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Rückblende 2015/03

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Vor 50 und vor 100 Jahren
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Vor 100 Jahren: Die Musik vor hundert Jahren (1813). +++ Vor 50 Jahren: Zeitgerechtes Liedgut in der Schule?

Vor 100 Jahren

Die Musik vor hundert Jahren: Wie ist es in Krisenzeiten um das Theater, um die Kunst bestellt – Vergleich zu heute? (…) Sehen wir, wie es vor hundert Jahren aussah: In den schweren Kriegsjahren bis Ende 1813, wo die Sorge um  Vaterland und Familie alles andere überwog und die Verhältnisse schwankend und unsicher geworden waren, konnte allerdings von einem geregelten Konzert- und Theaterwesen keine Rede sein. Musikkapellen und -vereine lösten sich auf. Der Krieg forderte seine Opfer auch unter den Jüngeren der Tonkunst und die überlebenden Künstler gerieten durch Verlust ihrer Anstellungen in schwere Not und suchten von Ort zu Ort reisend, durch Theatervorstellungen und Konzerte ihr Leben zu fristen. Aber kaum war der Kanonendonner verstummt, als sich überall musikalisches Leben wieder regte; die Fürsten kehrten in ihre Residenzen zurück und beriefen sofort Künstler an ihre Bühnen und in ihre Orchester. So zeigt uns schon das Jahr 1814 ein ganz verändertes Bild. Die „Allgemeine musikalische Zeitschrift“, damals das einzige bedeutende Fachblatt, das durch die Vornehmheit seines Stils und die Gründlichkeit und Sachlichkeit seiner Kritiken für alle späteren Musikzeitungen vorbildlich geworden ist, bringt in diesem Jahre wieder Musikberichte aus Petersburg, Stockholm, Mailand, Zürich, Wien und vielen deutschen Residenzen. Wien war das große musikalische Zentrum, auf drei Bühnen Opern und Singspiel, Dresden die einzige deutsche Stadt, wo noch die italienische Oper bestand, sonst wurde in Deutschland auch deutsch gesungen.  Straßburg als Grenzstadt hatte neben dem deutschen auch ein französisches Theater; dafür gab es nun in Amsterdam eine deutsche Oper. (St.)

Neue Musik-Zeitung, XXXV. Jahrgang 1914, Heft 24, S.464

Vor 50 Jahren

Zeitgerechtes Liedgut in der Schule? Unter den Richtlinien für die Oberstufe der Volksschulen von 1963 waren unter 76 vorgeschlagenen Liedern gerade drei aus dem 20. Jahrhundert (1914, 1920, 1925), der Rest aus den 14. bis 19. Jahrhundert. Dieses Liedgut, das unverändert auch heute in unseren Schulen gelehrt werden soll, ist nicht geeignet, die Freude am Musizieren in unseren Kindern zu wecken. Was die Kinder selbst über das Singen und die Lieder in der Schule denken? 86,3 Prozent der Schüler sprechen sich für den Schlager und die Einbeziehung von Schlagern aus. Warum? Flotterer Rhythmus, moderner und modernere Begleitung, temperamentvoller, schwungvoller, nicht so traurig wie die Volkslieder, und ihr Text passt in unsere Zeit. Alles das sind auch Charakteristika für ein zeitgemäßes Liedgut: flotter Rhythmus, modernere Begleitung, zeitgemäßer Text…

Die Richtlinien-Lieder entsprechen nicht der Zeitgerechtigkeit, wie sie in anderen Fächern der Schule unerlässlich sind. Das Volkslied allein findet in der Schule nicht den gewünschten Anklang. Der Drang zum Instrumentalspiel und zum Tanz wird eindeutig zum Ausdruck gebracht. Das Nachlassen der Musizierfreudigkeit und der Lust zum Singen liegt nicht an den Lehrern, sondern am Liedgut, das nicht mehr geeignet ist, die Freude am Musizieren und Singen zu wecken. Das Schaffen eines zeitgemäßen Liedgutes und dessen Eingliederung in Bildungspläne und Richtlinien ist erforderlich und notwendig. Fazit: Durch das Schaffen eines neuen Liedgutes wird dem Volkslied die Zuständigkeit an den Schulen nicht abgesprochen. Es soll nur einen ausgleichenden Gegenpol in Form moderner Lieder erhalten. Nur so kann dem Umstand begegnet werden, dass die Kinder nach Schulende vor den musikalischen Formen unseres 20. Jahrhunderts stehen, mit denen sie auf Grund ihrer einseitigen musikalischen Erziehung nichts anzufangen wissen. Dies dürfte der Grund dafür sein, dass unsere Chöre und Orchester nicht genügend Nachwuchs finden (Günther Zorn).

„Musikalische Jugend“, XIV. Jahrgang 1965, März/April, S.7

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