Mannheim - Musik und Mannheim - das gehört schon seit Langem zusammen. Fachkreise schwärmen von der Mannheimer Schule des 18. Jahrhunderts, junge Musiker drängen an die Talentschmiede Popakademie oder an die renommierte Musikhochschule der Stadt. Zusätzlichen Auftrieb gibt seit Ende 2014 der Titel «Unesco City of Music». Das Versprechen der Mannheimer: «Wir verstehen Musik».
«Es zieht sich ein langer dicker roter Faden der Musik durch Mannheim», sagt der Leiter der Unesco-Bewerbung, Rainer Kern. «Die Stadt ist in vielen Musikbereichen stark: Klassik, Techno, Jazz, Soul - und überall ein hohes Qualitätslevel.»
Sänger Joris («Herz über Kopf») ist das aktuellste Beispiel eines Musikstars, der eng mit der Stadt Mannheim verbunden ist. Er entspringt der Popakademie am Kanal zwischen Rhein und Neckar, Garant für einen hohen Output an künstlerischem Nachwuchs. Viele große Namen erzählen die Geschichte der Musikstadt: Joy Fleming etwa, die dieser mit ihrem «Neckarbrückenblues» ein Denkmal setzte. Xavier Naidoo und seine Söhne Mannheims. Oder Laith Al-Deen, der in «Monnem» aufwuchs und später dorthin zurückkehrte - die Liste ließe sich lange fortsetzen. Dazu passt: Als erste Südwest-Stadt gab es hier einen Rock- und Popbeauftragten, um dem Nachwuchs zum Erfolg zu verhelfen.
Um die Mannheimer Musikszene kreist auch die Komödie «Mannheim - Neurosen zwischen Rhein und Neckar», der am Donnerstag (5. Mai) in den Kinos anläuft. Witzig und authentisch zeigt er die Monnemer Schnauze und den Alltag von Musikern, die auf den Durchbruch warten. Garniert mit vielen ehrlichen Bildern einer Stadt, wie sie eben ist: Immer bodenständig, oft pulsierend - und manchmal sogar richtig schön. «Die Anzahl der Bands in Mannheim steigt gefühlt jeden Monat», sagt Filmproduzent Andrew Van Scoter. «Es gibt hier sehr viele begabte Musiker, die nicht von der Popakademie kommen. Die haben es schon schwerer, einfach, weil die Strukturen nicht so da sind.»
Die Popakademie Baden-Württemberg in der Hafenstraße gibt es seit 2003. Sie hat zum bundesweiten Ruf Mannheims als Musikstadt viel beigetragen - und der Szene einen immensen Auftrieb gegeben. Hier studiert der Nachwuchs der Musikbranche etwa Popmusikdesign, Weltmusik oder Musikbusiness - wertvolle Kontakte inklusive. «Die Stadt hat eine unglaubliche Dynamik im Musikbereich», sagt der Künstlerische Direktor Udo Dahmen. Die Absolventen mischen schon während des Studiums kräftig mit: Viele treten nach den Vorlesungen mit ihrer Band in einem der Mannheimer Clubs auf. «Uns liegt viel daran, uns mit den hiesigen Musikern gemeinsam weiterzuentwickeln.»
Seit Ende 2014 ist Mannheim Teil des Unesco-Netzwerks «Creative Cities» (Kreative Städte), als «City of Music» natürlich. Vernetzt sind weltweit Städte, die den kreativen Austausch in Kunst und Kultur suchen. Darin konnten zum Beispiel zwei Rapper zusammengebracht werden: Einer aus Mannheim und der andere aus der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá. Das Konzept: Jugendliche aus den zwei Städten erarbeiten Texte, die sie am Ende gemeinsam rappen - ohne sich jemals persönlich begegnet zu sein, wie der Leiter der Unesco-Bewerbung erzählt. «Und das Ganze auf einem hohen künstlerischen Niveau.»
Stolz ist Kern auch, dass die Band «LebiDerya» mit ihrem Oriental Jazz im Herbst auf dem Weltmusikfestival im japanischen Hamamatsu auftritt. «Wir werden nochmal ganz anders wahrgenommen mit dem Unesco-Titel im Rücken», sagt er. Kreativität mit Kompetenz verbinden und daraus Wirtschaftkraft erzeugen - dieses Konzept scheint in Mannheim aufzugehen.