Berlin – München: Nach der überwältigenden Zustimmung für das Wachstums-Beschleunigungsgesetz der schwarz-gelben Bundesregierung reagieren nun auch die Bundesländer – allen voran natürlich Bayern: Kultusminister Ludwig Spaenle brachte soeben einen Bildungs- und Kultur-Beschleunigungs-Gesetzesentwurf in den Landtag ein, der im wahrsten Sinn des Wortes Schule machen dürfte.
So wird das – laut Spaenle höchst erfolgreiche G8-Gymnasium auf ein G-6 eingedampft: Die Schülerinnen und Schüler können dann schon mit 15 an die Unis und mit 18 promovieren. Opern, Theater und Orchester werden verpflichtet, ihre Vorstellungen auf die Dauer von maximal einer Stunde zu beschleunigen, was zu optimalen Tarifdeckelungen, maximalen Energiekosten-Ersparnissen und revolutionären künstlerischen Innovationen führen dürfte – so Spaenle übermorgen im taktlos-Interview.
Berlin: Kulturstaatsminister Bernd Neumann errichtet Kunst-Zensurbehörde. 20 Jahre nach dem Mauerfall sei endlich ein vorurteilsloser Umgang mit dem Erbe und den Errungenschaften der DDR dringend geboten. Dazu gehöre auch eine funktionierende Zensurbehörde. Außerdem gäbe es sonst nichts wirklich Produktives in seinem Amt zu tun. Der Staat müsse sich aber vor allem durch eine Unterhöhlung durch kritische Kunst schützen. Bei der aktuellen Ausstellung des Deutschen Historischen Museums zum Thema „Fremde“ habe man erstmals die Fähigkeiten einer solchen Zensurbehörde unter Beweis gestellt. „Kunst und Wissenschaft müssen politisch korrekt sein: erst dem Staat und dann der Wahrheit verpflichtet“. Als nächsten Schritt kündigte Neumann an, zunächst die Spielpläne der Theater- und Opernhäuser unter die Lupe zu nehmen. Zur Disposition stünden auch Klassiker wie Schiller oder Lessing. Als Sofortmaßnahme wird die Ausstrahlung der Kinderserie „Bernd, das Brot“ wegen nachgewiesener Staatsblasphemie verboten. Der Kulturstaatsminister erkannte sich in der Hauptrolle wieder.
Köln: Die für den 18. November in der Kölner Philharmonie angesetzte Uraufführung des Orchesterstücks „Teufel Amor“ mit dem Untertitel „Hymnos nach Schiller“ von Jörg Widmann durch die Wiener Philharmoniker unter Christian Thielemann ist verschoben worden. Wie KölnMusik mitteilte, sei Widmanns Werk „nicht rechtzeitig zum Probenbeginn fertig gestellt“ geworden. Thielemann dirigiert nun ein reines Beethoven-Programm. Neben den Sinfonien Nr. 7 und 8 wird die Egmont-Ouvertüre aufgeführt. Dazu Thielemann: „Das macht ja kaum einen Unterschied. Der Egmont-Stoff ist zwar von Goethe. Aber der war ja mit Schiller befreundet – so ähnlich wie Beethoven mit Jörg Widmann.“
Berlin: Der designierte Vorsitzende des Bundestags-Kulturausschusses, Alterspräsident Heinz Riesenhuber, dementierte soeben Meldungen, dieser Ausschuss gerate zum Parkpkatz abgehalfterter SPD-Minister. Sowohl Per Steinbrück wie Brigitte Zypries und Ulla Schmidt hätten sich hochkünstlerisch bewährt – als kreative Gestalter von Finanz-, Urheberrechts- und Gesundheitspolitik. Bedenken hege er allenfalls gegenüber der GRÜNEN-Abgeordneten und Konzert-Pianistin Agnes Krumwiede, die ja noch nicht mal die Vierzig überschritten hätte und somit von Kultur keine Ahnung haben kann.
München: Grundlegende Tarifreform bei der Gema. Nach hitzigen Diskussionen um die Gebührenregelung hat die Gesellschaft schließlich folgender Lösung zugestimmt. Unabhängig von Stück und Aufführungsrahmen werden die Aufführungsgebühren nach Länge des erklingenden Applauses festgesetzt. Das Internet betreffend wird eine nach Alter gestaffelte Pauschale ähnlich der GEZ-Gebühren in Kraft treten. Jugendliche Internetnutzer müssen demnach einen sehr hohen Grundbetrag pro Kopf und Computer entrichten. „Für uns ist jeder Jugendliche prinzipiell ein illegaler Downloader“ so ein GEMA-Vorstand. Entsprechend sind die sogenannten Silver Surfer, also Internetnutzer im Alter von 60 Jahren an aufwärts, komplett von dieser Grundgebühr befreit. Dies sei nur gerecht, da diese ohnehin nur unverkäuflichen Klassik-Schrott und wertloses Blasmusik-Gedudel herunterzögen.
Düsseldorf/Dortmund: Die Kulturstiftung des Landes Nordrhein-Westfalen stellt einen Sonder-Etat zur Förderung von Künstlern zur Verfügung. Dabei geht es konkret um die Verleihung des Titels „Ausgedienter Künstler des Volkes.“ Diese mit einigen Euro dotierte Auszeichnung soll Künstlern verliehen werden, die offenkundig den Zenit ihrer Laufbahn überschritten haben. Für 2010 wird dieser Preis erstmals an die Violinistin Anne-Sophie Mutter vergeben. Mit dem Preisgeld soll der Künstlerin die Möglichkeit eröffnet werden, sich von der öffentlichen Bühne zurückzuziehen, womit allen ein großer Dienst erwiesen werde, heißt es in der Begründung der Jury.