Hauptbild
Christoph Hagel inszeniert eine Mozart-Oper im Berliner Bode-Museum. Foto: dapd
Christoph Hagel inszeniert eine Mozart-Oper im Berliner Bode-Museum. Foto: dapd
Hauptrubrik
Banner Full-Size

Abendkleid neben Kapuzenshirt - Christoph Hagel inszeniert eine Mozart-Oper im Berliner Bode-Museum

Publikationsdatum
Body

Berlin - Auf Operngenuss im Museum können sich Kunstfans in Berlin schon fast verlassen. Nach "Apollo und Hyacinth" und "Orpheus und Eurydike" wird Regisseur Christoph Hagel nun "Titus" über die temporäre Bühne in der Basilika des Berliner Bode-Museums singen und tanzen lassen. Gerade mit dem Echo Klassik-Sonderpreis 2010 für seine außergewöhnliche Inszenierung "Flying Bach" geehrt, können die Bode-Museums-Besucher den Regisseur derzeit bei Proben zu "Titus" erleben. Premiere feiert die Hagel-Inszenierung der Oper von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) am 29. Oktober.

"Die Rolle vorwärts lassen wir doch", sagt Hagel zu Lukas Pommer während der Probe. Der 13-Jährige aus Steglitz spielt den kindlichen Titus - eine von vielen Besonderheiten in Hagels "Titus"-Umsetzung. Darin sind Kinder wie Spiegelbilder der drei erwachsenen Hauptfiguren integriert. Dazu tanzt Lukas um den "großen" Titus herum, neckt ihn und bewegt seine Arme wie bei einer Puppe. Lukas schauspielert zum ersten Mal und freut sich, dass im Casting auf ihn die Wahl fiel. "Mitten in einem Museum Theater spielen", schwärmt der Gymnasiast und räumt ein, schon früher vom Schauspieler-Beruf geträumt zu haben.

Inhaltlich konzentriert sich Hagel auf eine Dreiecksgeschichte, die Beziehungen und dramatischen Verflechtungen der Hauptfiguren Titus, Vitellia und Sesto. In der Oper will die römische Adlige Vitellia Kaiser Titus, der ihre Liebe verschmäht, beseitigen. Ihr junger Liebhaber Sesto soll ihn töten. Titus aber ist Sestos engster Freund. Der Mordanschlag misslingt, Sesto wird der Prozess gemacht, aber er verschweigt die Hintergründe. Beim Ausgang der Geschichte verlässt Hagel für 20 Sekunden das Original, weil er sicher ist, dass Mozart zu seinem Schluss eher genötigt wurde. Mehr wolle er noch nicht verraten. Gespannt sein dürften die Zuschauer auch auf die Kostüme, verspricht Hagel. "Da könnte ein Titus im Kapuzenshirt neben einer Vitellia im klassischen römischen Abendkleid tanzen." Entworfen wurden die modernen und edlen Kostüme von David Engler, der bei Vivienne Westwood Modedesign studierte.

Ort des Geschehens ist wiederum die an einen Laufsteg erinnernde Bühne mitten in der Basilika des Bode-Museums. Rechts und links werden die Zuschauer sitzen. Und wie auch schon bei den vorherigen Opern-Inszenierungen von "Apollo und Hyacinth" und "Orpheus und Eurydike" wurde die Basilika zur besseren Akustik mit einem Teppich ausgelegt. Mozarts Musik wird wieder von den Berliner Symphonikern gespielt.

Christoph Hagel ist bekannt für Operninszenierungen an ungewöhnlichen Orten. So sorgte er 2008 für Aufsehen mit der "Zauberflöte in der U-Bahn" im fertiggestellten, aber noch nicht in Betrieb genommenen Berliner U-Bahnhof Bundestag. Bereits vor zehn Jahren sahen fast 60.000 Zuschauer den von ihm produzierten "Zirkus um Zauberflöte" in der Inszenierung von George Tabori im Zirkus Roncalli.

Bis zum 6. Dezember gibt es außer montags und donnerstags täglich 90minütige "Titus"-Vorstellungen um 20.30 Uhr - auf Wunsch auch mit einer Führung durch das Bode-Museum. Am 12. November sowie am 3. und 4. Dezember sind keine Vorstellungen geplant. Die Preise liegen zwischen 53 und 64 Euro.

 

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!