Body
Die neue musikzeitung wird künftig mit dem Deutschen Kulturrat kooperieren. Und – flink wie wir sind – macht sich dies schon in der vorliegenden Ausgabe bemerkbar: Unser Dossier beschäftigt sich mit kulturpolitischen Forderungen an die Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts. Und auf einer eigenen Nachrichtenseite informiert der Kulturrat: Diesmal über die Chancen eines neuen Stiftungsrechtes als Instrument alternativer Kulturfinanzierung.
So begibt sich die nmz noch deutlicher in die Tradition ihrer Vorgängerin, der „Musikalischen Jugend", zu deren redaktionellem Konzept seit 1951 der Blick über den Tellerrand gehörte. Und dieser Blick war seinerzeit nicht sonderlich geliebt. Unter der Ägide vorwiegend „bewährter" Pädagogen restaurierte sich gerade eine Art Vorläufer-Organisation zum heutigen Deutschen Musikrat. Der Begriff Kulturpolitik löste damals in diesen Kreisen eher unangenehme Erinnerungen aus. Schließlich hatte man den Mißbrauch von Kultur durch Politik in den dreißiger und vierziger Jahren hinlänglich erlebt – und gelegentlich auch folgsam mitbetrieben. Insofern wollte man Frau Musica, die Holde, vor den Schmuddeligkeiten des Alltags und der Tagespolitik herzlich gern bewahren. Eine Haltung, die sich auch aktuell noch in manch romantizistischem oder zynischem – jedenfalls gut ausbeutbarem – Elitedenken wiederfindet.
Den jungen Wilden der frühen Fünfziger – Herbert Barth, Klaus Bernbacher, Klaus Bieringer, Bernhard Bosse, Klaus Hashagen, Josef Anton Riedl, Eckart Rohlfs, um nur einige zu nennen – ist es vornehmlich zu danken, daß es nicht bei diesen rückwärtsgewandten Tendenzen blieb. Mit der Jeunesses Musicales formierte sich in diesen Jahren ein ästhetisch aufgeschlossener Verband, der auch im Bereich der Musikpädagogik nach neuen Wegen suchte und Kulturpolitik als das verstand, was sie auch heutzutage sein muß: Politik erstens für und zweitens mit Kultur.
Die Aufgaben heutzutage sind andere, aber die Herausforderung ist nicht kleiner geworden. In einer moralisch zunehmend entbeinten Gesellschaft gilt es, die materialistischen Marionettenfäden sichtbar zu machen, die Kunst und Kultur gängeln wollen und sollen. Vor allem aber geht es darum, Konzepte zu entwickeln, die Kultur und Bildung in bestem humanistischem Selbstverständnis zukunftsfähig machen.
Künftig finden Sie, liebe Leserinnen und Leser, in der nmz also mehr Beiträge zu Themen wie Geistiges Eigentum, Medienpolitik, Netzwerke oder Kultur-Markt. Sie werden neue Autoren kennenlernen und, im regelmäßigen Redaktionsgespräch, auch die Politiker auf Bundes- und Landesebene, die sich in ihren demokratischen Gremien für Kunst, Kultur und Bildung einsetzen. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit dem Kulturrat, der uns diese Informationswege öffnet.