Das Netz lebt von dieser Ideologie des Einen. Und eben diese Ideologie bleibt nicht allein, sondern bildet eine gesättigte Basis, auf der andere Ideologien aufsetzen können. Vor allem Ideologien der Präsenz. Was nicht ohne ironischen Charme ist bei einem Medium – das das Netz doch zunächst einmal zu sein scheint. Präsenz, das ist Erreichbarkeit von jedem immer und überall, 24 Stunden pro Tag, jeden Tag der Woche, aber auch von jeder Information, jedem Service, jeder Leistung, wie man in Deutschland sagen würde, und jeder Institution. Präsenz, die immer auch auf der im Netz langsam etwas verworren werdenden, aber dennoch an vielen Stellen strikt vorausgesetzten Trennung von Produzent und User beruht. User, die übrigens meist von einem anderen Netz reden, wie man so sagt, und die damit nicht etwa nur ein anderes Netz meinen, sondern ein anderes realisieren, denn das Netz ist eben nicht diese eine Matrix.
Auf den ersten Blick kann einem die Frage nach mehreren Internets (es gibt irgendwie keinen deutschen Plural) seltsam vorkommen. Das Globale sollte ja nun einmal genau das Argument des Internet sein, mit dem jede Funktionsweise und jegliche Maximierung von Kommunikation oder Profit gerechtfertigt werden kann, dem sich der gesamte Hype des Netzes verdankt, und in dem eben alles auf einer Plattform stattfinden sollte. Das Netz lebt von dieser Ideologie des Einen. Und eben diese Ideologie bleibt nicht allein, sondern bildet eine gesättigte Basis, auf der andere Ideologien aufsetzen können. Vor allem Ideologien der Präsenz. Was nicht ohne ironischen Charme ist bei einem Medium – das das Netz doch zunächst einmal zu sein scheint. Präsenz, das ist Erreichbarkeit von jedem immer und überall, 24 Stunden pro Tag, jeden Tag der Woche, aber auch von jeder Information, jedem Service, jeder Leistung, wie man in Deutschland sagen würde, und jeder Institution. Präsenz, die immer auch auf der im Netz langsam etwas verworren werdenden, aber dennoch an vielen Stellen strikt vorausgesetzten Trennung von Produzent und User beruht. User, die übrigens meist von einem anderen Netz reden, wie man so sagt, und die damit nicht etwa nur ein anderes Netz meinen, sondern ein anderes realisieren, denn das Netz ist eben nicht diese eine Matrix. class="bild">Downtime (die Zeit in der ein Internet-Rechner nicht zu erreichen ist) kann schon mal schnell zu Millionenverlusten führen. An dieser Multiplizität der Präsenz, die das „eine“ Netz zur Folge zu haben scheint, muss sich zur Zeit jedes ernstzunehmende Unternehmen messen lassen, sei es kulturell, wirtschaftlich oder sogar privat ausgerichtet.
Wie immer, wenn etwas Neues auftaucht, sind die Unterscheidungen zunächst grob. Hier Eins, da Alles. Die Browser-Metapher, die noch gar nicht so alt ist und erst seit Mitte der 90er eigentlich zu dem wurde, was man jetzt darunter verstehen würde, dieses „Alles in Einem“ bestimmt merkwürdigerweise entgegen aller Realität im Netz immer noch jegliche Diskussion. Auf dieser Folie laufen die meisten der zur Zeit mit unermüdlicher Gleichförmigkeit und wachsender Spannung vorgetragenen Diskussionen um das Netz: E-Commerce, Privacy, Security, MP3, Piraterie, IT-Erziehung und immer wieder die Zukunft und so weiter. Technologische Innovationen verhalten sich dazu, mittlerweile sogar schon stellenweise adäquat, in einer Art ideologisch-technologischer Mimikry, wie zum Beispiel die Entwicklung und der Versuch einer massenhaften Implementation von WAP dieses Frühjahr zeigt, die Maschinen aufhalst, sich wie ein Browser zu verhalten, obwohl Funktionen, die sie sicherlich aufgrund ihrer Konstitution besser verkraften könnten (wie zum Beispiel E-Mail) längst noch nicht zu den Grundfunktionen gehören.
Meist jedoch gehen technologische Entwicklungen, vor allem Software, den Weg kleiner Schritte und unterlaufen damit die scheinbar alles bestimmenden Ideologien und bilden, wie eigentlich immer schon im Netz, eine Vielzahl von Netzwerken heraus, die sich überhaupt nicht unter dieses „eine“ Netz subsumieren lassen.
Die Entwicklung von Musik im Netz wird immer gerne als Blueprint für kommende kulturelle Inhalte im Netz gesehen, das Argument dafür lautet normalerweise, vor allem seit MP3 (und das auf den beiden Seiten, bei Usern und Produzenten beziehungsweise Firmen): geringe Bandbreite. Was sich heute mit Musik machen lässt, das lässt sich Broadband (das Breitbandnetz ermöglicht die Übertragung größerer Datenmengen pro Sekunde) bald schon mit Video machen – womit ansonsten noch, fällt normalerweise unter den Tisch, bestenfalls hat man noch Spiele und „virtuelle Welten“ im Blick, die aber ungerne, weil die Trennung von User und Produkt sich dort auflöst in eine der Umgebung und Zirkulation. Es soll also merkwürdigerweise nur noch zwei relevante kulturelle Inhalte geben: Bild und Ton. Eine Zusammenfassung kultureller Aktivitäten, die man auch gut Fernsehen nennen könnte. Eine Art Heimsuchung des alten Mediums im neuen. Ob es nun interaktives Fernsehen ist oder nicht, es ist und bleibt Fernsehen. Aller Wahrscheinlichkeit nach allerdings wird sich das Netz nicht zu einem Fernsehen entwickeln.
Klassisch trennt man die Verhaltensweisen und Diskussionen um Musik im Netz in die Litanei der Majorindustrie und die der Konsumenten. Die einen fordern striktere Gesetzgebung, mehr Sicherheit für ihr Produkt, massive Verfolgung der Piraten, Wasserzeichen und so weiter, weil sie ihre Gewinne im Rahmen des Mediums schwinden sehen. Die anderen, die User, fordern vielleicht Privacy, Freiheit, Flatrates (einen Internetzugang zu einem Pauschalpreis), eher aber mit dezenter Stimme und ganz und gar nicht formiert, sozusagen flexibel. Eigentlich würden sie aber auch gerne so weitermachen, vielleicht ein bisschen besser. Im Grunde ist das alles ein Märchen, denn die vorausgesetzten Grenzen zwischen User und Produzent werden mit dem Internet nicht nur aufgrund von Pageviews und so weiter immer durchlässiger.
Paradigmatisch paralysiert
Wichtiger als die Inhalte dessen, was dort kommuniziert wird, sind mir die Widersprüche und die dort auftauchenden Hinweise auf multiple Netze. Angefangen von den neulich erhobenen Forderungen der IFPI Deutschland, eine Art nationales Netz aufzubauen, mit einem nationalen URL-Filter, der an jedem Serviceprovider mit Übergang aus Deutschland heraus eine von der Zollbehörde verwaltete Datenbank mit bösen Seiten zwischenschaltet, bis hin zu den etwas absurderen Seiten des Netzes, in denen sich nicht unlogisch behaupten ließe, dass die Millionen oder Milliarden Verluste der Musikindustrie durch MP3 eigentlich nichts weiter sind als die durch die SDMI verursachte Downtime der gesamten Major-Online-Distribution. Musik im Netz scheint paradigmatisch paralysiert und bestimmt zu werden von einer eigentlich woanders auszutragenden und sicherlich noch endlosen Diskussion der Konfrontation von globaler Ökonomie und nationalstaatlichem Recht, aber auch von den Erfordernissen des Marketings unter Netzverhältnissen und dem Boden einer Ökonomie aus dem letzten Jahrhundert, und von den Strategien: Privacy versus globale Überwachung. Beides sind Strategien, wie mir scheint, die vor allem marktwirtschaftlich enger zusammenhängen als man normalerweise denkt, denn deren Probleme werden nur auf dem Markt gelöst werden, auch wenn Gesetzschreibung versucht, mit dieser Entwicklung Schritt zu halten.
Sieht man sich Kampagnen der Musikindustrie im Netz an, dann hat man oft genug das Gefühl, dass die Onlineabteilung und deren Designer eigentlich längst eine Ökonomie vorbereiten, die genau das fördert und braucht, was der Rechtsabteilung zuwider sein müsste. Onlinezeit wird de facto schon jetzt mit freien Downloads, mit der Verfügbarkeit eines Kommunikationsmediums wie Chats oder Foren bezahlt, eine gewisse Do-it-yourself-Mentalität wird massiv durch Remixaktionen gefördert, und gewinnen kann man auch ständig irgendetwas. Kurzum: Webseiten der Majorindustrie benehmen sich wie alle anderen auch: Sie bezahlen ihre User, und das im seltensten Fall mit Information, sondern eben mit Geschenken. Das Produkt wandert von der CD zur Website. Vom Kauf zum Kontakt, von der Konsumption zur Zirkulation auf der zur Verfügung gestellten Umgebung. Vom langwierigen Mechanismus einer Distribution von Waren zur Sammlung von Userdaten, die ein Targetmarketing überhaupt erst möglich machen, sicher, andererseits selber aber auch so viel Zeit in Anspruch nehmen, dass sich Musik auf dieser Ebene wohl immer weiter wie einfach nur ein Teil einer breiten Marktpalette aus Star-Paraphernalia einordnen wird. Ein Prinzip, in das sich logisch nicht nur MP3s schon jetzt so eingliedern, wie es früher das Radio getan hat. Musik brauchte immer schon einen enormen Bodensatz von freier Verfügbarkeit, um damit Geld zu machen. Die gesamte Diskussion um Piraterie, die zur Zeit das Image eines Majorkonzerns fast zu bestimmen scheint, fördert im Grunde die Zersetzung des Produkts in genau dem Punkt, der es immer schon verkaufbar gemacht hat: in dem seiner Originalität des Haptischen eines Produkts. Das Verkaufsargument von downloadbarer Musik ist dabei weniger das der Legalität dieser Musik (so wie alle Versuche, Piraterie zu unterbinden, nicht einem Verhindern von Verbrechen dienen), sondern das der Auffindbarkeit. Nach dieser Logik verhalten sich die Angriffe der Formationen von Rechtsanwälten. Piraterie ist erst dann Piraterie, wenn sie sich in den Listen der Suchmaschinen vordrängelt.
Versuche der Implementierung von Watermarks (digitale Wasserzeichen) in MP3, die sicherlich eigentlich so schwierig nicht sind (denn MP3 ist ein Format, das einiges an Extradaten zulässt), sind unter anderem deshalb so perfide, weil sie nicht nur das Orginal zerstören, indem sie jedem Käufer eine in gewisser Weise personalisierte Version zukommen lassen müssen, die, einmal erfunden, musikanalysierenden Searchengines (hier: Suchmaschinen, die nach ganz bestimmten Daten suchen wie Musik- oder Bilddaten) einiges an Mehraufwand abfordern wird, sondern ganz offen auch die Abschaffung der CD fordern (die wohl kaum jedesmal im Laden gebrannt werden wird, anstatt im billigen Arbeitsprozess von einem Master in Millionenauflage produziert zu werden). Und obendrein wird die Originalität vom kopierten Produkt auf den Käufer verlegt, sodass es vorstellbar wird, eines Tages nicht mehr diese und jene CD zu kaufen, sondern die von besonders beliebten Käufern. Ein Wasserzeichenhandel ist durchaus denkbar.
Klar definierte Netzwerke
In seiner alltäglichen Praxis und seinem Umgang mit Musik im Netz gibt es sehr klar definierte und strikt getrennte Netzwerke. Meistens haben sie den Namen eines Programms. Netscape und Explorer gehören wohl eher in den legalsten aller Fälle wie MP3.com und so weiter oder eben als Mittler dazu. Wer glaubt, URL-Filter wären eine Methode, um Piraterie empfindsam zu treffen, der war wohl nie im Netz. Der gesamte Versuch, Webseiten schließen zu lassen, auf denen MP3s von irgendwelchen Stars zum Download stehen, dürfte banalerweise eigentlich nichts anderem dienen als einer Kanalisierung von Information und einem Fluss von Page Impressions (Internet-Seitenabrufen, eine Zählmethode über die Nutzung von Internetangeboten) auf die eigenen Seiten der Industrie. Normalerweise folgt dieser Idee das Schließen inoffizieller Fanpages und das Eröffnen neuer, offizieller und scheinbar kontrollierter Seiten auf eigenen Servern. Wie viel man kontrollieren kann und will, zeigen selbst moderierte Foren auf offiziellen Webseiten der Majorindustrie – wenn wie zum Beispiel im Fall der BMG mal wieder versucht wird, im Alleingang einen Kopierschutz einzuführen. Selbst Boykottaufrufe kann man nicht mehr schnell genug von den eigenen Seiten löschen.
Um sich über die Implementierungen von Musik und ihrer möglichen Entwicklung Gedanken zu machen, muss man sich wohl von dem Gedanken der Währung, von dem Gedanken des „wer bezahlt das“ lösen. Ähnlich wie die Börse sollte man vielleicht (und das würde ich sogar Majorfirmen empfehlen) lieber auf die Entwicklung von Programmen stürzen, denn hinter ihnen versammeln sich die Menschen nun mal.
Die wichtigeren Programme zur Zeit, wie die verschiedenen Player von MP3-Streams oder andere MP3-Suiten – Napster und diverse andere Server-Client-Lösungen wie Hotline –, folgen klar nachzeichenbaren Systemen von Kommunikation, meist auf der Basis eines IP-to-IP-Datenverkehrs, bei dem jeder Rechner an jedem Platz im Netz zum Server werden kann, egal ob mit fester IP-Adresse (individuelle Rechnernummer) oder nicht. Das hat je nach Realisierung ganz verschiedene Usergruppen zur Folge. Nimmt man mal Napster: Das Download-Verhalten und das Upload-Verhalten sind strikt getrennt. Uploads gibt es genau genommen gar nicht. Damit eigentlich schon mal eine Idee, die dem klassischen Weltbild der Musikindustrie entgegenkommt. Kleiner Rückkanal, wenig Beschwerden, großer Inputkanal, enorme Absatzfelder. Verschiedene Bandbreiten sind immer gut fürs Business. Napster-User sind eigentlich perfekte Konsumenten. In der nächsten Version dürfte Napster ein Werbebanner bekommen, und dann kann man schon wieder mehr mit diesem Produkt einer College-Phantasie anfangen. Napster ist ideal für Satelliten- und Broadband-Anschluss.
Darin ganz ähnlich dem als Befreier des Radios angetretenen Shoutcast, diesem „Mach deinen eigenen Radiosender in Minuten“-Ding, das kurz vor der Implementierung in AOL-TimeWarners Vorzeige-Broadbandnetz Road-runner steht. Kein Wunder, dass es zu solchen Lösungen parallel immer gleich sehr schnell Open Source Implementierungen (Open Source: Projekte zur „freien“ Entwicklung von Software) des Protokolls gibt – irgendwer spürt das Potenzial hinter solchen Programmen und möchte nicht, dass es verloren geht. All diese Methoden beruhen auf einer sehr stark geregelten Server-Client-Kommunikation, die je nach Ordnungsprinzip ganz andere Wirkungen hervorruft. Neue Features sind in solchen Programmen eben kein tolles Update, sondern eine komplette Veränderung der gesamten Wertigkeit des Programms und der dort laufenden Kommunikationsformen. Würde Napster zum Beispiel eine Wantlist (hier: Liste von gewünschten Musiktiteln) einführen, es wäre eher so etwas wie ein Musik-Agent, der das Programm in den Hintergrund legt – und damit wohl auch die Chatfunktion lahm. Implementiert man in Shoutcast einen Chat, wie bei einigen Varianten schon passiert, dann hat man tatsächlich eine Art Talkshow-Format. Gerade an Ideen wie Shoutcast zum Beispiel sieht man sehr gut, dass die Grenzen zwischen User und Produzent stark verschwimmen. Es gibt zur Zeit ungefähr so viele Sender wie Hörer.
Geht man eine Implementierung weiter, zum Beispiel bei Passwort/Login geschützten Server-Client-Systemen wie zum Beispiel Hotline, dann trifft man auf eine ganz andere Community. Hier wird eben mit allem gehandelt, weil die Tore nicht mehr so weit offen stehen in einer Zone dessen, was die kommenden Jahre noch dringend beschäftigen wird. Vermutlich sehen wir schon bald nicht nur eine Explosion der Währungen, des Tausches et cetera, sondern tatsächlich eine Community-Gesetzgebung. Die Konzentration auf die Rechte des Einzelnen ist, wie Musik zum Beispiel sehr deutlich zeigt, eine Falle: Je mehr sich die Gruppen in eigenen Netzwerken abspalten, desto mehr entwickelt sich eine intensive Kommunikation, die mehr als nur ein Download von einer anonymisierten Festplatte ist. Man wird nicht jede Community – das, was man früher mal Freundschaften nannte, mit jedem Beigeschmack – kriminalisieren können. Man wird Präsenz – falls das ein Versuch sein sollte, nach dem Muster „du darfst deinen Freunden deine Musik nur vorspielen, wenn du zu Hause bist“ – nicht gegen Communities stark machen können, denn immer weniger wird der Ort dessen definierbar sein. Obendrein lernen Communities schnell von ihren Vorbildern. Encryption, Passwörter, Wasserzeichen – all das kann hier genauso zur Identifizierung dienen wie ein Türsteher. Man wird nicht mehr nur nicht überall hereinkommen, sondern genau dort sein wollen, wo man nicht hinkommt, manchmal eben auch da, wo eigentlich gar nichts existiert. Logfiles zum Beispiel sind eines der Kernargumente zur Überprüfung von Datenfluss und den Wanderungen von Wasserzeichen – aber welcher PC schreibt schon Logfiles?
Zum Schluss noch einer der wichtigen Aspekte von Netzwerken. Während ich hier sitze, könnte jemand in diesem Raum oder ein Stockwerk darüber Daten von meinem Rechner laden. Daten von meinem Rechner, meinem Telefon et cetera geschickt bekommen; auf Anfrage, nach Austausch diverser Höflichkeiten, und ohne dass sich irgend jemand darum hätte kümmern müssen. Regionale Netzwerke, kleine mobile Einheiten, sind nicht mehr nur denkbar, sondern längst da. Was die Industrie zum Beispiel unter Bluetooth verkauft, ist Kommunikation von Rechnern. Es brauchen bloß die Protokolle geschrieben zu werden, und schon könnte man große Teile der Leute einer Stadt, die es was angeht, mit einem neuen Stück Musik versorgen. Ich könnte mit meinem Rechner für das ganze Haus hier ein Radio betreiben. Es müsste nur jemand wissen, dass ich es tue. Zu überwachen wäre das alles nur, wenn man für jeden Rechner, den sich irgendjemand kauft, ein paar weitere zur Überwachung abstellt. Aber selbst dann: Wer weiß, wieviele Relays (hier: Schaltstellen zwischen Rechnern) dieser Stream mittlerweile übersprungen hat. Wer Entwicklungen betrachtet wie die neuen Router (ein Router ist ein Minirechner, der den Zugang zum Internet für mehrere andere Rechner koordiniert) von Cisco, die ganze Stadtteile dann wieder an ein Netz anbinden können, der weiß, auf welche Art der Multiplizität von Netzen das herausläuft. Aber auch wie viele Netze sich innerhalb dessen mit Hilfe von neuen Programmen und der Zirkulation auf ihnen erschaffen. Real laufende Projekte von Netzen, bei denen nicht nur das Tracking von Autoren, sondern auch der Versuch eines Löschens von Files, selbst vom sogenannten Administrator, unmöglich ist, sozusagen selbstreproduzierende Netze wie zum Beispiel Freenet, machen die Lage nicht gerade übersichtlicher, geben aber einen guten Eindruck von der Vielartigkeit der Netze. Würde die Musikindustrie ihr Business strukturell ähnlich wie Online-Gaming anvisieren, irgendwo im Zwischenraum schwer kopierbarer (denn ein wenig Anstrengung reicht ja schon als Bezahlung heutzutage) Software und Community-Bildung, dann würde ich ihr tatsächlich mehr Chancen geben.