Um es gleich vorweg zu nehmen: die Kritik an den Internetauftritten von Chansonetten war nicht an Künstleragenturen lebender Stars und Sternchen gerichtet, deren Auftritte sind meist ordentlich und hübsch aufgemacht – nein, hier geht es um einen wissenschaftlicheren Ansatz: Kann ich im Netz die gleichen oder gleichrangigen Informationen zu berühmten Künstlern und deren Werk bekommen wie in einschlägigen Lexika und Biografien? Und es sieht weiterhin düster aus.
Um es gleich vorweg zu nehmen: die Kritik an den Internetauftritten von Chansonetten war nicht an Künstleragenturen lebender Stars und Sternchen gerichtet, deren Auftritte sind meist ordentlich und hübsch aufgemacht – nein, hier geht es um einen wissenschaftlicheren Ansatz: Kann ich im Netz die gleichen oder gleichrangigen Informationen zu berühmten Künstlern und deren Werk bekommen wie in einschlägigen Lexika und Biografien? Und es sieht weiterhin düster aus.Unsere Reise ins Chanson-Land führt uns in eine Stadt, die ohne Musik (und ohne Wein) gar nicht vorstellbar ist: nach Wien. Das Wiener Lied wird von unseren österreichischen Nachbarn hoch und in Ehren gehalten. Im Netz wird man erst einmal gleich wieder enttäuscht: www.wiener-lied.at gibt’s nicht, und die Domain www.wienerlied.at hat sich ein Kleinverlag geschnappt, wenigstens vertreibt er Gemeinschafts-CDs aus Grinzing, aber interessiert es irgend jemand, dass der Chef gerne nach Thailand fährt? Weiter geht’s zu orpheus.at, der Musik-Suchmaschine für Österreich. Gibt man die Wendung Wiener Lied ein – man wird schon vorgewarnt, es gibt keine Volltextsuche – gelangt man zu lustigen Gruppen wie die „Liener Wieder“, aber keine Spur von Hans Moser oder Cissy Kraner.Yahoo liefert die Seiten des Wiener Konzerthauses und sonst gar nichts, also doch wieder zu Google.com, der allerliebsten Suchmaschine. Hier haben Amazon und jpc die besten Plätze vorne belegt und wollen Bücher von Karl Merkatz und CDs von Erika Pluhar verkaufen, über einen kleinen Umweg über den Heurigen1 geht es dann zu einer kleinen Seite, die die Schrammeln vorstellt, mehr wird aber auch wieder nicht geboten. Die erste richtige Spur zum richtigen Wiener Kabarett-Chanson führt über die Chansonette Lilli Walzer, die schon mit Tim Fischer im Duett sang und hier den großartigen Hugo Wiener und seine Ohrwürmer „Der Novak lässt mich nicht verkommen“ und „Ich kann den Nowotny nicht leiden“ kurz vorstellt. Cissy Kraner, seiner Muse und Partnerin wird hier ebenfalls ein kleines Denkmal gesetzt.
Bei Courage Records kann man in Lieder von Bronner oder Qualtinger hineinschnuppern, wenigstens etwas... Dass das Wiener Lied auf’s engste mit dem Tod verbunden ist, wird einem dann klar, wenn man auf das Wiener Bestattungsmuseum stößt – gute Seiten übrigens. Und wenn wir schon dabei sind... – gehen wir Tauben vergiften im Park: treue Fans haben Georg Kreisler, dem ewig jungen Spötter, ein Denkmal gesetzt mit Texten von und über ihn, einer ausführlichen Diskografie und einer interessanten Notenbörse. Schlecht bestellt ist es dagegen um Helmut Qualtinger, den wortgewaltigen und gewichtigen Kabarettisten, der den Herrn Karl unsterblich gemacht hat, die Geocities-Site, die zu ihm führt, ist nicht erreichbar. Mühsam – das heißt zeitaufwändig – zu betreten sind die Fanseiten des Multimedia-Künstlers Andre Heller, der zu Qualtingers Lebzeiten noch etwas raunziger die Kulturwelt bereicherte.
Nach dieser mageren Ausbeute geht es weiter nach Frankreich, das Chanson-Land Nr. 1, wo Chansoniers verehrt werden wie Popstars. Le Monde widmete dem kürzlich verstorbenen Charles Trenet eine achtseitige Extrabeilage – darauf können deutsche Liedermacher lange warten. Anlässlich seines Todes wurde ihm gleich ein kleines Denkmal gesetzt, ansonsten wird man zu Tausenden von Verkaufsstellen für CDs, Videos und von Texten gelotst, ein offizieller Webauftritt fehlt wie so oft.
Recht viel besser sieht es auch beim „Spatz von Paris“, Edith Piaf, nicht aus: das Musée Edith Piaf ist zwar in Webkatalogen verzeichnet, hat aber noch null Content ins Netz gestellt, unter der Domain www.edith-piaf.com kann man sich die Tourneedaten vieler französischer Chansongrößen wie Charles Aznavour oder Patrick Bruel per Newsletter zuschicken lassen, außerdem erfährt man die Geburtsdaten – leider war’s das dann auch schon wieder. Ausnahmen bestätigen die Regel: die belgische Jacques-Brel-Stiftung etwa hat eine offizielle Site gebaut, die die Fans und Verehrer sicherlich nicht enttäuschen wird – gesetzt den Fall, sie sind der französischen oder niederländischen Sprache mächtig, die englische Version ist noch nicht verfügbar. Eine ausführliche Biografie wird durch einen Shop und Infos über die Aktivitäten der Stiftung sinnvoll ergänzt. Auf der Suche nach einem berühmten Schützling Edith Piafs, Yves Montand, wird die Netzpilotin am Schluss ihrer Reise doch noch belohnt: Musik- und Filminteressierte sollten demnächst einmal unter www.fansites.com stöbern, es lohnt sich.
Kurzer Blick noch in Sachen Knef, die schon ihre nächsten beiden CDs plant, und Helen Vita, die im Februar nach kurzer schwerer Krankheit verstorben ist. Das Deutsche Historische Museum () widmet Hilde und dem Nachkriegsfilm ein interessantes Kapitel, und ansonsten kann man verschiedene Interviews in den verlinkten Medien nachlesen, die Domain www.hilde gard-knef.de ist vergeben – aber ohne Inhalt, Songtexte regnet es wie rote Rosen. Melancholiker können sich zur Erinnerung Infos zum letzten Programm „Alte Schachteln“ (zusammen mit Evelyn Künneke und Brigitte Mira) anschauen, mehr ist nicht aufzutreiben, womit sich der Kreis schließt: Fit im Internet sind die Konzert- und Tourneepromoter, die Plattenfirmen (sehr sorgfältig betreut sind die Seiten von Conträr Musik, Rolf Limbach hat Kabarettgrößen wie Hanns Dieter Hüsch, Hans Eckardt Wenzel oder Ulrich Roski unter Vertrag) und Verlage, wer jedoch darauf hofft, jemand würde sich als Labour of Love den Damen und Herren mit Sorgfalt annehmen, wird meist enttäuscht.