Stuttgart - Das Drama um die Sanierung des Stuttgarter Schauspielhauses ist um einen Akt reicher. Zum wiederholten Mal verschiebt sich die Rückkehr des Staatstheaters Stuttgart in seine angestammte Spielstätte. Das Ensemble könne wegen aufgetretener Störungen im Probebetrieb der Bühnentechnik nicht wie vorgesehen in der Spielzeit 2012/2013 in das Schauspielhaus zurückkehren, teilten die Ministerien für Finanzen und Wirtschaft sowie Kunst gestern mit.
Der technische Probebetrieb war am 18. März bereits mit Verzögerung aufgenommen worden. Kunstministerin Theresia Bauer (Grüne) sagte: "Es ist kein guter Tag und keine gute Nachricht für den Theaterstandort Stuttgart." Die weitere Verzögerung tue ihr außerordentlich leid und sie sei "ein Stück weit geschockt". Nun müsse mit Hochdruck daran gearbeitet werden, dass die Bühne wieder ins Laufen kommt. Bauer schränkte aber gleich ein: "Wir sind noch nicht am Ende der Zusammenstellung der Mängelliste."
Ensemble musste schon zwei Mal ausziehen
Laut Finanzstaatssekretär Ingo Rust wurden während der Testläufe 26 Mängel entdeckt, die zum Teil von größerem Ausmaß sind. "Es ist eine mittlere Katastrophe." Es gebe dazu keine beschwichtigten und beschönigenden Worte mehr." Intendant Hasko Weber sprach von einer "offenen Wunde" des Theaters. Bis Ende April sollen im Schauspielhaus nun weitere Testläufe durchgeführt werden, um sämtliche Mängel festzustellen.
Geplant war ursprünglich, das Haus zum Ende der Spielzeit 2012/13 am 14. Juni mit der Stuttgarter Premiere von Molières "Tartuffe" wiederzueröffnen. Anfang August 2010 begann die Sanierung des Schauspielhauses, in dem 1962 der Spielbetrieb aufgenommen worden war. Das Ensemble kam in einer Interimsspielstätte in der Türlenstraße unter.
Im Februar 2012 wurde das Theater nach 18 Monaten Sanierung zunächst wiedereröffnet. Da sich jedoch zahlreiche Mängel bei Planung und Bauausführung offenbarten, musste es im Sommer erneut geschlossen werden. Diesmal zogen die Schauspieler ins Probenzentrum Nord am Löwentorbogen.
Schauspieler müssen mit kleiner Studiobühne auskommen
Die für Juni 2013 geplanten Premieren und Aufführungen im Schauspielhaus wurden am Mittwoch abgesagt. Eine weitere Bespielung der Interimsspielstätte Nord sei ebenfalls nicht möglich, da die Voraussetzungen für den technischen Rückumzug gewährleistet werden müssten, sagten Bauer und Rust. Die einzige Möglichkeit für das Ensemble bestehe in der Bespielung der Studiobühne Nord. Diese hat rund 150 Plätze. Neben dem Ansehensverlust drohen dem Haus damit weitere finanzielle Einbußen.
Weber sagte, ein Weiterbetrieb im Probenzentrum sei nach dem 21. Mai kaum möglich, da man den Auszug seit langer Zeit geplant habe. Es solle jetzt versucht werden, "irgendwie einen würdigen Abschluss für diese Spielzeit zu finden". Intendant Weber wechselt zur kommenden Spielzeit ans Deutsche Nationaltheater Weimar. Auf ihn folgt Armin Petras, der Intendant am Berliner Maxim-Gorki-Theater ist. Ein konkreter Termin für die Wiedereröffnung wurde nicht genannt. Die erste Spielzeit von Petras soll aber rechtzeitig im Schauspielhaus beginnen können.