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Rückblende (2013/09)

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Vor 50 und vor 100 Jahren
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Vor 100 Jahren: Die Konzertindustrie ist ein Ergebnis des modernen Großstädtertums. +++ Vor 50 Jahren: Verleger Bernhard Bosse zum Jubiläum an den damaligen Chefredakteur Ludwig Wismeyer und Oper in Weikersheim

Vor 100 Jahren

Die Konzertindustrie ist ein Ergebnis des modernen Großstädtertums. Die ungeheure Konkurrenz tüchtiger, ja selbst wertvoller reproduktiver Leistungen, die Sucht nach dem Erfolg um jeden Preis haben sie gezeitigt. Die Eigenart des musikalischen Lebens, wie sie ehedem an alten deutschen Kulturstätten wie München, Stuttgart, Leipzig, Dresden, Hamburg zu finden war, ist verschwunden, dafür strebt man allenthalben dem Muster Groß-Berlins nach, wenn auch kaum irgendwo  natürliche und gesunde Vorbedingungen dazu in den lokalen Verhältnissen gegeben sind … In der Zentrale Berlin ist der Massenumsatz Lebensbedingung, somit auch die Konkurrenz des Eigenartigen natürlich. In den anderen genannten Städten war die markantere Profilierung des musikalischen Lebens entweder durch das Wirken einzelner hervorragender Männer gegeben, oder sie war durch die Tradition einer bestimmten musikalischen Geistesrichtung vorgezeichnet. Wenn nun etwa München noch von dem ehemaligen Ruhme seines Hoftheaters, von den Taten eines Heinrich Porges zehren könnte, wenn Stuttgart in der Geschichte der modernen Propaganda sicher eine Rolle spielt, so hat dies nicht viel zu bedeuten. So kommt es, dass manches ernste Kunstwerk unserer Zeit sich mit Tageserfolgen zufrieden geben muss und dass man sich fast nicht mehr getraut, selten gehörte moderne Werke durch mehrere rasch aufeinanderfolgende Aufführungen dem Verständnis des Publikums nahe zu bringen (Wilhelm Gloeckner).
Neue Musik-Zeitung, Jg. 34. 1913, Heft. 23, S. 461

Vor 50 Jahren

Verleger Bernhard Bosse zum Jubiläum an den damaligen Chefredakteur Ludwig Wismeyer: Vor zehn Jahren hatten die Musikalische Jugend Deutschlands und unsere Musikzeitung „Musikalische Jugend – Jeunesses Musicales“ ihre ersten vorsichtigen Schritte getan. Unser Gespräch über die Gestaltung einer Zeitschrift gebar den Begriff des Musikjournalismus, ein Begriff, den Sie zum Leben erweckt haben, ein Leben, das heute über 9.000 Leser in seinen Bann zieht. So wurde bald aus einem Nachrichtenblatt der MJD eine große allgemeine Musikzeitung in Zeitschriftenformat, die den Begriff vom Musikjournalismus auch in der Aufmachung dokumentierte und in der Zahl der Abonnenten …

Oper in Weikersheim: „Tosca“ aufzuführen, von vorneherein ein Wagnis. Nicht nur gegen die mangelnde Bühnenerfahrung hatte das Ensemble der Jeunesses Musicales zu kämpfen, sondern auch gegen mancherlei Widrigkeiten: der Kursaal (in Bad Mergentheim) keine Opernbühne, dessen akustische Architektur nicht besonders glücklich und Vorurteile gegen die Aufführung von „Tosca“ durch Studierende.

Es konnte nicht schief gehen; etwas verband Schauspieler und Zuschauer: die für beide Teile in dieser Umgebung ungewohnte Opernatmosphäre, die wiederum nur entstehen konnte, weil Inszenierung, musikalischer Rahmen und die Einzelleistungen auf der Bühne sich auf unerwartet hohem Niveau bewegten.

Vor gelungenen Bühnenbildern (Waldemar Riedel) gestaltete sich Puccinis Oper zu einem schönen Erlebnis für die Zuschauer. Es spielte das Orchester der internationalen Sommerkurse Weikersheim. Dem Dirigenten Klaus Bernbacher hier ein Lob für die gelungene Interpretation, und für seine gelungene Inszenierung kann man vor Intendant Siegfried Grothe den Hut ziehen.
XII. Jg. 1963, 5 (September), S. 4 und 20

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