrum des Bayerischen Staatsschauspiels unlängst Richtfest. Mitte 2026 soll es fertig sein. 2029 soll dann die Generalsanierung des verwinkelten Residenztheaters starten. Der Projektantrag sei genehmigt, nächster Schritt sei der Auftrag an die staatliche Bauverwaltung. Danach folgt das nächste Mammutprojekt: Die Generalsanierung der Staatsoper sei ab Mitte der 2030er Jahre vorgesehen, erklärte der Minister. Und auch an der Musikhochschule muss einiges getan werden. Hier sei man derzeit in der Planungsphase. 

Kongresshalle auf dem NS-Reichsparteitagsgelände Nürnberg 

Die Kongresshalle auf dem ehemaligen NS-Reichsparteitagsgelände wird in den nächsten Jahren für rund 296 Millionen Euro zum Kulturort ausgebaut. Ursprünglich geplant waren Gesamtkosten von rund 211 Millionen. Im Innenhof des denkmalgeschützten Monumentalbaus wird ein Opernhaus errichtet, das dem Nürnberger Staatstheater als Ersatzspielstätte während der Sanierung seines Stammhauses in der Innenstadt dienen soll. Offizieller Baubeginn für den begrünten Kubus war am 13. Dezember, im Jahr 2028 könnte das Staatstheater umziehen. 

In dem Rundbau sollen außerdem Büros, Probenräume und Werkstätten des Theaters sowie Ateliers und Veranstaltungsräume für die freie Kunst- und Kulturszene entstehen. Dafür muss nach Angaben der Stadt zunächst das Hauptdach saniert werden. Die Bauarbeiten könnten demnach im ersten Quartal 2025 starten. Der eigentliche Ausbau der Kongresshalle kann nach derzeitiger Planung im vierten Quartal beginnen. Wegen des Zweiten Weltkriegs haben die Nationalsozialisten die Kongresshalle nie fertiggestellt, im Inneren ist sie nur ein Rohbau. 

Erinnerungsort Neuaubing

Das Leid von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkriegs soll ab 2026 in München an historischer Stätte im Mittelpunkt stehen. Auf einem Gelände eines ehemaligen Lagers im Münchner Westen entsteht der Erinnerungsort Neuaubing. Acht Baracken aus der Zeit des Nationalsozialismus sind noch erhalten, armselige Hütten, in denen die Menschen nach körperlicher Schwerstarbeit ausharren mussten. Die Reichsbahn hatte das Lager damals errichtet und zwischen 1942 und 1945 bis zu 1.000 Männer und Frauen untergebracht. Das NS-Dokumentationszentrum München will von Herbst 2026 an das Schicksal der Gefangenen anschaulich machen, auch mit Ausstellungen, Veranstaltungen und Workshops. Bereits jetzt gibt es das digitale Geschichtsprojekt „Departure Neuaubing“. 

Festung Marienberg in Würzburg

In Würzburg wird der optische Eindruck des Wahrzeichens seit Mai durch ein Gerüst getrübt – und er wird es noch lange bleiben. Vermutlich bis 2032 werden Teile der Festung Marienberg für Besucherinnen und Besucher nicht zugänglich sein. Sowohl die Kernburg als auch der Fürstengarten sind gesperrt, da die Burg umfassend saniert wird, derzeit unter anderem Dach und Fassade. Laut Bayerischer Schlösserverwaltung sind die stellenweise aus der Nachkriegszeit stammenden Dachstühle mit Holzschutzmitteln kontaminiert. Im Inneren der Burg entstehen unter anderem ein Vortragssaal sowie ein neues Museumscafé. 

Bereits seit 2014 wird an der Burg gewerkelt. Mit Ende der Bauarbeiten rechnen die Behörden erst 2030. Die Festung beherbergt das Museum für Franken. Das Museum ist während der Bauarbeiten geöffnet. Nach Ende der Bauarbeiten wird die Ausstellung neu eingerichtet und 2032 soll neu eröffnen. Die geplanten Gesamtkosten stehen noch nicht fest.

Mainfranken Theater

Wie bei der Festung ist die Sanierung des Würzburger Mainfranken Theaters ein Mammutprojekt. Seit 2018 wird gebaut und eigentlich wollte man 2022 fertig sein. Doch die Arbeiten am Haupthaus könnten bis 2029 dauern. Grund ist unter anderem ein Wechsel des Planungsbüros. Nur eine neue kleine Spielstätte ist bereits fertig. Ein Streitpunkt sind die Kosten, die immer wieder anstiegen. Wie teuer es letztlich werden wird, ist derzeit nicht absehbar. Aber die Summe soll deutlich über den ursprünglich geplanten 72 Millionen Euro liegen. Das 1966 gebaute Theater soll mit Abschluss der Bauarbeiten zudem in ein Staatstheater umgewandelt werden.

Staatstheater Augsburg

Die Sanierung des historischen Augsburger Theaters zieht sich in die Länge und wird immer teurer. Mittlerweile haben sich die ursprünglich vorgesehenen Kosten mehr als verdoppelt – inzwischen gehen die Planer von nahezu 420 Millionen Euro für die Modernisierung des Großen Hauses des Staatstheaters sowie die angrenzenden Neubauten aus. Zudem hat sich die Stadt Augsburg zuletzt mit dem Architektenbüro überworfen. Bezüglich der Neubauten, die weitere Bühnen, Proberäume sowie Werkstätten umfassen und bis Mitte 2030 fertiggestellt werden sollen, sucht die Stadt derzeit mit einer Ausschreibung einen neuen Architekten.

Bayreuther Festspielhaus

Pünktlich zum Festspielstart 2024 unterzeichneten Bund und Land eine Vereinbarung, dass die umfangreichen Sanierungsarbeiten an Richard Wagners Opernhaus in Bayreuth weitergehen können. Je rund 85 Millionen Euro sollen dazu aus Berlin und München fließen. Der Festspiel-Betrieb im Sommer soll trotz der Sanierungsarbeiten weitergehen. „Es soll keine gigantische Gesamtmaßnahme geben, sondern einzelne Teilmaßnahmen“, hatte Kunstminister Blume erläutert.

Landestheater Coburg

Eine Ersatzspielstätte nutzt das Landestheater Coburg seit Oktober 2023, damit das Stammhaus saniert werden kann. Doch lange war unklar, wann es dort losgehen kann mit den Bauarbeiten. Nun gibt es konkrete Schritte: „Das Bauprojekt schreitet planmäßig voran. Momentan befindet sich das Bauvorhaben in der Projektplanung. Meine Prognose: Wenn alles gut läuft, kann der Bau ab Anfang 2030 beginnen“, sagte Blume. „Das Landestheater Coburg ist ein Herzstück der nordbayerischen Kulturlandschaft und ein wahres Juwel. Im Schulterschluss mit der Stadt wollen wir das Landestheater Coburg in neuem Glanz zum Strahlen bringen.“

Nach Angaben des Ministeriums wird das denkmalgeschützte Gebäude aus dem 19. Jahrhundert nicht nur saniert, sondern auch für einen „künstlerisch, technisch und wirtschaftlich zeitgemäßen Theaterbetrieb“ auf den neuesten Stand gebracht. Aktuell gehe man von Baukosten von 157 Millionen Euro aus. Zwischen Stadt Coburg und Freistaat gibt es eine Finanzierungsvereinbarung, rund zwei Drittel der Sanierung zahlt demnach das Land, den Rest die Kommune.

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