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Neue Musik-Zeitung von früher
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Rückblende 2014/05

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Vor 100 Jahren: 49. Tonkünstlerversammlung des Allgemeinen Deutschen Musikvereins in Essen +++ Vor 50 Jahren: Wettbewerb und Spiel: Es wäre diese Zeitung keine Zeitung der musikalischen Jugend, wenn sie nicht zu allem, was Jugend musikalisch tut oder zu tun veranlasst wird, kritische Positionen bezöge.

Vor 100 Jahren

49. Tonkünstlerversammlung des Allgemeinen Deutschen Musikvereins in Essen: Es wäre hundertmal wichtiger und lehrreicher gewesen, bei diesen Versammlungen von Tonkünstlern einen der heute umstrittenen problematischen Komponisten aufzuführen, als Publikum und Fachleute mit Musikstücken anzuöden, die weder problematisch noch Musik sind. Absolut reformbedürftig erscheint mir die Förderung des, sagen wir gesellschaftlichen Verkehrs; die sozialen, wirtschaftlichen Unterschiede unter den Mitgliedern haben Zustände geschaffen, die vom Begriffe des Künstlerischen als eines Gemeinwesens der Gleichberechtigten abweichen. Von innerer Harmonie ist auf den Tonkünstlerfesten fast nichts mehr zu bemerken. Die Gruppen trennen sich und sondern sich ab. Man geht mit Höflichkeit aneinander vorüber.

Die so notwendige allgemeine Aussprache kommt nicht zustande. Es finden sich die paar alten Freunde von früher her zusammen; wie sich die Jugend zurechtfinden mag, kümmert niemand. Die Tonkünstlerfeste des ADM stellen auch die einzige Repräsentationsmöglichkeit des Komponistenstandes dar.

Da sollten andere Formen als die konventionellen unserer Zeit maßgebend sein. Und damit hängt die Teilnahmelosigkeit, ja Gleichgültigkeit der „Großgewordenen“ zusammen. Das alles müsste wieder anders werden, wenn der ADM wieder „leben“ und erstarken will (Oswald Kühn).

Neue Musik-Zeitung, 35. Jahrgang 1914/15, H. 17, S. 345   

Vor 50 Jahren

Wettbewerb und Spiel:  Es wäre diese Zeitung keine Zeitung der musikalischen Jugend, wenn sie nicht zu allem, was Jugend musikalisch tut oder zu tun veranlasst wird, kritische Positionen  bezöge.

Über das Für und Wider der Wettbewerbe für junge Amateur-Musiker ist viel geschrieben worden. Das Plus überwiegt nach den bisherigen Erfahrungen, wenn die pädagogische Steuerung der Wettbewerbe richtig gehandhabt wird. „Amateur“ – ein Wort, das uns nicht sonderlich gefällt, weil es zu sehr im Sportlichen beheimatet ist, und weil doch der Sport unserer Tage eine andere Tendenz aufweist als dem der alten, ursprünglichen, klassischen, körperlichen (zugleich seelischen) virtus (was wieder mit „Ertüchtigung“ miserabel, mit dem richtigen Wort „Tugend“ leider unzeitgemäß übersetzt ist). Ob man nicht den alten Begriff des „Spiels“ wieder ins Gespräch und in die Terminologie hineinlavieren könnte? „Wettspiel“, das ist was für die Jugend und klingt nicht gar so hart wie „Wettbewerb“.

„Spiel“ heißt lateinisch „ludus“, und „ludi“ hießen im alten Rom die Wettkämpfe in der Arena. „Ludus“ war aber auch bei den Römern die „Schule“, in der gelernt wurde, in der sich die Schüler gegenseitig aneifern mussten. „Spiel“ und „Schule“ und „Kampf“ liegt in dem Wort vereint – ein symbolischer Dreiklang für junge Menschen, die alle dem gleichen Ziel Musik zustreben, im Spiel sich kennen lernen, am Spiel des anderen lernen, im Ernst des „Kampfes“ die Lust des „Spiels“ nicht vergessen, selbst die Eitelkeit des „Siegers“ nicht kennen, sondern nur die Freude, dass man es geschafft hat, gut zu sein, nicht aber die anderen „besiegt“ zu haben. 

„Musikalische Jugend“, XIII. Jahrgang 1964-3 (Mai/Juni), S.13   

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