Der Verein der Deutschen Musikalienhändler warnt – „Tage für Neue Musik“ in Hannover
Vor 100 Jahren
Der Verein der Deutschen Musikalienhändler warnt: Nachdem festgestellt wurde, dass für Gesangsvereine, Musikvereine und Kapellen besonders Partituren, Chor- und Orchesterstimmen vielfach abgeschrieben werden, sieht sich der Verein veranlasst, darauf hinzuweisen, dass nach dem alten wie nach dem neuen Reichsgesetz betreffend das Urheberrecht an Werken der Literatur und Tonkunst vom 10. Juni 1901 jede Vervielfältigung eines solchen Werkes ohne Einwilligung des Berechtigten unzulässig ist, gleich durch welches Verfahren sie bewirkt und ob das Werk in einem oder in mehreren Exemplaren vervielfältigt wird (…). Gestützt auf die gesetzlichen Bestimmungen richtet der Verein an die Gesangsvereine, Musikvereine und Kapellen hierdurch das Ersuchen, alles etwa widerrechtlich vervielfältigte Notenmaterial zur Vernichtung an die Geschäftsstelle des Vereines der Deutschen Musikalienhändler zu Leipzig abzuliefern und sich jeder weiteren Vervielfältigung zu enthalten. In diesem Falle wird von einem Strafantrag abgesehen. Jede weitere widerrechtliche Vervielfältigung wird gerichtlich verfolgt …
Neue Musik-Zeitung 32.1911, Heft 11, S. 243
Vor 50 Jahren
„Jugend hat die Initiative“, überschreibt Heinz Joachim seine Kritik: Was diese „Tage für Neue Musik“ in Hannover vor anderen gleichartigen Unternehmen auszeichnete, war vor allem dies: dass sie von der Jugend selbst veranstaltet und im wesentlichen auch von jungen Kräften durchgeführt wurden. Das war wichtig in mancherlei Hinsicht. Wir stehen ja heute vor der paradoxen Situation, dass häufig die Jüngeren den modernen Experimenten viel ablehnender, zumindest skeptischer begegnen als die, die schon einmal, nach dem Ersten Weltkrieg, den Aufbruch zu neuen Klangzeichen erlebt haben und dann sehen mussten, wie nach 1933 die geistige Entwicklung gewaltsam gestoppt wurde. Dazu kommt als weiteres Moment die große Zurückhaltung, mit der manche Musikschulen und Privatlehrer der Neuen Musik gegenüberstehen, so dass viele junge Musiker sich den Zugang, oft sogar das technische Rüstzeug selbst suchen müssen. Nicht zuletzt hat gerade dieses Motiv in Deutschland und zahlreichen anderen Ländern zur Gründung einer Vereinigung wie der „Musikalischen Jugend“ geführt. Der Gruppe Hannover der deutschen „Musikalischen Jugend“ hat sich unter ihrem rührigen Leiter Klaus Bernbacher gar ein „Studio für neue Musik“ angegliedert. Seiner Initiative waren jetzt die vier Tage der Neuen Musik zu verdanken (...), experimentelle, zum Teil auch radiophonische Stücke der Jüngsten mit Werken von Komponisten der mittleren und älteren Generation …
X. Jg., Nr. 2, März/April 1961, S. 31