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Die nmz vor 50 Jahren.
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Rückblende 2016/05

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Vor 100 Jahren: Eine reinigende Nachwirkung des Weltkrieges auf die deutsche Tonkunst, auf die ausübende, auf die schaffende? +++ Vor 50 Jahren: Ins persönliche Gespräch kommen mit jungen Musikern der östlichen Nachbarstaaten will die Musikalische Jugend Deutschlands bei den Tagen der Neuen Musik in Hannover 1966.

Vor 100 Jahren

Eine reinigende Nachwirkung des Weltkrieges auf die deutsche Tonkunst, auf die ausübende, auf die schaffende? Hinsichtlich der ausübenden muss der Idealist dem hochkapitalistischen, in planvoller, gewissenloser Ausnützung menschlicher Schwächen durchgeführten Betrieb unserer heutigen öffentlichen Musikmacherei entgegentreten. Die herrschenden Mächte im Musikleben der Gegenwart sind die Konzert- und Theateragenten, denen der Musiker aus Gewinnsucht, Bequemlichkeit oder Feigheit untertan bleibt, mit denen es ein großer Teil nicht verderben will … Im Weltkrieg ist der Einfluss der Agenten nur gewachsen. Sie haben sich hinter die unzähligen, für an sich hoch rühmliche patriotische Zwecke vonstatten gehende Wohltätigkeits-Veranstaltungen gesteckt. Richtig angelegt, hätten auch diese Veranstaltungen der Kunst dienen und auf die Gesamtheit erhebend und bildend einwirken können, ohne deshalb einen Kreuzer weniger einzubringen. Die Agenten benutzen dies, um für abgeschmeckte Potpourri-Programme und Effektreißer, für Virtuosenpflanz und Primadonnenkult, kurz für alles, was wir während der letzten Jahrzehnte in der Erziehung der Öffentlichkeit und mit Hebung des Geschmacks mühsam zurückgedrängt hatten, wieder ausgiebig Raum zu schaffen. Die meisten bewegt die Frage: Wie wird es mit dem Musikgeschäft nach dem Kriege? Noch unendlich zu tun ist, bis unsere Tonkünstler zum rechten Gemeinbewusstsein, zum willigen Aufsichnehmen auch der ungeschriebenen staatsbürgerlichen Pflichten gelangen?

Neue Musik-Zeitung 37.Jahrgang, 9156, H.11

Vor 50 Jahren

Ins persönliche Gespräch kommen mit jungen Musikern der östlichen Nachbarstaaten will die Musikalische Jugend Deutschlands bei den Tagen der Neuen Musik in Hannover 1966. Musikalische und persönliche Begegnung hieß das ruhig und ohne Überheblichkeit genannte „politische“ Ziel,, wobei „politisch“ aus jenem weiten Sinn zu erfassen ist, dass „Politik“ die Äußerung aller Kräfte eines Landes, eines Volkes zusammenschließt. So kann (und muss in unserer Zeit) die Musik ihre politische Rolle spielen, sie kann es dank ihrer über alle Grenzen hinweg verständlichen Sprache sogar besser als andere, sich oft gegenseitig behindernde Kräfte. Aufgaben und Wege ergeben sich aus dem Wesen der Sache. Die Gäste aus den östlichen Nachbarstaaten sollten bei uns musizieren und dirigieren können - mit dem Ergebnis, dass hüben und drüben mit gleichem Ernst gearbeitet wird. Die einzelnen Länder sollten ihre Komponisten vorstellen – mit dem Erfolg, dass wir erfahren, wie auch dort neue Wege fruchtbar gemacht werden. Ferner sollten sich die Kollegen aus dem Osten mit ihren deutschen Kollegen über alle Fragen des Berufs, des Studiums aussprechen – mit dem erfreulichen Resultat, dass Offenheit der beste Weg zur Verständigung ist, da jeder von jedem etwas lernen und profitieren kann. Die letzte Frucht der Kontakte aber erscheint als die bedeutungsvollste: Es wird nicht bei dieser ersten Begegnung bleiben, da viel über Austausch-Möglichkeiten zwischen den östlichen Nachbarstaaten und der Bundesrepublik gesprochen wurde. und die beiderseitige Bereitschaft offenkundig wurde. Was also der „gro­ßen“ Politik vielfach versagt und verbaut ist, der Mut und der Wille zum Miteinander-Reden, ist in der Musik ohne Schwierigkeiten möglich.

Musikalische Jugend XV.. Jahrgang 1966, H. 3, S. 1

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