Konkurrenz belebt das Geschäft? Eine dieser schleimschmeichelig verlogenen Waber-Phrasen unserer asozialen Marktwirtschaft. Fusion ist angesagt im Medien-Paradies, oder noch besser Verdrängung. Und was nicht den raschen Reibach abwirft, wird dichtgemacht und verscharrt. Der Konkurrent wird billig aufgekauft und eingestellt. Da wird mittlerweile auch auf kulturelle Institutionen – die einstmals schlicht mangels kapitaler Masse oder vielleicht auch erfreulicherweise bildungsbürgerlicher Einsicht und Vision folgend schon mal verschont wurden – keine Rücksicht mehr genommen. Wir allerdings, in unserer Musiknische, die ja eigentlich sehr eng ist und scheint’s spitze Ellenbogen anempfiehlt, beobachten das Verdorren kulturjournalistischer Qualitätsprodukte mit Sorge und Trauer.
Die ehemalige DDR-Pop-Kultur-Zeitschrift mit dem feinen Titel „Melodie & Rhythmus“ – sang und klanglos beerdigt. Die traditionsreiche „Österreichische Musikzeitschrift“– stets ein kompetenter und kritischer Spiegel des Musiklebens von Innsbruck über Graz bis Wien und über die Landesgrenzen hinaus – abgeschafft. (Immerhin ist damit der Streit um das internetrelevante Kürzel „ÖMZ“ – beendet. Es kann jetzt von der gut subventionierten Österreichischen Militär-Zeitschrift exklusiv genutzt werden.) Und die „Schweizer Musikzeitung“, einst durchaus auch in materieller Gefahr, hat ihre Krise dank Unterschlupfes bei der „Neuen Zürcher Zeitung“ beendet, einem politisch nach rechts gerutschten, aber immerhin noch kunstfreundlichen großen Print-Haus in Europa.
Unserer Partnerzeitschrift „Politik und Kultur“ fällt es leicht, in jeder Ausgabe eine ganze Seite mit der „Roten Liste“ gefährdeter Kulturinstitutionen zu füllen. Deren Verschwinden korreliert oft genug mit dem Schrumpfen der einstigen Qualitäts-Feuilletons zu Vorankündigungs-Marketing-Geschnatter samt bezahlter Anzeigenschaltung. Über die Grenzen geblickt stünde wohl auch der öffentlich-rechtliche Schweizer Rundfunk ganz oben auf dieser Liste. Seine Existenz wird dieser Tage im Rahmen einer Volksabstimmung hinterfragt. Es soll hierzulande Ministerpräsidenten geben, die in ihrer Eigenschaft als Funk-Herrscher interessiert nach Süden schielen.
Für die Arbeit von Journalisten, Rechercheuren, Redakteuren, Fotografen mag man eben nix mehr zahlen. Im Netz gibt’s doch sowieso alles umsonst. Egal, ob es was taugt oder nicht, denn: aufgrund bester Eigenkompetenz mag man sich – egal worum es geht – von irgendwelchen „Studierten“ doch nicht mehr belehren lassen. Jeder ist sein eigener Nachrichtenchef und die Teleskopversion des Selfie-Sticks steckt griffbereit in der Gesäßtasche.
Weil aber die fortwährende Existenz unseres kleinen Verlagshauses, unserer nmz, in Widerspruch zu vorstehender Jeremiade steht, weil wir auf unseren unabhängigen Journalismus ebenso stolz sind wie auf unsere stabile Leserschaft, halten wir das modische Journalisten-Schlechtgerede für die eigentlichen Fake-News und sichern Ihnen zu: Professionelle, gut recherchierte Informationen aus (fast) allen Bereichen des Musiklebens. Damit wir leben können – nicht ganz umsonst.