Nimmt man die ersten fünf Konzerte des diesmal „Two Horns and More“ überschriebenen „BMW Welt Jazz Awards“ als Maßstab, dann war der letzte und sechste Wettbewerbsbeitrag eine Art Veteranen-Treffen. Zwei der Musiker haben sich fast schon so etwas wie einen Legendenstatus im europäischen Jazz erspielt. Bis auf Schlagzeuger Patrice Héral sind alle Mitglieder des Christof Lauer Trios längst den werberelevanten Zielgruppen entwachsen.
Tubist Michel Godard wird dieses Jahr 51 und der Namensgeber dieses munteren, fast jugendlich schnittigen Dreiers kann sich im Mai die Geburtstagstorte mit einer 58 aus Buttercreme oder wahlweise Marzipan verzieren lassen. Die innere Einstellung hat dazu geführt, dass man dem Frankfurter Bandleader das Alter nicht ansieht. Und schon gar nicht anhört.
Am trommelnden Küken in seiner Band, dem 45-jährigen Héral, hätten vermutlich selbst Basecap-Träger Gefallen gefunden, denen die Gesäßtaschen ihrer übergroßen Beinkleider stets um die Kniekehlen schlabbern. Denn der Mann aus Montpellier versteht sich unter anderem auf Hip Hop-Kultur, die er für die Jazzsprache übersetzt. Seine Raps und digital aufgemotzten Grooves versetzten bewegliche Körperteile beim Matinee-Konzert im Doppelkegel in Schwingung. Auch sonst brachte der einstige Straßentheater-Künstler etwas Tänzerisches, Verspieltes in die Musik mit ein, die sich aus vielen Quellen bediente: folkloristisch Angehauchtes und mittelalterliche Reminiszenzen war da ebenso zu vernehmen wie scharfkantige Jazz-Themen und freie Ausbrüche.
In den durchweg straffen Stücken kam selten so etwas wie Sentimentalität auf – dynamisch brachte es das Trio schnell auf den Punkt und verstand sich auf eine konstruktive Form der Aggressivität. Eines war ein wenig schade: dem Motto „Two Horns and More“ hätte man von Seiten der Musiker vielleicht etwas mehr entgegen kommen sollen. So ist Michel Godard, der neben seiner Tuba auch das archaische Schlangeninstrument Serpent und Bassgitarre spielte, zwar alles andere als ein konventioneller Begleiter – doch auch wenn er aus der seinem Instrument ursprünglich zugedachten Rolle ausbricht, hätte man sich etwas mehr Dialog mit dem großartigen Christof Lauer an Tenor- und Sopransaxofon gewünscht. So ließen sich beide Bläser jeweils auf kurze, aber intensive Wechselspiele mit dem Drummer ein. Aber ihre beiden Stimmen tauschten sich vielleicht zu wenig im Vordergrund aus. Ein hitziges Wortgefecht wäre doch was gewesen. Aber das sind nur marginale Einwände. Denn eigentlich war es ein mitreißendes, kurzweiliges Sonntags-Konzert.
Konnte das Christof Lauer Trio genug Jury-Punkte einheimsen, um am 9. April im Auditorium der BMW Welt um den eigens geschaffenen Pokal und das Preisgeld von € 10.000 zu spielen? Das Ergebnis wird in ein paar Tagen bekannt gegeben. Meine Einschätzung: sonderlich leicht hatte es das fünfköpfig Team um den Vorsitzenden Oliver Hochkeppel nicht – der „BMW Welt Jazz Award 2011“ zeigte ein verdammt hohes Niveau.