[…] Im Reichswehrministerium besteht das Bestreben, für die Angehörigen von Heer und Marine […] künstlerische und wissenschaftliche Anregungen zu schaffen. […]. An die deutschen Künstler ergeht die Bitte, diese Arbeit […] zu unterstützen.
1. Soweit konzertierende Künstler, Rezitatoren, Mitglieder der Bühne in Städten mit Garnisonen bodenständig sind, werden sie gebeten, die Veranstaltungen dieser Garnisonen durch ihre Mitwirkung auf ein künstlerisch hohes Niveau bringen zu helfen.
2. Soweit Künstler Konzertreisen unternehmen, wollen sie einige Wochen vorher davon Mitteilung machen, um an Orten, an denen Garnison steht und in denen sie sowieso zu konzertieren beabsichtigen oder aber die in ihrer Fahrtrichtung liegen […], sich auch hier der Truppe zur Verfügung zu stellen.
Es wird zunächst vom Reichswehrministerium die Fahrt ersetzt, während die Truppe für Unterbringung und Verpflegung aufkommt. In steigendem Maße […] werden Gelder für Honorare zur Verfügung stehen. […]
Neben einem sehr wertvollen Dienst, den die Künstler dem Heere und der Allgemeinheit leisten, indem sie erstens für die Ausbildung und Interessen der Heeresangehörigen mittätig sind, und zweitens die Verbindung von Truppe und Zivilbevölkerung, welche zu diesen Veranstaltungen hinzugezogen werden soll, fester gestalten zu helfen, dienen sie sich zuallererst, denn Hunderttausende von Menschen, die dem ernsthaften Konzertleben fernstehen, werden Geschmack und Freude daran gewinnen, vorausgesetzt, dass gerade diesen Unverbildeten richtig gewählte Vortragsfolgen in vollendeter Form geboten werden. […]
Dr. H. Michaelis, Neue Musik-Zeitung 44. Jg., 5. April 1923