Die ersten Bemühungen des Landesmusikrates Thüringen um den Aufbau einer Landesmusikakademie gehen bereits in das Jahr 1990/91 zurück, als auf Einladung des Bayerischen Musik-rates und des Landesmusikrates Hessen die neu entstehenden Landesmusikräte in den neuen Ländern auf diese Möglichkeit der Musikförderung hingewiesen wurden. Das damalige Konzept scheiterte jedoch einerseits an der politischen Einsicht andererseits an einem Personal- und Finanzierungskonzept, das unter den gegebenen Voraussetzungen nicht umsetzbar war. Trotz ministerieller Ablehnung verfolgte das Präsidium des Landesmusikrates diese Idee jedoch weiterhin und suchte nach möglichen Standorten im ganzen Land, von denen es infolge der zahlreichen kleinen Residenzen eine ganze Reihe von Optionen gab, so unter anderem das Schloss Krossen an der Landesgrenze nach Sachsen, das Schloss Wilhelmsburg bei Eisenach mit seiner Verbindung zum Schaffen Georg Philipp Telemanns und das Residenzschloss der Schwarzburger in Sondershausen.
Mit der Entscheidung der Landesregierung, die 2. Thüringer Landesausstellung „Thüringen – Land der Residenzen“ nach Sondershausen zu bringen, waren die finanziellen Mittel für die Sanierung des dortigen Marstalles gegeben und die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten als Eigentümer der benötigten Gebäude war von einem Musikakademiekonzept zu überzeugen.
Die Gebäude
Die Landesmusikakademie ist in einem gesonderten Gebäudekomplex Wagenhaus-Marstall-Achteckhaus im Park des Sondershäuser Schlosses untergebracht. Am architektonisch interessantesten ist wohl das Achteckhaus in Form eines perfekten Oktogons, das ursprünglich als Karussell mit einem drehbaren Fußboden für die barocken Feste (vornehmlich Reiterspiele) gebaut worden war. 1710 malte Lazaro Sanguinetti das beeindruckende Deckengemälde und die schweren Stuckfassungen, die das Gemälde umrahmen, stammen vermutlich aus der Minetti-Werkstatt. Es dient heute als Konzertsaal mit 350 Plätzen der Landesmusikakademie und der Stadt Sondershausen. Das eigentliche Akademiegebäude, der ehemalige Marstall, wurde von dem Schinkel-Schüler C.F.A. Scheppig in einer Bauzeit von vier Jahren von 1847-1851 errichtet. In den beeindruckenden Gewölbehallen waren dann über Jahrzehnte die fürstlichen Pferde untergebracht. Das Obergeschoss wurde als Wohnraum für die fürstlichen Bediensteten genutzt. Um 1930 war darin für einige Jahre ein Musikcorps des Heeres untergebracht. Nach 1945 diente das gesamte Gebäude lediglich als Lagerraum.
Das Programm
Die 24. Akademie im Arbeitskreis der Musikbildungsstätten in Deutschland ist die jüngste Einrichtung dieser Art und wurde im Juni 2005 eröffnet. Wie alle anderen Akademien ist sie Fortbildungs- und Begegnungsstätte für Musiker/-innen und Musikpädagogen aller Altersgruppen. Musikverbände und -vereine können in ihr instrumentale Kurse, Tagungen, Fortbildungen, Seminare und Arbeitsphasen durchführen. Darüber hinaus finden Multiplikatorenlehrgänge im Laienmusikbereich statt. Ebenso bilden Fortbildungslehrgänge für Musikpädagogen einen wichtigen Schwerpunkt, die deren Arbeit zur musikalischen Nachwuchsförderung unterstützen sollen. In der professionellen Musik werden von der Akademie vor allem Impulse für die Alte und Neue Musik und ihre Pflege in Thüringen ausgehen. Auch spartenübergreifende Musikprojekte zum Beispiel zur Bildenden Kunst, zur Literatur oder zur Darstellenden Kunst befinden sich in der Planungsphase. So wird 2008 eine Ronald-Paris-Ausstellung von der Akademie aus ihren Weg nach Berlin und Hamburg antreten. Bereits jetzt ist sie Arbeitsort der vier Landesjugendensembles, die sich in Trägerschaft des Landesmusikrates befinden, sowie Austragungsort der Landeswettbewerbe im Laienbereich.
Die Ausstattung
Die Landesmusikakademie verfügt über acht Übungsräume und drei Unterrichtsräume, die größtenteils mit Klavieren ausgestattet sind. Für Spezialisten Alter Musik steht ein Cembalo (Nachbau nach Christian Zell von Matthias Kramer, 2007) bereit. In den beiden Übungssälen für Ensembleproben, in den beiden großen Säulenhallen, die auch für Gesamtproben geeignet sind, sowie im Konzertsaal Achteckhaus stehen Konzertflügel zur Verfügung. Für Fachtagungen und Konferenzen mit bis zu fünfzig Teilnehmern wird einer der Übungssäle im Obergeschoss mit Tischen eingerichtet. Tagungstechnik steht komplett zur Verfügung.
Perspektiven
Es ist das erklärte Ziel des Leitungs-teams, den Ruf der Landesmusikakademie Sondershausen als neues musikalisches Kompetenzzentrum für die Musikszene in Thüringen und darüber hinaus weiter auszubauen. Dazu gehören entsprechende finanzielle Rahmenbedingungen und ein schönes Gästehaus, das sich wunderbar in den herrlichen Schlosspark einbauen ließe. Dann wird es auch gelingen, die große Zahl von Gästen des vergangenen Jahres zu halten und die Übernachtungen noch weiter auszubauen.
Kontakt Landesmusikakademie:
Postfach 1120, 99701 Sondershausen,
Tel.: 0 36 32/66 63 26
Fax: 0 36 32/66 63 49
E-Mail: Eckart.Lange [at] landesmusikakademie-sondershausen.de (Eckart[dot]Lange[at]landesmusikakademie-sondershausen[dot]de)
www.landesmusikakademie-sondershausen.de