Nein, liebes Staatsministerium für Kunst, Kultur und Medien (BKM), wir sind nicht die Hauszeitschrift des Deutschen Musikrates. (Die heißt übrigens „Musikforum“, erscheint bei Schott – und wird aus unseren Steuergeldern von Ihnen/Euch freundlich mitfinanziert. Wie – nur noch viel üppiger – übrigens auch das MIZ – Musikinformationszentrum – im Unterschied zum KIZ – Kulturinformationszentrum –, das es sich in freier Unternehmerschaft getragen erlauben kann, ähnlich der nmz, gelegentlich auch unangenehme Wahrheiten zu veröffentlichen.) Soviel zur ersten Aufklärung, da Ministerin Christina Weiss kürzlich auf eine kleine Anfrage im Bundestag verlauten ließ, ihr sei kein Pendant zu jenem jährlich mit gut 160.000 Euro geförderten MIZ bekannt.
Dass wir uns trotzdem immer wieder intensiv mit den Strukturen des DMR beschäftigen, hat zunächst mit hoher Wertschätzung zu tun. Wir halten diese zivilgesellschaftliche Vereinigung unverändert für eine tragende Säule der bundesrepublikanischen Kultur- und Bildungslandschaft. Deshalb freuen wir uns, dass die durch jahrzehntelanges bürgerschaftliches Engagement in die Welt gehobenen Projekte („Jugend musiziert“, Bundesjugendorchester, BuJazzO, Instrumente zur Förderung zeitgenössischer Musik) dank Ihrer Unterstützung, liebes Staatsministerium, finanziell gesehen zunächst einen sicheren Hort in einer wohl geführten gemeinnützigen Projekt-GmbH gefunden haben.
Andererseits gewinnen wir den Eindruck, dass Sie die aus vielen Gründen notwendige enge Kommunikation zwischen dem Vereinsteil des DMR und seiner nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten geführten Tochtergesellschaft über den Aufsichtsrat massiv beeinflussen. So geriet uns ein Schreiben Ihres geschätzten Abteilungsleiters Knut Nevermann an Präsident und Vereinsgeschäftsführer zur Kenntnis. Nevermann bedroht Versuche, vereinsseitig auf die inhaltliche Arbeit der Projektgesellschaft vertraglich gesichert einzuwirken, gewissermaßen mit der finanziellen Todesstrafe.
Bei allem Respekt, verehrte Ministeriale, vor Ihrer Skepsis im Hinblick auf den gerade der Insolvenz entrückten Verein: Viel Vertrauen in Ihre temporär durch Wahlperioden, moralisch vorwiegend durch materielle Überlegungen gesteuerte bisherige Arbeit mag bei uns auch nicht aufkommen. Sie bewegen sich aufwändig und eng spartenbewusst im experimentell Entlegenen oder schielen auf flotte Öffentlichkeitswirkung fern aller Nachhaltigkeit, damit hat sich’s. Auf die im Verein Musikrat gebündelte Sachkompetenz wirken Sie dringend angewiesen, wollen Sie sich nicht dem Verdacht aussetzen, eine reine Abwicklungs- und Verwaltungsinstanz zu sein. Da sind konstruktive Gespräche erforderlich, die Ihnen nach der mühsamen Geburt einer neuen Vereins-Satzung gerade eben in der Mannheimer Pop-Akademie deutlich leichter fallen mögen: Viele Satzungsänderungen zeigen ein gemeinsames edles Ziel auf: eine möglichst weitgehende Unabhängigkeit von Ihnen – auch als Geldgeber. Mehr dazu in einem Gespräch mit Musikratspräsident Martin Maria Krüger auf den Seiten 25 und 32