Bayreuth - Am 22. Oktober 2011 jährt sich der Geburtstag des Komponisten und Klaviervirtuosen Franz Liszt zum 200. Mal. Der 1886 in Bayreuth gestorbene Künstler wurde auch dort beerdigt, obwohl er die meiste Zeit seines Lebens auf Reisen war oder in Weimar gewirkt hatte. Er hatte zu Lebzeiten verfügt, an seinem Sterbeort auch begraben zu werden. Für die Stadt der berühmten Richard-Wagner-Festspiele ist seine Grabstätte ein guter Grund, sein Leben und Werk im Jubiläumsjahr umfassend zu würdigen. Den Auftakt zu den knapp 200 Veranstaltungen unter dem Motto «Lust auf Liszt» bildet der 47. Ball der Stadt Bayreuth am Samstag (8. Januar).
«Der Bezug Liszts zu Bayreuth ist ein Segen für die Stadt», freut sich der städtische Kulturbeauftragte für Musik und Theater, Nicolaus Richter. Denn Liszt liegt hier nicht nur einfach begraben. Er war zudem ein Freund und später sogar der Schwiegervater des nur zwei Jahre jüngeren Richard Wagner, der Liszts Tochter Cosima 1870 geheiratet hatte. Außerdem trug Liszt maßgeblich dazu bei, dass die Opern-Festspiele in Bayreuth überhaupt entstehen konnten. Und deshalb, so betont Richter, gebe es mehrere Gründe, ihn auch hier zu feiern. «Ohne Liszt gäbe es wohl die Festspiele nicht», erklärt er. Liszt habe Wagner immer finanziell unterstützt und war auch bei der Festspielpremiere 1876 dabei.
Also wird im Liszt-Jubiläumsjahr auch Richard Wagner nicht ganz außen vor bleiben. Als einen der vielen Höhepunkte hierzu nennt Richter das Konzert des Israel Chamber Orchestra am 26. Juli, das mit dem «Siegfried-Idyll» sogar ein Wagner-Werk aufführen wird. «Das ist eine Sensation», schwärmt Richter. Schließlich wurde Richard Wagner immer eine gewisse Nähe zu den Nationalsozialisten nachgesagt. Dass gerade ein Orchester aus Israel seine Musik in Deutschland spielt, ist also alles andere als selbstverständlich. Zumal die Kontaktaufnahme mit der Wagner-Urenkelin Katharina, der heutigen Leiterin der Bayreuther Festspiele, laut Richter vom Orchester selbst ausging.
Zahlreiche Weltstars zu Gast
Auf dem Spielplan hat der Programmverantwortliche aber noch viele - wie er es nennt - weitere «Leuchtturm-Veranstaltungen» untergebracht. «Es werden fast alle Werke von Liszt gespielt», erklärt Richter. Ein ehrgeiziges Unterfangen, angesichts der langen Schaffenszeit des einstigen Wunderkindes, das schon im Alter von neun Jahren Klavierkonzerte gab und mit 13 Jahren seine einzige Oper «Don Sanche ou Le Château d?amour» komponierte. Diese Oper steht - allerdings musikalisch nachbearbeitet - ebenso auf dem Programm wie das 1866 entstandene Oratorium «Christus», das in Auszügen zum Festakt an Liszts 200. Geburtstag aufgeführt wird.
Besonders freut sich Richter darüber, einen der wohl bedeutendsten Opernsänger der Gegenwart, Thomas Hampson, für einen Liederabend im März engagiert zu haben sowie die beiden Pianistinnen Alice Sara Ott und Hélène Grimaud, die sich bei Konzerten vom 22. bis 24. Juli gleichsam die Klinke in die Hand geben.
Es sei gar nicht schwierig gewesen, Weltstars für sein Unterfangen zu gewinnen, erzählt Richter. «Sehr viele haben gerne zugesagt.» Problematisch sei in manchen Fällen lediglich die Organisation gewesen, angesichts der vollen Terminkalender der Stars.
Rund eine Million Euro lässt sich die Stadt Bayreuth die Veranstaltungen im Liszt-Jahr kosten und sieht sie auch als eine Art Generalprobe für die Festlichkeiten zum 200. Geburtstag Richard Wagners im Jahr 2013. Zwar gebe es Zuschüsse von Stiftungen und Sponsoren. Das meiste müsse aber durch die Eintrittsgelder wieder in die Kasse kommen, erzählt Richter. Trotz der für Bayreuther Verhältnisse hohen Eintrittspreise von bis zu 80 Euro pro Karte sei die Nachfrage für die großen Konzerte schon sehr gut, freut er sich.
Ergänzt wird das musikalische Programm durch zahlreiche Rahmenveranstaltungen: Neben Lesungen aus Briefen des Künstlers, Vorträgen oder Ausstellungen gibt es geführte Stadtrundgänge zu seiner Grabkapelle auf dem Stadtfriedhof, einen Besuch des Franz-Liszt-Museums und einen Abstecher zur Klaviermanufaktur Steingraeber & Söhne, wo noch der Original-Flügel des Künstlers steht.