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Rückblende 2015/04

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Vor 50 und vor 100 Jahren
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Vor 100 Jahren: Vermischte Nachrichten +++ Vor 50 Jahren: Junge Komponisten antworten einer WDR-Umfrage, was sie mit ihrer Arbeit bewirken wollen

Vor 100 Jahren

Vermischte Nachrichten:

  • In Berlin wie in Wien gehen jetzt Tag um Tag Wohltätigkeitsveranstaltungen von Statten. Dazu eine hübsche Illustration: In einem mit herzwarmem Gefühl für den Jammer der darbenden Musiker geschriebenen Artikel wird berichtet von einer Sängerin, die eine Stunde vor Beginn eines Wohltätigkeitskonzertes, um auftreten zu können, noch rasch ihr Kleid aus der Pfandleihe auslösen musste.
  • In Bremen ist der Saalbau niedergebrannt, der sich an den ehrwürdigen Dom anschließt und außer den Club­räumen des Kulturvereins auch jenen großen und kleinen Konzertsaal enthält, ohne die sich ein öffentliches Musikleben in Bremen kaum noch denken lässt. Der Saalbau stammt aus den siebziger Jahren, errichtet von dem Architekten Heinrich Müller, Erbauer der Bremer Börse, die dem Saalbau gegenüber liegt. Die Philharmonischen Konzerte werden nun im großen Saal der Union weitergeführt.
  • In New York startet der Verlag Schirmer eine neue Musikzeitung „The Musical Quartely“, eine Revue internationaler und populär-musikwissenschaftler Art in englischer Sprache. Schriftleiter ist G. Spomnek, Direktor der musikalischen Abteilung der Kongressbibliothek in Washington, ein Deutsch-Amerikaner der in der Heimat seiner Vorfahren studiert hat.

Neue Musik-Zeitung, 36. Jahrgang 1915, H.14 (April)

Vor 50 Jahren

Junge Komponisten antworten einer WDR-Umfrage, was sie mit ihrer Arbeit bewirken wollen. Traditionsverpflichtet

Hans Martin Corrinth (23, 8. Semester Kirchenmusik): „Ich will das Gleiche bewirken, was die Komponisten früherer Zeiten mit ihren Werken  beabsichtigten, nämlich: erheitern und erschüttern, erregen und trösten, kurz, ich will meinen Hörern mitteilen, was ich auf meine musikalische Weise denke und fühle“.

Wilfried Schmidt (Ostberlin) sieht einem propagativen Richtwinkel: „Mit meiner zukünftigen Arbeit möchte ich im Sinne eines kulturellen Fortschritts auf den für mich erreichbaren Gebieten wirksam werden. Um das zu erreichen, werde ich mich auf praxisverbundene Arbeiten konzentrieren. Aber nicht der Erlös soll dabei die Richtschnur sein, sondern ich fasse das Komponieren als einen Dienst am Zuhörer auf.“ 

Gegenpol bietet Hans Georg Koch (24, Köln/Krefeld): „Was ich mit meinen Kompositionen bewirken will? Nichts! Denn wer würde wohl allen Ernstes glauben, dass sich mit Kunst etwas bewirken ließe? Nimmer und nirgendwo auf dieser Erde hat die Kunst mehr sein wollen oder können als ein ästhetisches Amüsement, eine Delikatesse für Geist oder Gemüt. Ich glaube nicht an eine Möglichkeit, die Kunst zum Medium politischer, religiöser, moralischer, pädagogischer oder sonstwie gearteter Propaganda zu machen.“

Nikolaus A. Huber (24, München, Schulmusik) reflektiert: „Was ich bewirken will, ist einfach die: neue Gegenstände aus musikalischem Material herzustellen und dem Publikum Einsicht zu gewähren. Ich bin dabei der Ansicht, dass Musik nicht betrachtet und gehört werden soll, um sich in ihr wohlzufühlen, aufgerüttelt zu werden, sondern als Naturgegenstand allein ihr Interesse verdient ... Eine neue Art der Musik hervorzubringen, ist zugleich Ziel meiner Arbeit.“

„Musikalische Jugend“, XIV. Jahrgang 1965, April, S.3

 

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