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Philipp Adlung im Innenhof des Händelhauses in Halle. Foto: Händel-Haus
Philipp Adlung im Innenhof des Händelhauses in Halle. Foto: Händel-Haus
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2009: Die Welt feiert Händel und sein Geburtshaus wird aufwändig restauriert

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In der Geburtsstadt des großen Meisters, Halle an der Saale, sind anlässlich des 250. Todestages von Georg Friedrich Händel zahlreiche Höhepunkte zu erleben. Unter dem Motto „HÄNDEL – der Europäer“ erklingen seine Meisterwerke aus allen Schaffensperioden und Genres an den authentischen Stätten seiner Jugend. Dazu gehört an erster Stelle sein Geburtshaus, das derzeit allerdings noch eine Baustelle ist.

   Halle (ddp-lsa). Herunterhängende Kabel, Durchbrüche in den Wänden, Baustaub - so präsentiert sich das Händel-Haus dieser Tage. Der Direktor des Geburtshauses von Halles berühmtestem Sohn Georg Friedrich Händel (1685-1759), Philipp Adlung, führt durch die zwei Etagen und das Dachgeschoss des Gebäudes. Er erklärt, wo bis zur Wiedereröffnung im April die neue Dauerausstellung Platz finden soll, wo Foyer und wo die Schließfächer sein werden. «Ich habe ein Haus mit einem jahrzehntelangen Sanierungsstau vorgefunden«, sagt er. »Jetzt wird es grundlegend saniert und auf die Höhe der Zeit gebracht.»

   Adlung, seit Januar 2007 Direktor, dirigiert im Augenblick den zwei Millionen Euro schweren Umbau des Gebäudes und bereitet die Feierlichkeiten zum 250. Todestag des Halleschen Komponisten vor. Außerdem hat er nicht nur das Haus, sondern auch das Personal umstrukturiert und das vormals städtisch geführte Museum in eine Stiftung bürgerlichen Rechts umgewandelt. «Es war ein Anachronismus, dass ein solch bedeutendes Kultur- und Musikzentrum immer noch eine städtische Einrichtung war», sagt er.

   Im übertragenen Sinne ist seine Baustelle noch um einiges größer. «Es gab keinen einzigen Punkt, wo man hätte sagen können: weiter so. Man musste wirklich in allen Bereichen alles aufbauen», beschreibt er aus seiner Sicht die Lage bei seinem Amtsantritt. Einige der angestammten Mitarbeiter fühlen sich von solch unverblümten Aussagen düpiert.

   Die Kritiker werfen Adlung auch vor, dass er bereits Mitte nächsten Jahres, unmittelbar nach den Händelfestspielen und gerade zweieinhalb Jahre nach seinem Dienstbeginn, weiterziehen wird nach Bonn. Er soll Leiter des dortigen Beethoven-Hauses werden. Qualifiziert hat er sich, schätzt er selbst ein, durch seine Arbeit in Halle: «Ich habe mich ja nicht beworben, sondern man hat mich gefragt.» Die Kritiker seines frühen Weggangs fordert er auf, genau hinzugucken, "was in den dann zweieinhalb Jahren hier geleistet wurde. Ich denke, das ist mehr als in der Vergangenheit in der zehnfachen Zeit.»

   Zusätzlich behaupten Kenner des Museums, Adlung habe sein Budget mit den Ausgaben für die neue Dauerausstellung bereits derart strapaziert, dass die zukünftige Finanzierung des Betriebs ungeklärt sei. «Es gibt die Befürchtung, dass Adlungs Nachfolger mit leeren Taschen dastehen wird», sagt Stadträtin Sabine Wolff (Neues Forum). Das weist der Direktor entschieden zurück: «Es geht hier alles korrekt zu. Wir unterliegen der Kontrolle des Landesverwaltungsamts. Das sieht noch ganz anders nach, als die Stadträte es können.»

   Bei allen Kontroversen über den Kurs von Adlung, das Komponistenhaus ist zum Erfolg verdammt. Denn schon im kommenden April steht der 250. Todestag Händels an, und die neue Dauerausstellung «Händel - der Europäer» soll eröffnet werden. Adlung setzt dafür auf neue Medien und auf Besucher, «die sich erstmals überhaupt mit Barockmusik befassen». In dem von Musikwissenschaftlern geprägten Haus stößt das teilweise auf Vorbehalte. «Eventkultur» sei das, sagt ein Mitarbeiter.

   Adlung lässt Zahlen sprechen: 60 000 Gäste hätten Ausstellung und Veranstaltungen im letzten Jahr besucht. «Das sind 20 000 mehr als im Bacharchiv in Leipzig», sagt er stolz. Zusätzlich 40 000 Besucher habe letztes Jahr das Händelfestival gehabt. «Im Jubiläumsjahr sehen wir Luft nach oben.» Mit Blick auf die Feiern zu Händels 250. Todestag ist er voller Hoffnung: «Ich denke, spätestens im April, wenn wir das Haus wieder eröffnen, werden alle tief durchatmen und sagen: Das wurde ja auch Zeit.»


Das hallesche Händel-Haus in neun Daten
- Im heutigen Händel-Haus wurde 1685 der Komponist Georg Friedrich Händel geboren, er lebte hier bis zu seiner Auswanderung nach Hamburg 1703

- Seit dieser Zeit wurde das Haus immer wieder verändert und umgebaut

- 1937 erwarb die Stadt Halle das Gebäude und begann mit der Einrichtung eines «Musikmuseums»

- seit April 2008 wird das Händel-Haus von Grund auf saniert, Bauende soll im April 2009 sein, der Umbau soll zwei Millionen Euro kosten

- im Händel-Haus stehen dann knapp 600 Quadratmeter Ausstellungsfläche auf zwei Etagen und im Dachgeschoss zur Verfügung

- Das bislang städtische Museum Händel-Haus wurde im Januar dieses Jahres in eine Stiftung bürgerlichen Rechts umgewandelt

- Nach Angaben der Stiftung Händel-Haus ist es gemessen an den Besucherzahlen das zweitwichtigste hallesche Museum nach dem Landesmuseum für Vorgeschichte

- Unterm Dach der Stiftung Händel-Haus arbeiten ein Museum, eine Händel-Forschungsstelle, ein Restaurierungsatelier und die Organisatoren der Händelfestspiele

- Die Händelfestspiele finden jedes Jahr im Juni statt und gelten als das wichtigste Barockmusikfestival Deutschlands


Im Jahr 2009 feiert die Welt Händel
Ihren ersten Höhepunkt erleben die Händel-Festivitäten bereits im Februar mit einem Festwochenende anlässlich Händels Geburtstag. Das Konzert am 22. Februar, eine Hommage an Händel und Luther, läutet das Jubiläumsjahr offiziell ein. Eine neue Händel-Ausstellung zeichnet die historischen Spuren des berühmten Barockmeisters nach, die am 15. April im eigens für das Festjahr „herausgeputzten“ und grundlegend sanierten Händel-Geburtshaus in Halle eröffnet wird. In der Gedenkwoche zu Händels Todestag eröffnet zudem am 19. April ein Konzert aus der Marktkirche zu Halle den „Handel Special Day“, bei dem 40 Rundfunkanstalten der European Broadcasting Union Händels Musik in zahlreiche Länder übertragen.

Die Jubiläums-HÄNDEL-FESTSPIELE vom 4. bis 14. Juni stehen unter der Schirmherrschaft von Königin Elisabeth II. und Bundespräsident Horst Köhler. Neben der frühen Kammermusik und der italienischen Kantate prägen Händels Opern das Festspiel-Programm. Fünf szenische Aufführungen von „Floridante“, „Alcina“, „Serse“, „Ariodante“ und „Belshazzar“ bereiten wir mit der Oper Halle und dem Goethe-Theater Bad Lauchstädt vor. Daneben erwarten Sie Oratorienaufführungen hochkarätiger Barockspezialisten wie Trevor Pinnock and Friends, Le Concert des Nations unter Jordi Savall, The English Concert unter Harry Bicket und vielen anderen mehr.

Zu den rund 80 Veranstaltungen an mehr als 20 Aufführungsorten erwarten wir im Jubiläumsjahr 50.000 Besucher aus aller Welt. Die Eintrittskarten werden seit dem 3. Oktober 2008 über ticket online verkauft.



 

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