St. Petersburg - Ein russischer Chor hat in einer Kathedrale in St. Petersburg mit einem Lied aus Sowjetzeiten über einen Atomangriff auf die USA für Wirbel gesorgt. Das Ensemble sang den aus dem Kalten Krieg in 1980er Jahren stammenden Titel als Zugabe nach einem Konzert und zog sich heftige Kritik zu.
Die Kathedrale beklagte, es habe keine Abstimmung über das Programm gegeben. «Wir glauben, dass das Lied unangemessen ist, aber wir neigen nicht dazu, die Situation zu politisieren.» In dem Lied heißt es: «Auf einem Atom-U-Boot mit einem Dutzend Bomben von knapp 100 Megatonnen überquerte ich den Atlantik und rief dem Schützen zu: «Petrow, ziele auf Washington»». Der Auftritt zum «Tag der Vaterlandsverteidiger» am vergangenen Samstag folgte wenige Tage nach der Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin an die Nation. Darin warnte er die USA, sein Land habe für jede Bedrohung die passende Antwort parat.
Der Liedermacher Andrej Koslowski meinte, sein als Satire angelegtes Lied «Über den Sold von Soldaten» sei aus einer anderen Zeit und hätte nicht in der Kathedrale gespielt werden dürfen. «Daraus wird nichts Gutes», sagte er dem St. Petersburger Online-Portal fontanka.ru.
Der Oberdiakon der russisch-orthodoxen Kirche, Andrej Kurajew, sagte mit Blick auf die aktuelle politische Lage und angesichts dessen, dass dieser Auftritt einen «superernsten» Rahmen gehabt habe, das Lied könne kaum als Witz verstanden werden. Der Chor verteidigte am Dienstag die Auswahl und nannte das Stück ein zeitgeschichtliches Zeugnis jener Epoche.