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Deutsche Gitarre (ca. 1905) von Johann Fürst. Foto: Katalog
Deutsche Gitarre (ca. 1905) von Johann Fürst. Foto: Katalog
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Ästhetik und Klang: Eine Ausstellung mit italienischen und deutschen Gitarren des 19. und frühen 20. Jahrhunderts in Mittenwald

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Am 14. April wurde im Geigenbaummuseums Mittenwald eine Sonderausstellung mit Gitarren des 19. Jahrhunderts aus Italien und Mittenwald eröffnet. Nach einleitenden Worten der Museumsdirektorin Dr. Constanze Werner führte der italienische Gitarrenbauer Lorenzo Frignani in das Thema der Ausstellung ein.

Lorenzo Frignani ist es gelungen, eine größere Anzahl von sechssaitigen Instrumenten aus Italien zu erwerben und bis heute teilweise zu restaurieren. Es handelt sich hier um 21 Instrumente gefertigt von Gitarrenbauerfamilien aus Neapel (das früheste Exponat von 1794), Ferrara, Mailand, Bologna, Turin und Florenz. Die Entwicklung des mit nunmehr 6 Einzelsaiten veränderten Instruments, das insbesondere im musikalischen Biedermeier beliebt war, kann an den verschiedenen instrumentenbautechnischen Details verfolgt werden.

Wandtafeln erläutern die Geschichte der Erbauer. Im Katalog wird zudem kurz darauf hingewiesen, welche italienischen Instrumentenbauer den damals wirkenden Interpreten und Komponisten Gitarren konstruiert haben. Die Instrumente im zweiten Raum stammen aus Mittenwald. Sie wurden z.T. von Gitarristen und Instrumentenbauern aus Mittenwald für die Ausstellung hergerichtet. Ein Großteil der Exponate aus Mittenwald stammt von privaten Leihgebern aus Deutschland.

Die Instrumente sind insgesamt weniger verziert und haben häufig einen ungeteilten Instrumentenboden. Der Instrumentenkopf ist immer wieder anders geformt als jener der italienischen Gitarren. Mehrere Instrumente haben einen völlig veränderten Korpus, einen zweiten Instrumentenhals sowie eine Vielzahl von zusätzlichen Saiten. Sie weisen auf die besondere Nähe zur Volksmusik (Schrammeln) hin. (Auch heute gibt es in der Folk-Musik Interpreten, die auf Gitarren mit 2 oder 3 Hälsen spielen).

Der Katalog zur Ausstellung umfasst ca. 100 Seiten und bietet auf einer CD Interpretationsbeispiele mit einigen dieser historischen Instrumente. Die Instrumente sind anschaulich farbig fotografiert, die Maße genau aufgelistet. Neben der Geschichte der jeweiligen Gitarrenbauerfamilie sind die Besonderheiten des Instruments beschrieben. Im Vorwort wird darauf hingewiesen, dass die Geschichte des Mittenwalder Gitarrenbaus bisher kaum erforscht wurde. Die Ausstellung findet bis zum 30. Oktober 2011 statt. Der Katalog (mit CD) kostet 30 € und ist unter geigenbaumuseum [at] markt-mittenwald.de (geigenbaumuseum[at]markt-mittenwald[dot]de) erhältlich.

Eine interessante Ergänzung dazu ist der Vergleich mit dem Katalog" Faszination Gitarre", erschienen 2010 im Nicolai-Verlag, zu der erst kürzlich stattgefundenen gleichnamigen Ausstellung im Berliner Musikinstrumentenmuseum. Dort kann man lesen, dass um 1800 die "Grundversorgung" an Gitarren-Instrumenten in Deutschland und zum Teil in anderen Ländern von Mittenwald aus erfolgt ist. Man hatte neben dem marktbeherrschenden Geigenbau Gitarrenmanufakturen eingerichtet. Erst nach dem Wiener Kongress ersetzten aus politischen Gründen andere Produktionsstandorte die beherrschende Mittenwalder Gitarrenproduktion. Auch in diesem Katalog aus Berlin sind eine Vielzahl von Gitarren fotografiert und aufgelistet, sowie auf einer CD als Musikbeispiel eingespielt. Verschiedene Artikel (mit ausführlicher Bibliographie) u.a. zum Gitarrenbau, zur Gitarrenpädagogik und zur Akustik erhellen das Thema.

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