Berlin - Deutschlands auch international wichtigste Kulturinstitution steht vor einem grundlegenden Wandel. Die bekannten Museen sollen mehr selbst bestimmen können. Die Finanzierung dafür ist noch unklar.
Die geplante Reform der Stiftung Preußischer Kulturbesitz soll die Museen und Einrichtungen des Verbunds sichtlich stärken. Der Stiftungsrat von Deutschlands international wichtigster Kulturinstitution stimmte den grundlegenden Veränderungen einstimmig zu. Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) sprach am Montag in Berlin von einem «Schritt zu mehr Autonomie und Selbstständigkeit und damit besserer Handlungsfähigkeit». Die von Bund und Ländern getragene Stiftung gilt als zu behäbig, ihre Museen international nicht auf der Höhe ihrer Möglichkeiten.
Zur Stiftung mit rund 2000 Mitarbeitern gehören etwa die Staatlichen Museen in Berlin, deren 15 Sammlungen mit 4,7 Millionen Objekten an 19 Standorten präsentiert werden. Einer Analyse des Wissenschaftsrates zufolge, einem wissenschaftspolitischen Beratungsgremium, ergeben sich durch die Konstruktion unklare Entscheidungsprozesse.
Die stärkere Autonomie bringe auch mehr Eigenverantwortung, sagte Roth. Die Einrichtungen sollten mit der Reform deutlich attraktiver werden für ein breites Publikum.
Stiftungspräsident Hermann Parzinger sprach von «wichtigen Eckpunkten» für die Zukunft». Bund und Länder hätten die gesamtstaatliche Bedeutung der Stiftung klargemacht.
Offen ist weiter die Frage, wie neben der Struktur auch neue Inhalte der künftigen Autonomie finanziert werden. Dazu sollen bis Sommer 2023 Vorschläge vorgelegt werden. Für die Länder sagte Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra (CDU), der Reformprozess könne im Wesentlichen durch Effizienzoptimierung finanziert werden.
Parzinger sagte dazu, auch in den nicht einfachen Zeiten sei das politische Bewusstsein zu spüren, dass es effektive Zuwächse geben werde. «Das ist für uns essenziell.» Roth meinte, es brauche nicht immer und zwingend mehr Geld. Die Einrichtungen sollten sich das nun anschauen «und dann gehen wir in die Verhandlungen».
Die Länderanteile sind seit 1996 gedeckelt. Alle Länder zusammen tragen rund 15 Prozent des Budgets, etwa 8 Prozent davon Berlin als Sitzland. Der Bund zahlt rund 86 Prozent. Ohne die Länder müsste der Bund nach zuletzt veröffentlichten Berechnungen etwa 50 Millionen Euro zusätzlich aufbringen.
Für die Museen sprach Dagmar Korbacher, Direktorin des Kupferstichkabinetts, von einer «Öffnung der Handlungsspielräume». Es gehe um die Stärkung im Verbund einer kollegial geführten Gemeinschaft. «Weniger Bürokratie heißt mehr Museum.»
Geleitet wird die Stiftung künftig von einem Kollegialorgan. Als feste Mitglieder sollen Präsident, Vizepräsident und Präsident der Staatsbibliothek dabei sein. Für jeweils vier Jahre sollen zwei Spitzen der Staatlichen Museen sowie eine Vertretung der anderen Einrichtungen hinzugewählt werden. Der künftige Vorstand soll sich nur mit übergreifenden Themen befassen.
In einem zweiten Prozess soll die Zusammenarbeit der Stiftung mit dem Humboldt Forum neu strukturiert werden. Das Kultur- und Ausstellungszentrum hinter der rekonstruierten Schlossfassade gestalten die Preußen-Stiftung mit zwei ihrer Museen, das Land Berlin, die Humboldt-Universität und die Stiftung Humboldt Forum.
Als eine Möglichkeit für eine neue Struktur könnte das Forum an die Preußen-Stiftung angekoppelt werden. Der Generalintendant des Humboldt Forums wäre dann auch offiziell zuständig für die beiden Museen im Haus und siebtes Mitglied im Vorstand der Preußen-Stiftung.
Museumschef zu Reform: Geldmangel keine Ausrede gegen Veränderungen
Berlin (dpa) - Der Direktor der Neuen Nationalgalerie in Berlin, Klaus Biesenbach, sieht eine erfolgreiche Reform der Stiftung Preußischer Kulturbesitz nicht zwingend an den Geldfluss von Bund und Ländern gekoppelt. «Wir haben aus dem Mangel schon viel gelernt», sagte der Museumschef der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
«Viele Dinge, die mir am Herzen liegen, müssen nicht unbedingt viel Geld kosten.» Viele Hürden befänden sich nur in den Köpfen. «Geld kann auch eine Entschuldigung sein, nichts zu ändern», sagte Biesenbach. «Wir müssen jetzt einfach machen.»
«Wir werden diese neue Freiheit, und natürlich die damit verbundene Verantwortung nutzen müssen, um effizienter zu werden und unserem Publikum besser zu dienen», sagte Biesenbach. Dafür müsse mehr Personal an die einzelnen Häuser, wie auch eigene Budgets.
Mehr Freiheit für die Kunst sei dringend nötig. «Wir in den Museen müssen nicht durch Bürokratie ständig entmutigt und verlangsamt und erschöpft werden. Wir müssen international kompatibel reagieren und planen können», so Biesenbach. Dafür gebe es jetzt «großartige und neue Voraussetzungen».