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Kleine Unebenheiten auf der Fahrbahn

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Listen.com’s Rhapsody und die Zukunft der Online-Musik
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Die großen Plattenfirmen umwerben Musikfans seit Anfang des Jahres mit ihren Online-Plattformen Pressplay und Musicnet – bisher ohne großen Erfolg. Zeitlich limitierte und streng abgezählte Downloads schrecken Tauschbörsen-verwöhnte Netznutzer einfach ab. Listen.com wählt mit seinem Abo-Angebot Rhapsody einen anderen Ansatz: Die Musik aller fünf Major-Labels zum Festpreis von 9,95 Dollar pro Monat – allerdings nur als Stream. Eine Möglichkeit, die Titel auch auf CDs zu brennen, ist vor kurzem erfolgt und kostet 0,99 Dollar pro Track. Janko Roettgers sprach mit Listen.com’s Chefredakteur Tim Quirk und dem Firmensprecher Matt Graves.

Die großen Plattenfirmen umwerben Musikfans seit Anfang des Jahres mit ihren Online-Plattformen Pressplay und Musicnet – bisher ohne großen Erfolg. Zeitlich limitierte und streng abgezählte Downloads schrecken Tauschbörsen-verwöhnte Netznutzer einfach ab. Listen.com wählt mit seinem Abo-Angebot Rhapsody einen anderen Ansatz: Die Musik aller fünf Major-Labels zum Festpreis von 9,95 Dollar pro Monat – allerdings nur als Stream. Eine Möglichkeit, die Titel auch auf CDs zu brennen, ist vor kurzem erfolgt und kostet 0,99 Dollar pro Track. Janko Roettgers sprach mit Listen.com’s Chefredakteur Tim Quirk und dem Firmensprecher Matt Graves. nmz: Warum sollte ich Rhapsody abonnieren und nicht Pressplay oder Musicnet?

: Pressplay und Musicnet sind sehr typisch dafür, wie die großen Labels mit dem Internet umgehen. Früher hatten sie Angst davor, ihre Füße ins Wasser zu stecken. Jetzt stehen sie etwa bis zu den Knöcheln drin. Aber der Gedanke, Leute für limitierten Zugang zu bezahlen, erscheint mir verrückt. Unsere Geschäftspolitik ist: Sobald du ein Abo hast, bekommst du alles, was du haben willst. Du kannst es so oft hören, wie du willst, wann immer du willst. Und bald auch wo immer du willst.

Die anderen Anbieter benutzen alle das Napster-Modell. Ich fand Napster zwar großartig, aber gleichzeitig auch frustrierend. Mein Problem damit war, dass ich mir oft alles runterlud, was mir gerade einfiel. Dann saß ich da und starrte auf den Monitor. Ich wusste, dass es da noch mehr gab. Aber ich wusste einfach nicht mehr, was ich wollte. Und was die Gnutellas und Morpheus’ und KaZaAs dieser Welt angeht: Ich glaube nicht, dass die jemals verschwinden werden.

: Was unterscheidet Rhapsody von diesen Systemen?

Matt Graves: Rhapsody wird dir nicht alles bieten, wonach du suchst. Aber wir haben das System so aufgebaut, dass es dir Dinge empfiehlt, auf die du selbst vielleicht nicht gekommen wärst und die in Beziehung zu der Musik stehen, die du magst. Darum ist es ein großartiges Musik-Entdeckungs-Tool. Und wir bieten interessante Back-Katalog-Bestände. Also nicht nur Ladenhüter, von denen du noch nie etwas gehört hast, sondern Songs von Musikern, die du kennst und magst.

: Alle Platten, die The Clash jemals aufgenommen haben. Das war es, was mich glücklich gemacht hat. : Wie funktioniert dieses Empfehlungs-System im Detail? : Wir hatten hier über 100 Leute, die Musik besprochen und kategorisiert haben. Das Ergebnis ist ein Style-Baum, der das Musik-Universum in 500 Subgenres unterteilt, um ganz präzise zu bestimmen, was für Musik du hörst. Wir sind sehr vorsichtig beim Bestimmen von ähnlichen Musikern. Uns geht es nicht einfach nur um Leute, die klingen wie jemand anderes. Wir klassifizieren sie nach Einflüssen, Zeitgenossen und Nachfolgern. So bauen wir ein System, bei dem du deinen Lieblingsmusiker eintippen kannst. Dann lässt du dir all die Musik vorspielen, die diese und jene Ähnlichkeit zu diesem Musiker aufweist. : Wie kompliziert war es, die für Rhapsody nötigen Lizenzen von den Plattenfirmen zu bekommen? : Es wird einfacher – das ist wahrscheinlich die politisch korrekteste Antwort. Die Labels mussten verstehen, was wir machen wollten. Mussten uns vertrauen, dass wir es auch wirklich schaffen, vertrauenswürdig sind und nicht bankrott gehen. Es war hart. : In gewisser Weise verstehe ich die Position der Labels ja, sie ist nur völlig rückwärtsgewandt. Das gilt nicht für die Majors. Ich habe mit einer Menge lokaler Indie-Labels verhandelt, um ihre Kataloge über Rhapsody verfügbar zu machen. Auch das ist hart. Leute, für die 2.000 verkaufte Platten Platin ist, fürchteten, dies würde ihre CD-Verkäufe bedrohen. Sie hatten auch ganz weltfremde Vorstellungen hinsichtlich der Lizenzbedingungen. Wollten, dass sie jedesmal, wenn jemand einen Song über Rhapsody hört, das gleiche Geld bekommen wie beim Verkauf einer CD. Das ist einfach völlig unsinnig.

Bei Napster haben auch manche Leute angenommen, jeder Download entspräche einem nicht getätigten Kauf. Natürlich war das überhaupt nicht der Fall. Wenn Dinge umsonst sind, probierst du 10.000 mal mehr Sachen aus, als wenn du dafür 15-18 Dollar bezahlen musst. Vielleicht kaufst du es danach, vielleicht nicht. Ein verloren gegangener Kauf ist es nur, wenn jemand ein Album kaufen wollte, sich dann einen Song daraus herunterlädt und entscheidet, dass er die Musik nicht mag. Die Grundidee des Internets ist doch, einen Großteil dieser Distributionskosten verschwinden zu lassen. Mehr Leute, die weniger Geld bezahlen, bringen tatsächlich jedem auch mehr Geld ein.

: Was bedeutet der Wegfall solcher Kosten für die Zukunft des Musikvertriebs? Wie wird die Online-Musikwelt in zehn Jahren aussehen? : Die Redaktion hier besteht aus einem Haufen von Musikern, Musikfans, Musik-Junkies, Musikkritikern – wir alle sind Leute von dem Schlag, deren CD-Sammlung nicht mit ein paar hundert Stück aufhört. Es sind tausende und tausende von Alben. Sobald du anfängst mehr und mehr Musik zu kaufen, wirst du begreifen, dass es nie einen Punkt gibt, an dem du das Gefühl hast, alles zu haben. Auch wenn du mehr Musik hast, als du in den nächsten zehn Jahren deines Lebens hören kannst – es gibt immer noch eine Platte, die du als nächstes haben willst. Wo Napster hingedeutet hat und was Rhapsody ermöglicht, wenn wir erst einmal alle Lizenzen zusammenhaben, ist, dass in Zukunft mehr Leute sein werden wie die Redaktion hier. Mehr und mehr Leute werden feststellen, dass es keine tausende von Dollars mehr kostet, so eine Sammlung aufzubauen. Es kostet dich nur 10 Dollar im Monat und damit hast du Zugang zu allem – dann wirst du mehr und mehr Musik hören und feststellen, wie wichtig und wertvoll Musik wird, wie sie zu einem ständigen Teil deines Lebens wird. Ich hoffe wirklich, dass wir in zehn Jahren an diesem Punkt sind. : Kommt damit das Ende des Tonträgers? : Ich sehe in zehn Jahren eine Musik-Zugangs-Ökonomie kommen. Es wird nicht mehr eine Frage des physischen Besitzes sein, sondern vielmehr der Möglichkeit, immer und überall auf Musik zugreifen zu können. Viele Sachen, über die wir uns heute als Hindernisse aufregen, werden uns in zehn Jahren wie kleine Unebenheiten auf der Fahrbahn erscheinen. : In zehn Jahren wird die gesamte Frage der Downloads und der Portabilität irrelevant. Dann wird es dir möglich sein, mit dem Auto von San Francisco nach Los Angeles zu fahren und unterwegs Rhapsody zu empfangen. Du wirst an den Strand gehen können mit etwas, das aussieht wie eine Boombox, aber einfach ein Rhapsody-Gerät ist. Damit wirst du dich praktisch in alles einklinken können, was du willst. : Welche Rolle werden die Labels in dieser Zukunft haben? : Sie werden niemals überflüssig. Die große Stärke der Labels ist ihr Marketing-Muskel. Die digitale Welt macht es einer Country-Combo einfacher, ihre 10.000 Fans zu finden. Aber es wird schwieriger für jede Band, zehn Millionen Käufer für eine Platte zu finden. Darin sind die Labels immer gut gewesen. Es wird eine Reihe von Musikern geben, die sich dafür entscheiden, dass sie einfach nur Musik machen wollen, und es wird welche geben, die Stars sein wollen. Natürlich kannst du dich zwischen diesen beiden Positionen hin- und herbewegen. Aber die Unterscheidung zwischen Stars und Musikern wird deutlicher sein. : Also werden Indie-Labels es einfacher haben? : Ich glaube, viele Musiker werden keine Labels mehr brauchen. All die Sachen, die ein Indie-Label traditionellerweise übernommen hat, können die meisten Musiker heute selbst machen. Dabei ändert sich für Bands gar nicht so viel. Nur weil du online bist, werden dir die Leute noch nicht automatisch zuhören. Du wirst immer noch das tun müssen, was eine Band traditionellerweise tun muss: Rein in den Bus, das Land abtouren, Konzerte geben und dich den Leuten zeigen. Nichts davon wird verschwinden.

http://www.listen.com

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