Vor 100 Jahren: Die Fremdwörter in der Musik. Der gegenwärtige große Krieg mit seinen furchtbaren Kämpfen hat auch einen Kampf, der mühelos und ohne jegliche Gefahr zu führen ist, entfacht, den Kampf gegen den überflüssigen Gebrauch von Fremdwörtern, auch besonders solchen der französischen und englischen Sprache. +++ Vor 50 Jahren: Nach dem Wettbewerb allein gelassen? Am schwersten –, meint man, wäre es, im Wettbewerb zu siegen (…). Das schwerste kommt erst nach dem Wettbewerb und seinem guten Ergebnis.
Vor 100 Jahren
Die Fremdwörter in der Musik. Der gegenwärtige große Krieg mit seinen furchtbaren Kämpfen hat auch einen Kampf, der mühelos und ohne jegliche Gefahr zu führen ist, entfacht, den Kampf gegen den überflüssigen Gebrauch von Fremdwörtern, auch besonders solchen der französischen und englischen Sprache. Auch in der Musik wimmelt es vor fremdsprachlichen Ausdrücken, zu deren Ausmerzung wir nach Kräften beitragen müssen. Dazu ist jetzt die geeignetste Zeit. Es handelt sich hier nicht um Fremdwörter, die allen Kultursprachen zu eigen sind und musikgeschichtliche Bedeutung haben, wie Sonate, Symphonie, Melodie, Harmonie u.a. , sondern um französische und englische Bezeichnungen, die in unsere Muttersprache eingedrungen sind und unsere schöne deutsche Sprache verunzieren. Ich erinnere bloß an deux ou quatre mains, au pièce, morceau und an so und so viele französische und englische Titel auf deutschen Musikstücken. Es besteht doch wahrhaftig gar kein Grund, die eben genannten u.a. musikalische Bezeichnungen in fremder Sprache anzuführen. Sie lassen sich ebenso schön als kurz in Deutsch geben. Wir richten an Komponisten und Verleger die dringende Bitte, in ihren Werken die deutsche Sprache zu Ehren kommen zu lassen und nur deutsche Zeitmaß- und Vortragsbezeichnungen ebenso nur deutsche Überschriften in Anwendung bringen zu wollen. (C.H., München)
Neue Musik-Zeitung 36. Jahrgang 1915, H. 9 (Januar), S. 123
Vor 50 Jahren
Nach dem Wettbewerb allein gelassen? Am schwersten –, meint man, wäre es, im Wettbewerb zu siegen (…). Das schwerste kommt erst nach dem Wettbewerb und seinem guten Ergebnis. Es kommt die Frage – sie ist eine menschliche und eine künstlerische Kernfrage: Was jetzt? Viele ruhen auf ihren Preisträgerlorbeeren aus, eilen zum nächsten Sieg (weil sie die besseren Nerven haben) und in ihren Konzertprogrammen steht: 1. Preis in …, 2. Preis in …, weitere Preise in XYZ. Die Kritik übersieht derlei Stimmungsmache und urteilt oft recht wenig preisend; denn ein Preis ist keine todsichere Garantie für eine künstlerische Zukunft. Erst nach dem Preis beginnt nämlich der Ernst des Lebens. Das Bisherige erhalten, es steigern, sich bewähren und reifen – heißen die Aufgaben. Wer hilft unseren jungen Preisträgern dazu? (…) Die „Musikalische Jugend Deutschlands“ hatte die erlösende Idee, den jugendlichen Wettbewerbs-Siegern mehr zu bieten als einen Geldpreis, Musikalien oder Bücher. Sie will das Entscheidende tun: weiterhelfen. In Lehrgängen werden die Besten der Ausscheidungen zusammengefasst, von erfahrenen Lehrern betreut und einzeln wie in Gruppen zu ihnen bisher unzugänglicher Musik geführt. Der kurze Anreiz des Sieger-Bewusstseins weicht einer strengen Forderung nach Bewährung und Weiterarbeit. Das Nie-zufrieden-Sein wird als künstlerischer Impuls geweckt …
„Musikalische Jugend“, Jahrgang XIII. 1964, H. 6 (Nov./Dez.), S. 1