Berlin - Die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) hat erneut das Vorgehen Sachsens bei den Verhandlungen um die Zukunft des Orchesters der Landesbühnen Sachsen scharf kritisiert. Entgegen vorheriger Signale habe das Land bei den jüngsten Verhandlungen einen Insolvenzschutz für die Musiker abgelehnt, erklärte der DOV am Donnerstag in Berlin.
Das sei vollkommen unverständlich, sagte Verhandlungsführer Andreas Masopust. Wie schnell Staatstheater in Insolvenzgefahr geraten könnten, sehe man derzeit beim Staatstheater Schwerin. Auch bei der Vergütungsfrage hätten sich die Parteien noch nicht weiter annähern können, hieß es. Die vom Freistaat gesetzte Frist für eine Einigung läuft den Angaben zufolge am 30. November ab.
Die Pressemeldung vom 24.11.2011 der DOV im Wortlaut:
Orchesterfusion Radebeul-Riesa: Freistaat Sachsen lehnt Insolvenzschutz
Keine Einigung trotz angebotenem Gehaltsverzicht
Die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) kritisiert den Freistaat scharf für seine Verhandlungsführung. In den Gesprächen zur Zusammenführung des Orchesters der Landesbühnen und der Elblandphilharmonie hatte der Vertreter des Freistaats Bereitschaft signalisiert, der Forderung der Musiker zumindest nach einem Insolvenzschutz nachzukommen. Zuvor war ein von allen Theatergewerkschaften geforderter Personalüberleitungsvertrag abgelehnt worden. Nach wochenlanger Prüfung durch das SMWK und das SMF war allerdings kein weiteres Bemühen erkennbar, doch noch zu einer Lösung für die Beschäftigten zu kommen. Stattdessen wurde in der letzten Verhandlungsrunde am 22.11.2011 nun auch der Insolvenzschutz kategorisch abgelehnt.
„Es ist vollkommen unverständlich, weshalb sich der Freistaat seiner Verantwortung gegenüber den Beschäftigten entzieht. Wie schnell selbst ein Staatstheater in Insolvenzgefahr geraten kann, erleben wir derzeit aktuell beim Staatstheater Schwerin. Offensichtlich will der Freistaat die Orchestermusiker künftig vergleichbaren Risiken aussetzen“, so Andreas Masopust, stellv. Geschäftsführer der DOV.
Unabhängig davon konnten sich die Parteien auch bei der Vergütungsfrage nicht weiter annähern, obwohl die DOV für die Radebeuler Musiker einen Gehaltsverzicht in Höhe von ca. 19 % angeboten hatte. Das bedeutet konkret, dass zwischenzeitlich 102 Musiker sich das Gehalt von 86 ausfinanzierten Stellen teilen würden. Darüber hinaus wäre auch eine endgültige Orchestergröße von 72 Musikern grundsätzlich einigungsfähig, die nach einem weiteren Planstellenabbau erreicht werden könnte.Die Arbeitgeberseite hat nun die Vorlage eines einseitigen Tarifvertragsentwurfs noch in dieser Woche angekündigt, denn die vom Freistaat gesetzte Frist zur „Einigung“ läuft am 30.11.2011 ab. „Sollten die betroffenen Musiker dieses Angebot ablehnen, hat der Freistaat in Person von Ministerin Dr. Schorlemer die Abwicklung des Orchesters der Landesbühnen angekündigt“, so Masopust weiter. „Die Musikerinnen und Musiker aus Radebeul können einfach nicht glauben, dass die Ministerin entgegen aller öffentlichen Beteuerungen offensichtlich doch einen radikalen Stellenabbau beabsichtigt, und damit ihre Sorgfaltspflicht gegenüber den Beschäftigten des Freistaats grob verletzt“.
[update, 25.11.]
Der Orchestervorstand der Landesbühnen Sachsen hat alle kulturinteressierten Bürger, Kollegen und Freunde der Landesbühnen zu einem Protestmarsch aufgerufen:
"fünf vor zwölf" Aufruf zum Schweigemarsch
gegen die drohende Kündigung des Orchesters der Landesbühnen SachsenFreitag, den 25.11.2011, 11:15 Uhr Theaterplatz, Dresden
Protestmarsch zum Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, Wigardstr.17