Bayreuth - In der nichtöffentlichen Sitzung des Wagner-Stiftungsrates könnte es Donnerstag (11 Uhr) in Bayreuth heiß hergehen. Gregor Gysi, Fraktionschef der Linken im Bundestag, will als Anwalt für Nike Wagner und ihre Geschwister mehr Mitsprache bei der Festspielleitung durchsetzen. Der Politiker will die Mitglieder des Gremiums davon überzeugen, eine neue Fassung der Stiftungssatzung zu erarbeiten, damit die Familie wieder mehr Einfluss auf die Gestaltung der Festspiele hat.
Der Ratsvorsitzende und Ministerialdirigent im bayerischen Kunstministerium, Toni Schmid, hat bereits angekündigt, dass Gysi natürlich zu Wort kommen werde. Die seit langem geplante Tagesordnung werde er deshalb jedoch nicht ändern. In der Sitzung sollen die Finanzierung der Betriebskosten, das Konzept und die Personalentwicklung für das Richard-Wagner-Museum besprochen werden. Im Stiftungsrat sitzen unter anderem Vertreter des Bundes, des Landes Bayern und der Familie Wagner. Die Stiftung wurde 1973 gegründet, um den künstlerischen Nachlass Richard Wagners zu pflegen. Außerdem ist sie Eigentümerin des Festspielhauses.
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Gysi zu Bayreuth-Streit: Scheue auch Gerichtsweg nicht
Bayreuth (dpa) - In den Streit um mehr Einfluss auf die Bayreuther Festspiele hat sich Gregor Gysi, Anwalt und prominenter Linken-Politiker, eingeschaltet. Er forderte den Stiftungsrat der Wagner-Stiftung am Donnerstag in Bayreuth auf, die Rolle der Familie Wagner wieder zu stärken. «Ich glaube, ich konnte ihnen deutlich machen, dass ich an einer außergerichtlichen Klärung interessiert bin, aber den Gerichtsweg auch nicht scheue, wenn sie nicht zustande kommt», sagte Gysi der Nachrichtenagentur dpa.
Er vertritt Daphne, Nike und Wolf-Siegfried Wagner, die Kinder des 1966 gestorbenen Festspielleiters Wieland Wagner. Gysi zielt auf eine neue Fassung der Stiftungssatzung ab. «Letztlich ist es mir egal, welche Lösung gefunden wird. Hauptsache, ich kann meinen Mandaten sagen, dass ihre Rechte nicht länger beeinträchtigt sind.»
Konkret geht es bei dem Streit um den Pachtvertrag des Festspielhauses. Das Festspielhaus gehört der Richard-Wagner-Stiftung, in der Bund und Freistaat Bayern die Mehrheit haben. Die Stiftung hat das Haus im Frühjahr bis zum Jahr 2040 an die Festspiele GmbH vermietet. Aufgrund der ausgehandelten Details könnten Bund und Freistaat Bayern beinahe allein über die Festspielleitung entscheiden. Die Erben Wieland Wagners hatten eine Klage dagegen erwogen. Wieland Wagner war der Bruder von Wolfgang Wagner (gestorben 2010), der die Festspiele alleine bis 2008 leitete und dessen Töchter Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier jetzt an der Spitze stehen.
Das wichtige Vorschlagsrecht der Familie für die Festspielleitung entspreche dem Willen des Stifters, sagte Gysi. «Und das ist meiner Meinung nach durch einen Mietvertrag und einen Anhang untergraben worden.» Er werde dem Stiftungsrat nun seine juristischen Bedenken schriftlich mitteilen, damit die Mitglieder prüfen und abwägen können.
Dem Ratsvorsitzenden Toni Schmid zufolge sollen nun dazu Gespräche stattfinden. «Ich muss die Meinung der Gesellschafter abfragen und dann schauen wir weiter», sagte der Ministerialdirigent im bayerischen Kunstministerium.
Das Zusammentreffen mit Gysi sei «sehr nett» und «kein großes Thema» gewesen. «Das Aufregendste heute war der Feueralarm im Rathaus», sagte Schmid weiter. Am Mittag musste der Stiftungsrat seine Sitzung kurz unterbrechen, weil im Rathaus Essen angebrannt war und den Alarm ausgelöst hatte.
Das drängendere Thema für den Stiftungsrat war Schmid zufolge die Finanzierungslücke beim Richard-Wagner-Museum. Das Haus soll nach seiner Sanierung und Erweiterung zur Festspielzeit 2015 wieder eröffnet werden. Während der 18 Millionen Euro teure Umbau gesichert ist, fehlt Geld für die laufenden Kosten. «Der Betrieb ist wesentlich teurer als gedacht», sagte Schmid weiter. Der Stiftungsrat werde sich deshalb im November erneut zusammensetzen, «um dann die Kuh vom Eis zu kriegen».
Im Stiftungsrat sitzen unter anderem Vertreter des Bundes, des Landes Bayern und der Familie Wagner. Die Stiftung wurde 1973 gegründet, um den künstlerischen Nachlass Richard Wagners zu pflegen.