Man braucht gar nicht Hölderlins trutzig zuversichtlichen Satz, wo aber Gefahr sei, wachse das Rettende auch, zu bemühen, um neuere Entwicklungen des kulturellen Angebots zu beleuchten. Gefahr herrscht wirklich auf dem klassischen Sektor und auf der Seite der Vermittlung sind heute neue Akzente festzumachen, die den Begriff der Kreativität nicht nur als Hülse belassen. Längst stürzt man sich nicht mehr blind wähnend auf die Leernummer des Entertainments.
Man braucht gar nicht Hölderlins trutzig zuversichtlichen Satz, wo aber Gefahr sei, wachse das Rettende auch, zu bemühen, um neuere Entwicklungen des kulturellen Angebots zu beleuchten. Gefahr herrscht wirklich auf dem klassischen Sektor und auf der Seite der Vermittlung sind heute neue Akzente festzumachen, die den Begriff der Kreativität nicht nur als Hülse belassen. Längst stürzt man sich nicht mehr blind wähnend auf die Leernummer des Entertainments.Denn dort, wo Spaßkultur zum Selbstzweck verkommt, hört der Spaß schnell auf. Das wurde begriffen. Die drei Tenöre haben ihre Stimmen so hoch getrieben, dass sie „Alt“ aussehen. Kulturelle Präsentation ist eben kein Selbstläufer, der von der Stange zu kaufen ist, auch wenn man bereit ist, jeden Preis zu bezahlen. Es ist nicht der in der Tat lange etwas unterbelichtete Begriff der Unterhaltung, der am Pranger steht. Denn Kunst, die ihre Unterhaltspflichten vernachlässigt, drängt sich unwillkürlich ins Abseits. Im emphatischen Sinne gute Unterhaltung aber verlangt das Instand-Setzen geistiger Bewegung.Dass heute kaum mehr ein Festival, kaum mehr die Planung einer Spielzeit ohne diese Komponenten kreativen Nachschubs auskommt, ist ein gutes Zeichen. Salzburg wurde unter Mortier aus einem einsetzenden Dämmerzustand aufgeweckt, Münchens „musica viva“ befreite sich aus dem herbeigeredeten Klischee, dass Neue Musik heute keinen Nachholbedarf mehr hätte, Donaueschingen löste sich vom Zustand der nackten Neu-Präsentation hin zur diskursiven Auseinandersetzung mit innovativen Strömungen und, und, und... Der aus der Retorte gezüchtete Kulturmanager, der vom Management viel, von Kultur wenig versteht, hat nach kurzem Boom bereits wieder abgewirtschaftet. Die Blödheit des vertalkten (verkalkten?) Fernsehens lässt sich nicht eins zu eins übertragen. Gott sei Dank! Ein Kulturbetrieb, der dümmer ist als das Publikum, greift nicht.
Zeichen also sind gesetzt, vermutlich – um Hölderlin ins Gedächtnis zu rufen – war die Gefahr groß genug. Alles also roger? Das wäre zu euphorisch. Denn dem Elan kultureller Präsentation vermag derzeit die Ästhetik der Produktion kaum Schritt zu halten. Trotz der Pauschalisierung eines Rundumschlags muss man konstatieren, dass sich viel kompositorisches Wirken heute um die Umorientierungen des Denkens noch wenig schert. Da bewegt man sich immer noch in den Elfenbein-Gemäuern subjektiver Selbsterfüllung. Den neuen sozialen Netzen kultureller Vermittlung stehen viele, vielleicht aus Angst vor der Aufgabe eines romantisch geprägten Ich-Begriffs, skeptisch gegenüber. Zu vermissen ist ein Ruck, der in erster Linie von jüngeren Komponisten ausgehen sollte. Eines könnte cum grano salis zuversichtlich stimmen: Hier ist Gefahr.