Vor 100 Jahren: Verband Deutscher Orchester- und Chorleiter in Nürnberg +++ Die deutsche Erstaufführung der symphonischen Dichtung „Prometheus“ des Russen Alexander Skriabin || Vor 50 Jahren: Komponist Wilhelm Killmayer (geb. 1927) antwortet Karl-Robert Danler +++ Erstmalige Ankündigung von „Jugend musiziert“ bei der Jahreshauptversammlung der Musikalischen Jugend Deutschlands
Vor 100 Jahren
Der Verband Deutscher Orchester- und Chorleiter in Nürnberg hält es für seine Pflicht, angesichts der heutigen Verhältnisse die Musikstudierenden eindringlichst vor dem Ergreifen der Kapellmeister-Karriere zu warnen. Sie erfordere die größten pekuniären Opfer in Bezug des Studiums und der so reichlich bemessenen Wartezeit. Von den 2.400 Kapellmeistern, die zurzeit in Deutschland, Österreich und Schweiz tätig sind, haben 1.800 ein Einkommen von weniger als 100 Mark monatlich, unter diesen sind aber wieder mindestens 1.000, die überhaupt keine Entschädigung für ihre Dienstleistungen erhalten. Ganz traurig die Versorgung bei Krankheit und Dienstunfähigkeit. Nur ein wirklich großes Talent mit der Kraft des Entbehrenkönnens möge den sorgenreichen Weg der Kapellmeister beschreiten.
Ein Ereignis war in Bremen die deutsche Erstaufführung der symphonischen Dichtung „Prometheus“ des Russen Alexander Skriabin, ein Werk, das in seinen Akkordverbindungen, grellen Dissonanzen, Tonfarben und in seiner Instrumentierung alles bisher Dagewesene übertrifft, ein Werk, das als das „Ideal der Zukunft“ gelten will. Die Aufführung unter Kpm Ernst Wendel war glänzend. Das Publikum aber stand der Novität wie einem Rätsel gegenüber.
Neue Musik-Zeitung, Stuttgart/Leipzig, 33. Jahrgang 1912, Heft 13 (April), S. 285
Vor 50 Jahren
Komponist Wilhelm Killmayer (geb. 1927) antwortet Karl-Robert Danler: „Es ist absurd zu glauben, jeder könne oder solle eine neue Tonsprache, neue Formen oder eine neue Instrumentation ,erfinden‘. Jeder, der selbst komponiert und schreibt, weiß das. Strawinsky, Bartók, Orff und der Jazz haben den Sprach- und Formenschatz unseres Jahrhunderts entscheidend bereichert, nicht nur Schönberg, Webern und die Wiener Schule, und es ist ein Zeichen von Verarmung, nur diese oder jene Mittel gelten lassen zu wollen! Meine Abneigung gegen die Musik als Gruppenerscheinung und als ,Bewegung‘ ist beträchtlich.
Ich sehe die Musik der sogenannten Avantgarde als eine Art Spätimpressionismus mit dem Schwergewicht auf der Erschließung neuer Klangreize und der Erzielung eines ,stimmungshaften Klangerlebnisses‘, wie ein namhafter Kritiker die Musik von Nono einmal charakterisiert hat. Das Weltgefühl dieser Musik hat seine Wurzeln im vorigen Jahrhundert. Der gewaltige propagandistische Aufwand, mit dem der spätimpressionistische Manierismus unserer Tage als Avantgarde auftritt, verdunkelt oft den Blick auf Zusammenhänge. Ist eine Musik lebendig, erübrigt sich die Frage: alt, neu, woher, wohin …“
Erstmalige Ankündigung von „Jugend musiziert“ bei der Jahreshauptversammlung der Musikalischen Jugend Deutschlands: Auch 1963 soll wieder zusammen mit den Tonkünstler-Verbänden ein Instrumentalwettbewerb für Jugendliche abgehalten werden, aufbauend auf den großen Erfolgen der bisherigen Wettbewerbe „Ewig junges Klavier“.
XI. Jahrgang, Nr. 2 (März/April) 1962, S. 8 und 14