Hauptbild
Goethe/Schiller-Denkmal in Weimar. Foto: Hufner
Deutsches Nationaltheater Weimar: «Geteilte Zukunft» und große Pläne. Foto: Hufner
Hauptrubrik
Banner Full-Size

Weimarer Intendant: Kultur erst nach Biergärten und Autohäusern

Autor
Publikationsdatum
Body

Weimar - Der Generalintendant des Deutschen Nationaltheaters Weimar (DNT), Hasko Weber, sieht die Kultur in der öffentlichen Debatte um die Corona-Krise oft vernachlässigt. «Die Kultur wird oft vergessen, oder in Zusammenhänge nach Biergärten und Autohäusern gebracht», kritisierte Weber am Dienstag im Gespräch mit der Deutschen-Presseagentur.

 Er halte das für falsch, unabhängig, ob es dabei etwa um Theater, Museen, oder die gesamte freie Kulturszene gehe. «Wir sind mit dem, was wir tun, ein wichtiger Teil der Grundversorgung und Bestandteil der Demokratie», sagte Weber.

Abgesehen von wirtschaftlichen Einbußen für Einrichtungen, Organisationen und freischaffende Künstler entstünden durch die Einschränkungen in der Corona-Pandemie so Defizite in der kulturellen Teilhabemöglichkeit. «Natürlich hat etwa Bildung Priorität, aber auch mit Blick auf die Kultur verzichten wir gerade auf wichtige Bestandteile unseres Lebens», betonte Weber.

In Thüringen dürfen ab dem 27. April zwar unter strengen Auflagen etwa Museen und Ausstellungen wieder für Besucher öffnen. Theater und Orchester müssen ihren Spielbetrieb aber voraussichtlich bis Ende August komplett aussetzen. Daher fällt das vom DNT geplante Sommertheater aus. Der Beginn des Kunstfests Weimar, das unter dem Dach des DNT angesiedelt ist, wird deshalb nach aktuellen Plänen von Ende August auf 1. September verschoben.

Auch beim Theater Erfurt hieß es am Dienstag, dass die eigentlich aktuelle Saison nun abgehakt sei und man sich auf die neue Spielzeit, die im September startet, konzentrieren wolle. Einige Stücke aus dem Programm, das nun nicht gezeigt werden kann, sollen aber in der nächsten Saison integriert werden. Eine offizielle Absage der Domstufenfestspiele gab es allerdings noch nicht.

Das Vorgehen der Landesregierung hat zuletzt auch zu Kritik geführt. So hatte sich etwa Volker Nienstedt, der Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft hinter der Sommerkomödie Erfurt, in einem offenen Brief an Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) gewandt.

«Ich denke, wir Kulturschaffenden sind es wert, einer Einzelfallprüfung unterzogen zu werden.» Zudem schrieb er, dass eine generelle, staatliche Absage aktuell verfrüht und entmutigend sei. Hoff kündigte derweil an, eine Intendantenkonferenz einzuberufen, um über die Spielzeit 2020/21 zu sprechen.

In Weimar räumte Weber ein, dass es eine spezielle Situation sei: «Theater und andere Häuser mit Veranstaltungsräumen und Konzertsälen gehören natürlich zu den Bereichen des Gesellschaft, in denen das Risiko hoch ist, weil Menschen dicht aufeinander treffen.» Das gelte fürs Publikum, aber auch für die Menschen auf der Bühne.

Es brauche Fantasie und Pragmatismus für Überlegungen, wie das Theater unter Berücksichtigung von Distanzregelungen etwa wieder probefähig werden könne. «Mit 1,5 Meter Abstand Schauspiel zu probieren, das ist schon eine neue Fantasie wert.» Ein Orchester, das nicht probe und spiele, verliere seine innere Verbindung, das gelte auch für Chöre und andere Ensemble. «Das gefährdet den Geist eines jeden Hauses und je länger der Zustand andauert, umso herausfordernder wird die Aufgabe, die künstlerischen Ensembles zusammen zu halten.»

Ort
Autor