Leipzig/Dresden - Die Zukunft des 1969 eröffneten Dresdner Kulturpalastes ist auch nach der Verhandlung vor dem Leipziger Landgericht offen. Die Stadt Dresden bot dem Architekten und Erbauer des Hauses, Wolfgang Hänsch, am Dienstag an, seine Leistung beim Bau in den 1960er Jahren beim geplanten Umbau berücksichtigen zu wollen.
Denkbar wäre ein «architektonisches Zitat» Hänschs im oder am Rande des neuen Konzertsaals, sagte der Rechtsanwalt der Stadt Dresden, Henrik Nacke. Hänsch wollte sich zu dem Angebot vorerst nicht äußern und erbat Bedenkzeit. Zuvor hatte der 82jährige während der Verhandlung jedoch erklärt, ein Entgegenkommen sei «eigentlich eine Zumutung». Er könne sich bei seinen Kollegen nicht mehr sehen lassen, sollte er von seinen Urheberschaftsansprüchen abrücken und einem Umbau des Saals zustimmen.
Die Stadt Dresden will den bisherigen Multifunktionssaal des Kulturpalastes für 70,5 Millionen Euro zu einem reinen Konzertsaal für die Dresdner Philharmoniker umbauen. Dabei sei keine Entkernung des Hauses geplant, betonte die Stadt, es gehe es lediglich um einen Neubau des Saals im Innern des Gebäudes, um eine bessere Akustik zu erreichen. Diese sei mit einer Sanierung oder einem Ausbau des bestehenden Saals nicht möglich. Die Glasfassade des zum 20-jährigen Jubiläum der DDR eröffneten Hauses solle nicht verändert werden.
Gegen diese Pläne macht Architekt Hänsch Urheberrechtsansprüche geltend. Der Kulturpalast sei ein «ganz bedeutendes Zeitzeichen für die Nachkriegsarchitektur der DDR», sagte er. Hier sei erstmals offen mit der bis dahin geltenden stalinistischen Architektur gebrochen worden. Dabei seien Fassade und Zuschauerraum als eine Einheit zu verstehen, das Eine könne ohne das Andere nicht existieren; ein Umbau sei daher nicht möglich.
Der Vorsitzende Richter der für Urheberrechtsfragen in Sachsen zuständigen 5. Zivilkammer, Kai-Uwe Deusing, deutete während der Verhandlung am Dienstag auch auf mögliche Folgen hin, sollten beide Parteien zu keiner Einigung kommen. Ein jahrelanger Rechtsstreit durch die Instanzen könnte dazu führen, dass der Kulturpalast zu einer Ruine verkomme, sagte Deusing. Die Stadt Dresden hatte angekündigt, unter anderem aus Brandschutzgründen das Haus im nächsten Jahr schließen zu müssen, sollte der Umbau nicht realisiert werden können.
Beide Seiten haben jetzt einige Wochen Zeit, eine Lösung zu erarbeiten. Eine Entscheidung soll am 6. September fallen.