Auf ihrer Jahresmedienkonferenz Mitte Januar in Berlin gab die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) bekannt, dass die Zahl der Berufsorchester und ihrer Mitglieder trotz Coronapandemie stabil geblieben sei. Deutschlandweit gibt es laut der Gewerkschaft bei den 129 öffentlich finanzierten, regelmäßig spielenden Berufsorchestern derzeit 9.749 ausgewiesene Stellen. „Die Lage der Berufsorchester ist nach zwei Jahren Pandemie stabil und insgesamt konsolidiert. Seit 2018 hat es keine neuen Fusionen oder Auflösungen von Orchestern gegeben“, sagt Gerald Mertens, Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung. Bei der ersten gesamtdeutschen Erfassung 1992 existierten 168 Berufsorchester.
Insgesamt gibt es 2022 zwar 17 Planstellen weniger als bei der letzten Erhebung im Jahr 2020. Dies resultiert jedoch aus dem langfristig vereinbarten, sozialverträglichen Arbeitsplatzabbau beim SWR Symphonieorchester nach der Fusion von 2016.
„Wenn die Finanzierung stabil bleibt, können die Orchester Innovationen bei Programm, Personal und Publikum kreativ umsetzen“, so Mertens. In welche Richtung die Entwicklung gehe, zeichne sich immer deutlicher ab: Es werden in den Programmen die großen gesellschaftlichen Themen wie Diversität und Nachhaltigkeit von immer mehr Orchestern thematisiert. „Besonders beeindruckend ist die Innovationsfreude bei den Programmformaten“, sagt Mertens. „Mit Kammermusikformationen auf offenen Doppeldeckerbussen, 1to1Concerts oder Tiny House Outreach-Formaten kommt Livemusik direkt zu den Menschen. Sie wird in der Stadt hautnah erlebbar und erreicht Menschen auch jenseits der Theater und Konzertsäle.“
Wie problematisch das Arbeiten für die große Besetzung der Symphonieorchester inzwischen geworden ist, verdeutlicht eine Meldung des Bayerischen Rundfunks: Angesichts des rasant zunehmenden Omikron-Infektionsgeschehens hat sich der Sender entschieden, die Konzerte von Symphonieorchester, Chor und Münchner Rundfunkorchester bis einschließlich Mittwoch, 16. Februar, auszusetzen.
Betroffen von der Entscheidung sind vorerst das Konzert der musica viva mit Johannes Kalitzke (28. Januar), die Konzerte des Symphonieorchesters mit Constantinos Carydis (3./4. Februar) und Franz Welser-Möst (10./11./12. Februar), das bereits für die vergangene Spielzeit geplante Mahler-Projekt des BR-Chors mit der Musicbanda Franui (12. Februar) sowie beim Münchner Rundfunkorchester das Sonntagskonzert „Der geizige Ritter“ (30. Januar) und die Education-Konzerte der dritten Ausgabe von „Klassik zum Staunen“ (4./5. Februar). Durch die Absage entfallen auch die geplanten Live-Übertragungen auf BR-Klassik, sowohl im Radio als auch im Videostream.
Nicht betroffen sind allein die Aufführungen des BRSO in kleiner Besetzung wie das Kammerkonzert am 29./30. Januar und die musikalisch-literarische Matinee für Kinder in Kooperation mit der Internationalen Jugendbibliothek (12./13 Februar).