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Warum das Ganze jetzt, fragt man sich

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Kultusministerkonferenz stellt Ergebnisse von PISA-2003 vor
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Am 14. Juli dieses Jahres stellte die Kultusministerkonferenz (KMK) die ersten Ergebnisse der PISA-Studie 2003 in Berlin vor. Doch erst im November dieses Jahres sollen im Rahmen einer Fachkonferenz die tiefer gehenden Analysen vorgelegt werden, die Rückschlüsse auf den Zusammenhang von sozialer Herkunft und dem Abschneiden bei den PISA-Tests erlauben. Die Kultusministerkonferenz begründete das Vorziehen der Bekanntgabe des deutschen Abschneidens bei der PISA-Studie damit, dass die Studie kein Wahlkampfthema werden sollte. Dennoch blieb die Frage zurück, warum das Ganze jetzt.

Die ersten Auswertungen zur PISA-Studie werfen auf die meisten Länder ein positives Licht. Fast alle Länder konnten sich verbessern, einige konnten in die Spitzengruppe aufrücken und auch die Länder, die von einem ungünstigen Platz aus gestartet sind, wie etwa Bremen, arbeiten sich langsam aber stetig nach vorne.

Besonders auffällig ist das bessere Abschneiden deutscher Kinder in Mathematik und Naturwissenschaften. Hier scheinen die Maßnahmen, die nach dem schlechten Abschneiden deutscher Schülerinnen und Schüler in der TIMSS-Studie (Untersuchung zu den Kompetenzen in Mathematik und den Naturwissenschaften) in den 90er- Jahren eingeleitet wurden, zu greifen. Dies gilt besonders – wie der Leiter des deutschen PISA-Konsortiums betonte – mit Blick auf die Verbesserung des Unterrichts. Das große Modellprogramm der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) SINUS hat genau dieses zum Ziel, den Unterricht in Mathematik und den Naturwissenschaften zu verbessern. Einmal mehr ein Beweis, welche Impulse die Zusammenarbeit von Ländern und dem Bund in den Schulen vor Ort setzen kann.

Wesentlich schlechter ist es nach wie vor um die Lesekompetenz bestellt, obwohl gerade sie der Schlüssel für den Erwerb weiterer Kompetenzen ist. Die Kultusministerkonferenz macht in ihrer Stellungnahme zu PISA-2003 deutlich, dass sie für die Vermittlung der Kompetenzen in Mathematik und den Naturwissenschaften vornehmlich die Schule in der Verantwortung sieht, wohingegen Lesekompetenz laut KMK im Zusammenspiel von Elternhaus, Nachbarschaft und Schule erworben wird. Das heißt im Klartext, für die Vermittlung von Lesekompetenz sind neben der Schule weitere Akteure zuständig. Dieses ist mit Blick auf die frühkindliche Förderung richtig und wichtig.

Die Aussagen zur Lesekompetenz unterstreichen, wie notwendig es ist, Kinder frühzeitig zu fördern. Die Vermittlung von Lese- und Sprachkompetenz ist eine wesentliche Aufgabe des vorschulischen Bereiches. Hier sind besonders die Kindertagesstätten gefordert. Erzieherinnen und Erzieher müssen ihre Kompetenzen in der Vermittlung von Lese- und Sprachkompetenz ausweiten und vertiefen, die Einrichtungen benötigen ausreichend Mittel zur Beschaffung von Büchern und die Kooperation mit Bibliotheken muss verbessert werden. Die Stiftung Lesen, die Bibliotheksverbände, aber auch andere Kulturvermittler bemühen sich bereits seit Jahren um stärkere Aufmerksamkeit für das Lesen. Sie gilt es zu stärken und ihre Erfahrungen deutlicher herauszustellen. Dieses gilt auch mit Blick auf die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund. Gute Deutschkenntnisse und Lesekompetenz sind der Schlüssel für Schulerfolg und Partizipation. Der Deutsche Kulturrat unterstreicht in der gerade erschienenen Konzeption Kulturelle Bildung III die Bedeutung der frühkindlichen Bildung und die Herausforderung zu vernetztem Arbeiten. Das Rad muss nicht jedes Mal neu erfunden werden, von den Erfahrungen der Leseförderer und Literaturvermittler kann gelernt werden.

Unter Wahlgesichtspunkten war besonders interessant zu beobachten, wie die baden-württembergische Kultusministerin Anette Schavan, ansonsten eine starke Verfechterin des Wettbewerbsföderalismus, die besonders auf die hervorragende Position ihres Bundeslandes verwies, als designierte Bildungsministerin in einer CDU-Bundesregierung auf einmal sehr vermittelnd auftrat und lobte, dass alle Länder sich verbessert haben. Dies lässt hoffen, dass von der Bundesebene aus sich die Perspektiven eben doch verändern und manche Vorhaben, wie etwa die angekündigte Abschaffung der gemeinsamen Bildungsplanung im Rahmen der BLK, bei einem möglichen Regierungswechsel in einem anderen Licht gesehen und nicht umgesetzt werden.

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