Vor 100 Jahren: Eisleben birgt eine sehr bemerkenswerte Seltenheit in seinen Mauern, das Reinharmonium von Karl Eitz. +++ Beethovens letzter männlicher Nachkomme ist in einem Wiener Garnisonslazarett aufgefunden worden. +++ Vor 50 Jahren: Die Tradition der deutschen Tonkünstlerfeste, von Franz Liszt im Jahre 1859 begründet, wurde vom Allgemeinen deutschen Musikverein bis in die 30er- Jahre und dann nach dem 2. Weltkrieg noch zweimal, 1954 in Pyrmont und 1956 in Weimar „als Demonstration des Schaffens deutscher Komponisten“ aus Ost und West weitergeführt. Diese Idee eines gesamtdeutschen Musikfestes wurde vom Deutschen Tonkünstlerverband erneut im Juli 1967 mit dem ersten Allgemeinen Deutschen Musikfest in München aufgegriffen.
Vor 100 Jahren
Eisleben birgt eine sehr bemerkenswerte Seltenheit in seinen Mauern, das Reinharmonium von Karl Eitz. Die reinen Harmonien der Drei- und Mehrklänge, die merkwürdigen Erscheinungen der Ober- und Kombinationstöne überraschten allgemein. Dass die Reinheit der Intervalle so viele und wirklich sehr kräftig in das Gehör fallende Unterschiede bedingt, ist auffallenderweise nur wenigen Musikern bekannt. Fast alles, was die Musikgelehrten seit Aristoxenos (350 Jahre v. Chr.) bis jetzt über die musikalischen Tonverhältnisse erforscht haben, lässt sich am Reininstrument mit überraschender Leichtigkeit klanglich veranschaulichen. Dem Chordirigenten hilft es über viele Schwierigkeiten hinweg, indem es ihm viele verzwickte Probleme löst. Das Eislebener Reinharmonium hat nicht, wie unser Klavier, nur 12, sondern 36 Töne in der Oktave. (…)
Beethovens letzter männlicher Nachkomme ist in einem Wiener Garnisonslazarett aufgefunden worden. Er diente bei den Hoch- und Deutschmeistern, führte den Namen Karl Julius Maria van Beethoven und wurde am 8. Mai 1870 in München geboren. Sein Vater, Ludwig van Beethoven, war der einzige Sohn des bekannten Neffen Karl des Tondichters. Ein vorzeitig verhutzeltes Männchen in den 40ern mit zurückfallendem unrasiertem Kinn, abstehenden großen Ohren, die ganze Jammergestalt in abgeschabter Hinterlandsmontur – so beschrieben von der Wiener Presse.
Neue Musik-Zeitung 38. Jahrgang 1917, H. 29, S. 312
Vor 50 Jahren
Die Tradition der deutschen Tonkünstlerfeste, von Franz Liszt im Jahre 1859 begründet, wurde vom Allgemeinen deutschen Musikverein bis in die 30er- Jahre und dann nach dem 2. Weltkrieg noch zweimal, 1954 in Pyrmont und 1956 in Weimar „als Demonstration des Schaffens deutscher Komponisten“ aus Ost und West weitergeführt. Diese Idee eines gesamtdeutschen Musikfestes wurde vom Deutschen Tonkünstlerverband erneut im Juli 1967 mit dem ersten Allgemeinen Deutschen Musikfest in München aufgegriffen: Ein Riesenprogramm, 16 Konzerte, dazu Sonderveranstaltungen in den Kirchen beider Konfessionen und in den Schulen. Das Orff-Institut aus Salzburg war da und an drei Vormittagen saßen namhafte Komponisten und Musikwissenschaftler auf dem Podium zu grundlegenden Gesprächen, Thema „Neue Musik und ihre Grenzen“.
Um beim Letzteren zu verweilen: die Frage blieb ungelöst, so sehr sich unter Eberhard von Lewinski aus Darmstadt als Moderator die Fachleute bemühten, Licht in das Gewirr der Neuen Musik zu bringen. Mauricio Kagel hatte den meisten Beifall, weil er für sich selbst und eine Grenzenlosigkeit der Musik plädierte, dabei den toten Hindemith leider wegen seiner Lehrtätigkeit in den USA gröblich beleidigte. Man sprach von der Suche nach einem neuen Dur und Moll ablösenden Generalfundament, auf dem alles Platz haben könnte (Jens Rohwer, Lübeck), hörte Peter J. Korn, München, endlich fragen, was denn noch Musik sei. Man bekam dialektisch reich aufgeladene adornistische Themen vorgesetzt: Herbert Brühn, Israel, und Konrad Boehmer, Utrecht. Vernahm sogar die Forderung nach „Spielbarkeit“ der Neuen Musik von Diether de la Motte, Hamburg, war froh durch Wilhelm Killmayer, München, den Begriff „künstlerisch“ als Forderung für alle Musik zu vernehmen, bewunderte eine klar formulierte Stellungnahme von Ulrich Dibelius, der schließlich zugab, dass es keine Grenzen für die Musik gäbe …
Musikalische Jugend, 6. Jahrgang 1967, H. 4, S. 1