Bonn - Es ist ein kleines Gebäude mit barocker Fassade: Das Beethoven-Haus in Bonn zählt jährlich mehr als 100 000 Besucher. Jetzt schließt die Gedenkstätte für einige Monate. Zum 250. Geburtstag des Komponisten wird die Ausstellung größer und moderner.
Die Zimmer sind eng und die Treppenstufen steil. Das war auch vor fast 250 Jahren so, als Ludwig van Beethoven in dem kleinen Bonner Wohnhaus auf die Welt kam. «Das Beethoven-Geburtshaus hat sich, was die Räume angeht - nicht das Inventar - weitgehend original erhalten», erzählt Malte Boecker, der Direktor des Beethoven-Hauses. Das in einem Hinterhof gelegene Haus in der Innenstadt dient schon seit 1893 als Museum. Bislang werden hier Gemälde, Handschriften und Musikinstrumente des weltberühmten Komponisten (1770-1827) ohne große Erläuterung präsentiert - die Ehrfurcht der Besucher wird vorausgesetzt. Doch das Erscheinungsbild soll sich ändern.
Mit Blick auf die Ende 2019 beginnenden Feiern zum 250. Geburtstag Beethovens will das Museum mehr auf sein Publikum zugehen. Die bislang eher als Gedenkstätte konzipierte Ausstellung wird komplett umgekrempelt und vergrößert. Dafür schließt das jährlich von mehr als 100 000 Menschen besuchte Museum vom 28. Februar bis zum Spätsommer. Zu Beginn des Jubiläumsjahres am 16. Dezember 2019 wird das erneuerte Museum dann offiziell wiedereröffnet.
Bislang zeigt das Haus rund 200 Exponate. Das ist nur ein Bruchteil der nach Museumsangaben mit 4000 Objekten weltweit größten Beethoven-Sammlung. Dazu gehören die monströsen Hörrohre, mit denen der immer schlechter hörende Komponist verzweifelt versuchte, seine Mitmenschen zu verstehen. Im Beethoven-Archiv liegen die Partituren berühmter Kompositionen wie der Mondscheinsonate oder der 6. Symphonie - der «Pastorale» - sowie zahlreiche Briefe und Gemälde, die den oft grimmig aussehenden Tonkünstler zeigen.
3,5 Millionen Euro - davon der größte Teil aus den Kassen des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen - kostet die Erneuerung des von einem privaten Verein getragenen Museums. Am Ende soll das Beethoven-Haus mehr auf seine unterschiedlichen Besucher ausgerichtet sein. Etwa solche, die wenig über den Komponisten der 9. Symphonie wissen. Die Bewunderer dagegen wandern mit Vorwissen durch die engen Räume, in denen die Exponate hinter Glas in Vitrinen liegen. «Viele nennen es eine Pilgerstätte», berichtet Sprecherin Ursula Timmer-Fontani.
Die bislang dem Lebenslauf des berühmtesten Bonners folgende Präsentation - die meisten Jahre verbrachte er aber in Wien - werde künftig nach Themen geordnet, erzählt Direktor Boecker. Unter anderem soll der Freundeskreis des nie verheirateten Künstlers vorgestellt werden. In einer «Schatzkammer» sollen unter konservatorisch passenden Bedingungen seine fragilen Originalhandschriften gezeigt werden. Bislang war das kaum möglich. Dreidimensionale Bilder sollen das Leben in der kurfürstlichen Residenzstadt Bonn zur Jugendzeit Beethovens vor Augen führen, auf historischen Musikinstrumenten seine Musik erklingen.
Bislang können die Besucher das Geburtszimmer Beethovens nicht betreten, eine Kordel versperrt den Weg. Die kleine Dachkammer wird wie ein Heiligtum gezeigt. Auch das soll sich ändern. Denn dass der Komponist tatsächlich in dem Raum geboren wurde, sei nicht ausgemacht, sagt Ursula Timmer-Fontani. Geburtsort sei früher oft die warme Küche gewesen. Die befand sich 1770 ein Stockwerk tiefer.