Berlin - Der frühere Berliner Regierungschef Klaus Wowereit (SPD) hat eine Verantwortung für mögliche Planungsfehler bei der Sanierung der Berliner Staatsoper abgelehnt. Alle Planungen und Umplanungen seien von der fachlichen Ebene vorbereitet worden, er habe nie einsame Entscheidungen getroffen, sagte der 62-Jährige am Freitag vor dem Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses zur Aufklärung des Bauskandals.
«Sie müssen nicht denken, dass ich da an meinem Schreibtisch sitze und mir was ausdenke.» Mit inzwischen fast 400 Millionen Euro wird die Sanierung des Opernhauses fast doppelt so teuer wie geplant. Der Termin zur Wiedereröffnung hat sich von 2013/14 auf voraussichtlich 2017 verschoben. Gleichwohl verteidigte Wowereit die nachträgliche Entscheidung, zugunsten einer besseren Akustik die Decke des Saals um vier Meter anzuheben. Als Mehrkosten für die Maßnahme seien damals vier Millionen Euro genannt worden, sagte er. «Das schien uns angesichts der Gesamtsumme durchaus vertretbar.»
Diese umstrittene Nachforderung von Generalmusikdirektor Daniel Barenboim war laut Wowereit die einzige Entscheidung, in die er unmittelbar eingebunden war. «Andere Nachforderungen sind auf der Verwaltungs- und maximal Staatssekretärsebene besprochen worden.» Der frühere Amtsinhaber André Schmitz sollte am Nachmittag ebenfalls als Zeuge vor dem Ausschuss aussagen.
Wowereit betonte, der ursprüngliche Kostenrahmen von 230 Millionen Euro habe immer als Höchstgrenze gegolten. Bei zusätzlichen Wünschen hätten andernorts Abstriche gemacht werden müssen. Als Beispiel nannte er die Abtrennung des halben Magazingebäudes für die Barenboim-Said-Akademie. «Mir ist nicht erinnerlich, dass da Alarmglocken da waren», sagte er. Als Ersatz wurde ein unterirdischer Tunnel zur Verbindung der beiden Operngebäude geplant, dessen Bau wegen der schwierigen Bodensituation in Berlin zumindest einen Teil der Zusatzkosten verursachte.
Wowereit hatte vor einem Jahr sein Amt als Regierender Bürgermeister abgegeben. In der letzten Legislaturperiode hatte er zusätzlich auch das Amt der Kultursenators inne.
Info:
Die Berliner Staatsoper unter Leitung von Daniel Barenboim ist das größte und renommierteste der drei Opernhäuser in der Stadt. Seit 2010 läuft eine grundlegende Sanierung des historischen Gebäudes. Ziele sind ein zeitgemäßer Spielbetrieb sowie bessere Sicht und Akustik. Dafür wird der Saal durch Anheben der historischen Decke erweitert. Durch das größere Volumen des Raums soll sich die sogenannte Nachhallzeit der Musik von 1,1 auf 1,6 Sekunden erhöhen. Zum Vergleich: Die Mailänder Scala hat eine Nachhallzeit von bis zu 1,8 Sekunden, die Metropolitan Opera in New York sogar bis 2,0 Sekunden. Zudem gibt es einen neuen unterirdischen Verbindungsbau zur technischen Versorgung des Gebäudes.
Zur Kostenexplosion haben laut Bauverwaltung unter anderem historische Holzfunde in 18 Metern Tiefe beigetragen. Auch die Abdichtung gegen Grundwasser und die Sanierung des Mauerwerks waren aufwendiger als geplant.