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Musikbrief aus Tokio.
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Vor 100 Jahren: Musikbriefe (1921/05)

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Beethoven-Gedächtnisfeier in Tokio
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Tokio. Wenn wir heute über eine Beethoven-Gedächtnisfeier in Tokio berichten, wird mancher Leser vielleicht ungläubig fragen, wie ist das möglich? Woher die Kräfte, die im fernen Osten unserem gewaltigen Beethoven gerecht werden können? Und dennoch, allen Zweiflern sei gesagt, Beethovens 150. Geburtstag wurde hier in würdiger Weise durch drei große Orchesterkonzerte am 4., 5. und 11. Dezember gefeiert.

[…] Ehe wir näher auf die Ausführungen und den Erfolg dieser Konzerte eingehen, sei in aller Kürze über die Entwicklung der europäischen Musik in Japan während der letzten Jahre berichtet. In verhältnismäßig kurzer Zeit konnte eine bemerkenswerte Wertschätzung und gleichzeitig ein stetig wachsendes Verständnis für unsere Musik augenfällig beobachtet werden. Namentlich ist es die jüngere Generation der Japaner, die in wahrer Begeisterung ausübend und empfangend dabei ist, unsere Musik in ihrem Lande heimisch zu machen. Soweit wir allen Fortschritt beobachten, geht er in erster Linie von der Musikakademie aus, die jedes Jahr ein große Anzahl gut ausgebildeter Musikschüler und Schülerinnen entläßt. […]

Oft hört man hier draußen Stimmen von Europäern, die mehr oder weniger geringschätzig meinen, es fehle den Japanern das wirkliche Verständnis für europäische Musik. Ein Rückblick auf die bisherigen musikalischen Darbietungen muß aber jeden Skeptiker davon überzeugen, daß eine derartige Fragestellung heute nicht mehr am Platz ist. […]

Um dahin zu kommen hat die Leitung der Musikakademie zweifellos den richtigen Weg eingeschlagen – hat sich die Regierung tüchtige deutsche Kräfte als Lehrer und Erzieher geholt; auch hat ein Teil der japanischen Lehrkräfte seine weitere Ausbildung in Deutschland genossen […]

Diese Tätigkeit beschränkt sich aber nicht nur auf die Residenz Tokio, denn in der Erkenntnis, was die Kunst für ein hochentwickeltes Volk bedeutet, werden gut ausgebildete Musiker und Musikerinnen an die Volksschulen im ganzen Lande verteilt, um dort zu wirken und der heranwachsenden Jugend die Segnungen unserer Kunst weiter zu vermitteln. […]

Neue Musik-Zeitung, 42. Jg., 4. Mai 1921

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