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Zusätzliche Kosten von 200 Millionen Euro: Hamburger Senat legt Fahrplan für Konzerthaus fest [update 15.12.2012]: Hochtief übernimmt Risiko

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Hamburg (dapd). Knapp zwei Jahre nach seinem Amtsantritt will Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) eine richtungsweisende Entscheidung für die umstrittene Elbphilharmonie treffen: Gemeinsam mit seinen Senatoren entscheidet der Regierungschef Christoph Holstein am Samstag (15. Dezember) ab 9.00 Uhr über die Zukunft des umstrittenen Baus, der seit Jahren mit Kostenexplosionen und Verzögerungen kämpft. Die Öffentlichkeit soll um 12.00 Uhr über die Entscheidung informiert werden, wie Senatssprecher Christoph Holstein sagte. Fest steht bereits, dass die Elbphilharmonie rund 200 Millionen Euro teurer wird.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur dapd befasst sich der Senat mit zwei möglichen Szenarien: Entweder wird der Bau der Elbphilharmonie mit dem Essener Baukonzern Hochtief fortgesetzt, oder die Stadt baut das äußerst komplexe Konzerthaus in der HafenCity alleine fertig und übernimmt den Bau - ohne Hochtief.

Beide Varianten würden Mehrkosten in Höhe von jeweils rund 200 Millionen Euro bedeuten. Baut die Stadt alleine weiter, würde die Eröffnung etwa sechs bis zwölf Monate später erfolgen als mit Hochtief. Entscheidet sich die Stadt für Hochtief, übernimmt der Baukonzern alle Risiken.

Das Konzerthaus in der HafenCity ist seit Jahren Streitobjekt zwischen der Stadt Hamburg und Hochtief. Ursprünglich war für die Stadt ein Kostenanteil von 77 Millionen Euro veranschlagt worden, das Konzerthaus sollte 2010 fertiggestellt werden. Auch der Eröffnungstermin wurde seit der Grundsteinlegung im April 2007 stets verschoben. Die Kosten für den Bau betragen mittlerweile 377 Millionen Euro. Insgesamt geht die Stadt nun von einem Preis in Höhe von 575 Millionen Euro aus.

Rund 200 Millionen Euro zusätzlich für den Bau

Nach Informationen der Nachrichtenagentur dapd hat Hochtief offenbar jüngst ein weitreichendes Angebot vorgelegt, wonach der Essener Baukonzern alle Risiken übernehmen und alle Rechtsstreitigkeiten beenden möchte. Im Gegenzug müsste die Stadt rund 200 Millionen Euro zusätzlich für den Bau zahlen. Damit wären alle Ansprüche, inklusive die der Architekten, abgedeckt. Die Stadt Hamburg bliebe dann eine Art Bauherr mit Kontrollfunktion. Hochtief würde sich, wie es weiter heißt, verpflichten, das Konzerthaus bis Ende 2016 schlüsselfertig zu übergeben. Die Eröffnung der Elbphilharmonie könnte sich damit auf 2017 verschieben.

Ob Hamburg das Angebot annimmt, entscheidet Scholz am Samstag mit seinen Senatoren. Dabei geht es Beobachtern zufolge in erster Linie darum, ob die Stadt dem Essener Baukonzern weiter vertraut.

[update, 15.12.2012:]

Hamburg will Elbphilharmonie mit Hochtief weiterbauen

Endgültige Entscheidung bis Februar - Kosten steigen auf mehr als halbe Milliarde - Lob vom Bund der Steuerzahler

Von Jana Werner

Hamburg (dapd-nrd). Hamburg hat eine Entscheidung zum Weiterbau der umstrittenen wie kostspieligen Elbphilharmonie getroffen: Die Stadt will das prestigeträchtige Konzerthaus in der HafenCity mit Hochtief zu Ende bauen. Dabei würde der Essener Baukonzern künftig alle Risiken übernehmen, wie Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) am Samstag in der Hansestadt sagten.

Das bedeutet für die Stadt Mehrkosten in Höhe von 198 Millionen Euro und schraubt den Gesamtpreis auf mehr als eine halbe Milliarde Euro. Die Übergabe verzögert sich auf Mitte 2016, die Eröffnung auf das Frühjahr 2017. Eine endgültige Entscheidung trifft der Senat allerdings erst bis Ende Februar.

Das Konzerthaus ist seit Jahren Streitobjekt zwischen der Stadt Hamburg und Hochtief. Ursprünglich sollte die Elbphilharmonie 2010 fertiggestellt werden - mit einem veranschlagten Kostenanteil von 77 Millionen Euro für die Stadt. Auch der Eröffnungstermin wurde seit der Grundsteinlegung im April 2007 stets verschoben. Die Kosten für den Bau betragen mittlerweile 377 Millionen Euro. Insgesamt geht die Stadt nun - nach dem jüngsten Angebot von Hochtief - von einem Preis in Höhe von 575 Millionen Euro aus.

"Dieser endgültige Pauschalfestpreis wird die vollständige bauliche Fertigstellung der Elbphilharmonie beinhalten", sagte Hochtief-Sprecher Bernd Pütter. Hamburg werde volle Planungstransparenz erhalten, die Mitwirkung der Stadt an der Planung sei aber nicht mehr vorgesehen.

Mit dem Wunsch, an Hochtief festhalten zu wollen, trifft Scholz knapp zwei Jahre nach seinem Amtsantritt eine richtungsweisende Entscheidung: Gemeinsam mit seinen Senatoren sprach sich der Regierungschef in einer Sondersitzung für Hochtief aus. Hätte der Baukonzern in dieser Woche bei seinem Angebot nicht nachgelegt, hätte die Stadt den Vertrag laut Scholz gekündigt. Am Samstag jedoch lenkte das Essener Unternehmen ein und sicherte das weitreichende und überarbeitete Angebot schriftlich zu.

Hochtief übernimmt alle Risiken

Demnach würde das Unternehmen alle Risiken bei dem Bau übernehmen und zugleich alle Rechtsstreitigkeiten mit der Stadt beenden. Im Gegenzug muss Hamburg 198 Millionen Euro zusätzlich für den Bau zahlen. Damit wären alle Ansprüche, inklusive die der Architekten Herzog & de Meuron, abgedeckt. "Die Neuordnung des Projekts wird möglich, weil alle Parteien zu weitgehenden finanziellen Zugeständnissen bereit sind", sagte der Vorstandsvorsitzende von Hochtief, Marcelino Fernández Verdes. Sein Unternehmen werde viele Millionen Euro aufwenden, umfassende Garantien abgeben und viel mehr Verantwortung übernehmen, "um die Elbphilharmonie so schnell und so gut wie möglich zu realisieren".

"Das ist ein Vorschlag, der wirtschaftlich vernünftig ist", sagte Scholz. Sollte es teurer werden, seien es nicht die Risiken der Stadt, sondern die von Hochtief. Hamburg bleibe somit eine Art Bauherr mit Kontrollfunktion. Hochtief verpflichtet sich ferner, das Konzerthaus bis Mitte 2016 schlüsselfertig zu übergeben. Die Eröffnung verschiebt sich auf Frühjahr 2017.

Scholz betonte, dass er sich die Entscheidung für Hochtief nicht leicht gemacht habe. Er mache sich auch mit Blick auf den Berliner Flughafen "größte Sorgen" um die Akzeptanz von öffentlichen Projekten in der Bevölkerung, weil diese am Ende stets teurer würden.

Nun will der Bürgermeister das Angebot von Hochtief bis zum 28. Februar rechtsverbindlich machen. Sollte dies misslingen, werde er das Verhältnis zu dem Baukonzern kündigen. Alternativ erwägt der Senat ein zweites Szenario, wonach die Stadt das äußerst komplexe Konzerthaus alleine fertig bauen könnte. Aber auch diese Variante würden Mehrkosten in Höhe von 200 Millionen Euro bedeuten. Zudem würde sich die Eröffnung um weitere sechs bis zwölf Monate verzögern.

"Ein sehr teuer erkauftes Friedensangebot"

Für welchen Weg sich die Stadt Ende Februar auch entscheidet - eine Zustimmung der Bürgerschaft steht noch aus. Kritik kam am Samstag sogleich aus der Opposition: "Olaf Scholz hatte Hamburg versprochen, die Elbphilharmonie zügig fertig zu bauen und nicht mehr als die vereinbarten 323 Millionen Euro auszugeben. Beide Ziele hat er nicht erreicht", sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Dietrich Wersich. Grünen-Fraktionschef Jens Kerstan nannte es eine "bittere Nachricht", dass die Stadt noch einmal 200 Millionen Euro in den Bau investiert. "Diese Einigung mit Hochtief ist ein sehr teuer erkauftes Friedensangebot", sagte Kerstan.

Lob kam dagegen vom Bund der Steuerzahler Hamburg. "Bei der völlig verunglückten Vertragssituation ist dies ein optimales Verhandlungsergebnis des Ersten Bürgermeisters", sagte Vorsitzender Frank Neubauer. Der hohe Preis schmerze, aber eine Kündigung hätte die Stadt weitaus mehr gekostet, fügte er an. Mehr sei in dieser Situation für Hamburg nicht erreichbar gewesen.

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